Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Börsenwoche voller Unsicherheit US-Börsen mit Verlusten nach Achterbahnfahrt

Stand: 04.08.2023 22:18 Uhr

An der Wall Street überwog zum Ende der Börsenwoche die Unsicherheit. Die US-Indizes drehten nach einer zwischenzeitlichen Erholung ins Minus. Zuvor hatte der DAX kleine Gewinne in den Handelsschluss gerettet.

Nachdem sich der Dow-Jones-Index der US-Standardwerte fast ein Prozent ins Plus bewegt hatte, nahmen die Investoren in den beiden letzten Handelsstunden der Woche doch wieder Reißaus. Am Ende einer turbulenten Börsenwoche verlor er 0,4 Prozent auf 35.066 Punkte.

Auch an der Technologiebörse Nasdaq schmolzen die zwischenzeitlich deutlichen Tagesgewinne wieder. Der Auswahlindex Nasdaq 100 beendete den Handel bei 15.275 Punkten, 0,5 Prozent tiefer. In der gesamten Börsenwoche hatte der Tech-Sektor deutlich mehr unter Verkäufen zu leiden.

Mit ausgelöst wurde die jüngsten Kursverluste der vergangenen Tage durch eine Bonitätsabstufung der USA durch die Ratingagentur Fitch. Experten sehen darin allerdings keine echte, fundamentale Belastung. Insgesamt werde die Herabstufung der USA wohl nur sehr geringe direkte Auswirkungen auf den Markt haben, so etwa Björn Jesch, Vorstand der Fondsgesellschaft DWS. Langfristig könne es allenfalls zu geringfügigen Umschichