US-Arbeitsmarkt im Fokus Börsen auf der Suche nach Stabilität
Uneinheitliche US-Jobdaten haben heute für Nervosität an den Börsen gesorgt. Die gestrige Kurserholung an der Wall Street ist bereits verpufft. Der DAX ist erneut mit Verlusten aus dem Handel gegangen.
Die anhaltende Unsicherheit über die künftige Geldpolitik hat die globalen Aktienmärkte heute einmal mehr belastet. Noch immer steht die Frage im Raum, ob die Notenbanken in ihrem Kampf gegen die Inflation die Leitzinsen weiter anheben werden. Neue Daten vom US-Arbeitsmarkt verpassten dem jüngst wieder gestiegenen Mut der Anlegerinnen und Anleger an der Wall Street einen Dämpfer.
Der US-Leitindex Dow Jones ging mit einem kleinen Minus von 0,03 Prozent aus dem Handel und stand zuletzt bei 33.120 Punkten. Der marktbreite S&P 500 verlor 0,13 Prozent. Der technologielastige Nasdaq 100 rutschte um 0,36 Prozent ab. Zwar gelang es den Indizes, die Verluste im Tagesverlauf recht deutlich einzudämmen. Dennoch sind die gestrigen Erholungsgewinne zum Teil wieder passé.
Am Vortag hatten überraschend schwache Daten vom US-Jobdienstleister ADP noch Spekulationen geschürt, dass das Ende der geldpolitischen Straffung der US-Notenbank Fed näher rücken könnte. Das drückte die Anleiherenditen - und verschaffte so den Aktienmärkten wieder etwas Luft zum Atmen.
Nun stiegen allerdings die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weniger stark an als erwartet. Das passt nicht so recht in das Bild einer erwarteten Abkühlung am US-Arbeitsmarkt. Mit Spannung schauen die Investoren deshalb auf den morgen anstehenden offiziellen Arbeitsmarktbericht für September. Davon könnte abhängen, wo die Reise an den globalen Finanzmärkten hingeht.
Bleibt der Jobmarkt robust und steigen die Löhne, kann dies die Inflation anheizen, sodass die Fed weitere Zinsanhebungen ins Auge fassen könnte. Zeigt der Arbeitsmarkt hingegen wie von vielen Marktteilnehmern erhofft Risse, könnte die Zinspause verlängert werden. Dadurch würde Druck von den Renditen am Anleihemarkt genommen, wodurch Anlagen in Aktien wieder etwas attraktiver erscheinen könnten.
Das könnte darüber entscheiden, "ob die Börse in der Lage ist, ein stabiles Fundament zumindest für eine Jahresend-Erholung in den kommenden Wochen zu bauen oder ob der Crash-Monat Oktober seinem Namen gerecht wird", sagte Jürgen Molnar, Analyst vom Broker RoboMarkets. Darüber hinaus mache jedoch auch der Streit um den US-Haushaltsplan die Investoren nervös, kommentierte Jochen Stanzl, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. "Die politischen Differenzen in Washington müssen bis zum 17. November überwunden sein, sonst droht erneut ein Shutdown."
Auch die Anlegerinnen und Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben angesichts der unsicheren Gemengelage lieber vorsichtig. Der DAX ist nach seinem gestrigen Kursrutsch, bei dem er zeitweise unter die runde Marke von 15.000 Punkte fiel, weiter auf der Suche nach Stabilität.
Am Morgen hatte der DAX eine zögerliche Erholungsbewegung bis auf 15.158 Zähler gestartet, die er am Mittag aber schon wieder beendete. Am Nachmittag lag der Leitindex zunächst noch ganz leicht mit 0,01 Prozent im Plus, ehe er ins Minus drehte. Letztlich schloss das Börsenbarometer 0,2 Prozent tiefer bei 15.070 Punkten.
Wenn schon die dringend überfällige technische Gegenbewegung misslingt, verheißt das für die weiteren DAX-Perspektiven nichts Gutes. Aus charttechnischer Perspektive liegt die nächste wichtige Unterstützungszone nun bei 14.800 Punkten - hier hatten die Kurse in der Vergangenheit schon häufiger wieder die Kurve bekommen.
Der Euro ist heute weiter gestiegen. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im New Yorker Handel 1,0546 US-Dollar. Damit baute sie ihre Vortagesgewinne etwas aus. Trotz der jüngsten Erholung notiert der Euro aber auf niedrigem Niveau. In dieser Woche war der Kurs mit 1,0448 Dollar auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten gefallen.
Am Ölmarkt setzt sich indes der Preisrutsch der vergangenen Tage fort. Die Nordsee-Sorte Brent und das US-Öl WTI verloren jeweils rund zwei Prozent auf 84,02 beziehungsweise 82,45 Dollar pro Barrel (159 Liter). Am Rohölmarkt scheint die Konjunkturskepsis die Oberhand zu gewinnen. Von den kräftigen Preiszuwächsen, die das Bild bis Ende September geprägt haben, ist wenig zu sehen. Vielmehr notieren die Erdölpreise gegenwärtig auf dem tiefsten Stand seit gut einem Monat.
Am deutschen Aktienmarkt steht der abgesagte Börsengang des Panzer-Zulieferers Renk im Mittelpunkt. Eigentlich sollten die Aktien heute erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden, doch nur wenige Stunden vorher verschoben Renk und sein Eigentümer, der Finanzinvestor Triton, die Emission auf unbestimmte Zeit.
Der Autobauer Volkswagen strafft laut einem Pressebericht die Vorgaben für Investitionen. In einem internen Schreiben an die Führungskräfte habe Marken-Finanzchef Patrik Andreas Mayer die anzusetzenden Kapazitäten gekürzt, die Wiederverwendung alter Anlagen angemahnt sowie gefordert, dass sich Rationalisierungsinvestitionen schnell auszahlen sollen. Das berichtete das Wirtschaftsportal "Business Insider" unter Berufung auf ihm vorliegende Unterlagen.
Eine besonders große Nachfrage nach Einlasskarten stimmt den Ticketvermarkter CTS Eventim noch optimistischer als bisher. So rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von deutlich über zwei Milliarden Euro, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis des Gesamtjahres 2023 soll über 400 Millionen Euro und damit deutlich über dem des Vorjahres. Die Aktien von CTS Eventim stiegen daraufhin zeitweise um knapp neun Prozent.
Die Commerzbank hat im Grundsatzstreit um Strafzinsen auf Spargelder von Kunden einen Etappensieg eingefahren: Das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt wies im Berufungsverfahren die Klage der Verbraucherzentrale Hamburg gegen Bestimmungen im Preis- und Leistungsverzeichnis beziehungsweise dem Preisaushang des Geldhauses ab. Da das OLG die Revision zum Bundesgerichtshof (BGH) zugelassen hat, ist wahrscheinlich, dass das Thema in Karlsruhe landen wird.
Nachdem am Aktienmarkt heute Sorgen in Bezug auf das dritte Quartal des Sportartikelherstellers Puma aufgekommen sind, bestätigte der Konzern seine Jahresziele. "Wir bestätigen hiermit den Ausblick für das Gesamtjahr", teilte eine Sprecherin mit. Zu den am 24. Oktober zur Veröffentlichung anstehenden Quartalsergebnissen wollte sich Puma nicht äußern. Am Markt wurde der starke Abgabedruck damit begründet, dass derzeit dämpfend auf die Analystenschätzungen eingewirkt werde. Die Puma-Aktie verlor zeitweise zweistellig.
RWE-Chef Markus Krebber warnt angesichts hoher Zinsen, steigender Kosten und Lieferschwierigkeiten vor Verzögerungen beim Ausbau der Offshore-Windkraft. "Ich sehe keinen Kollaps, aber es droht eine massive Verzögerung, wenn wir nicht schnell gegensteuern", sagte Krebber der "Wirtschaftswoche". Die Hafeninfrastruktur müsse ausgebaut und Anreize geschaffen werden, die Lieferketten hier in Europa aufzubauen.
Der Google-Konzern Alphabet muss nach einer Einigung mit dem Bundeskartellamt seinen Nutzern bei bestimmten Diensten wie GMail mehr Wahlmöglichkeiten bei der Verarbeitung ihrer Daten einräumen. Das teilte das Amt in Bonn mit. Zuvor hatte die Kartellbehörde dem US-Konzern eine "ausführlich begründete Abmahnung" zukommen lassen, die sich mit der Einigung nun erledigt hat.
Die Luxusautomarke Rolls-Royce bekommt einen neuen Chef. Christopher Brownridge übernimmt die Spitzenposition bei der BMW-Tochter ab dem 1. Dezember, wie der Konzern mitteilte. Amtsinhaber Torsten Müller-Ötvös geht in Ruhestand. Er hatte seit 2010 an der Spitze von Rolls-Royce gestanden. Brownridge leitete zuletzt die Vertriebsgesellschaft für Großbritannien und Irland. Auch BMW Motorrad bekommt einen neuen Chef: Markus Flasch übernimmt den Bereich zum 1. November. Sein Vorgänger, Markus Schramm, geht ebenfalls in Ruhestand.
Der Autovermieter Sixt steigt als Sponsor bei zwei führenden US-Basketballclubs ein. Die Münchner unterzeichneten einen Sponsorenvertrag mit einer Laufzeit von drei Jahren mit den Chicago Bulls und den LA Lakers. Es handle sich um das erste Mal, dass Sixt in den USA einen Sponsorenvertrag abschließe. Die USA seien der wichtigste Wachstumsmarkt für Sixt, sagte Co-Chef Alexander Sixt. Sowohl Chicago als auch Los Angeles seien wichtige Drehkreuze und Reiseziele in den USA. Zum Volumen äußerte sich Sixt nicht.
Der Linux-Spezialist Suse wird aus dem SDAX gelöscht. Grund sei, dass der Streubesitz im Zusammenhang mit einer Übernahme unter zehn Prozent gesunken sei, teilte die Deutsche Börse gestern Abend mit. Für das Softwarehaus werde aufgrund der Marktkapitalisierung als nächstmöglicher Nachfolger der weltgrößte Abfüllanlagenhersteller Krones zum 9. Oktober in den SDAX aufgenommen.
Aktien von Redcare Pharmacy sind nach Eckdaten zum dritten Quartal im Aufwind. Jefferies-Analyst Alexander Thiel sprach "von einem weiteren Rekordquartal" mit einem Umsatzanstieg um 67 Prozent. Der gute Lauf der Aktie in diesem Jahr erhält damit wohl einen neuen Anstoß: Mit einem Kursplus von 125 Prozent in diesem Jahr ist sie Klassenbeste im MDAX.
Aktien von Gerresheimer leiden unter enttäuschenden Quartalszahlen. Bei dem Verpackungshersteller haben sich die Geschäfte im dritten Quartal stärker abgeschwächt als erwartet. Ein Händler sprach von einem enttäuschenden Bericht, auch wegen eines nur bestätigten Ausblicks.
Der anhaltende E-Bike-Boom hat dem IT-Leasing-Unternehmen Grenke zu weiteren Zuwächsen verholfen. Im dritten Quartal stieg das Leasing-Neugeschäft um 4,5 Prozent auf 591,1 Millionen Euro. Treiber war hauptsächlich das Geschäft mit E-Bikes in Deutschland und Österreich.
Der Wechselrichterhersteller SMA Solar profitiert weiter vom Boom bei Solaranlagen und hebt dank guter Geschäfte im dritten Quartal seinen Ausblick für das Gesamtjahr an. So dürfte 2023 nun ein Umsatz von 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro erreicht werden. Bislang standen 1,7 bis 1,85 Milliarden Euro im Plan. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erwartet das Management zwischen 285 und 325 Millionen Euro nach zuvor 230 bis 270 Millionen Euro.
Greenpeace-Aktivisten sind auf das Dach der Uniper-Zentrale in Düsseldorf geklettert und haben dort gegen ein umstrittenes Gasförderprojekt vor der Westküste Australiens protestiert. Sie entrollten an der Fassade ein 150 Quadratmeter großes Banner mit den Slogans "Gas zerstört" und "No New Gas". Am Eingang der Zentrale des Energiekonzerns stellten die 40 Aktivisten Protestplakate auf, im Inneren wurden nach Angaben einer Greenpeace-Sprecherin Uniper-Flaggen ausgetauscht.
Papiere von Alstom sind heute zeitweise um über 30 Prozent in die Tiefe gerauscht. Der Bahnzulieferer hat mit einer neuen Prognose für den Cash Flow (freie Barmittel) im laufenden Jahr enttäuscht. Das Unternehmen rechnet nun wegen angestiegener Lagerbestände mit einer negativen Größe von 500 bis 750 Millionen Euro. Analyst Gael de-Bray von der Deutschen Bank sprach von einem Glaubwürdigkeitsverlust des Managements. Die Einstufung der Kreditwürdigkeit, die sich bisher auf dem Niveau "Investment Grade" bewegt, sei nun fraglich. Auch eine Kapitalerhöhung könnte notwendig werden.
Die Aktien der österreichischen Bank Bawag legen über fünf Prozent zu. Die Europäische Zentralbank hat grünes Licht für den geplanten Aktienrückkauf um 175 Millionen Euro gegeben. Das Programm soll am 9. Oktober starten und bis Ende des Jahres über die Bühne gehen. Marktteilnehmer sehen das positiv.
Der Elektroautohersteller Rivian Automotive schraubt seine Quartalsprognose nach dem Hochfahren der Produktion von Pick-up-Trucks und SUVs nach oben. Der Tesla-Konkurrent erwartet für die drei Monate bis zum 30. September einen Umsatz zwischen 1,29 und 1,33 Milliarden Dollar verglichen mit knapp 540 Millionen Dollar im Vorjahr. Das von Amazon unterstützte Start-up hatte Anfang der Woche die Erwartungen für die Auslieferungen im dritten Quartal übertroffen.
Google bessert seinen Sprachassistenten Assistant mit Funktionen des hauseigenen Chatbots Bard auf. Der Assistant, der bisher eher auf einfache Aufgaben ausgelegt war, soll damit zum Beispiel im E-Mail-Fach nach wichtigen Nachrichten suchen, bei der Reiseplanung helfen oder einen Text zu einem Social-Media-Beitrag schreiben können. Google präsentierte zudem sein neues Smartphones Pixel 8, das stark auf Künstliche Intelligenz setzt, unter anderem bei der Bildbearbeitung.
Nach mehreren Monaten der Ungewissheit warten die Mitarbeiter des Ford-Werks in Saarlouis auf Aussagen zur Zukunft des Standortes. Die Beschäftigten des US-amerikanischen Autobauers rechnen auf einer Betriebsversammlung mit Aussagen darüber, ob es einen weitergehenden Vertrag mit einem Investor und weitere Verhandlungen gibt - oder ob der Investorenprozess gescheitert ist. Mitte 2025 läuft die Produktion des Ford "Focus" am Standort aus.
Das kanadische Softwareunternehmen BlackBerry will die Geschäftsbereiche IoT (Internet of Things) und Cybersicherheit voneinander trennen. Für das IoT-Geschäft sei später ein Börsengang geplant, teilte das Unternehmen gestern mit. BlackBerry hatte im Mai angekündigt, strategische Alternativen wie eine mögliche Abspaltung eines Geschäftsbereichs zu prüfen.
Die britische Schauspielerin Julia Ormond geht wegen angeblicher Sexualverbrechen gerichtlich gegen den früheren Filmproduzenten Harvey Weinstein vor. Ormond reichte die Klage gestern (Ortszeit) vor einem Gericht in New York ein. Die Klage richtet sich auch gegen die Walt Disney Company, Miramax und die Talentagentur Creative Artists Agency (CAA). Die Filmstudios und ihre Agenten bei CAA hätten damals von Weinsteins wiederholten Übergriffen auf Frauen gewusst, so Ormond.
Apple hat ein Software-Update veröffentlicht, das das Problem heiß laufender Geräte des neuen iPhone 15 Pro beheben soll. Die neue Betriebssystem-Version iOS 17.0.3 enthalte auch Sicherheitsupdates, teilte der Konzern gestern mit. Apple hatte am Wochenende eingeräumt, dass die iPhones bei einigen Nutzern wegen eines Software-Fehlers im iOS-System heiß werden.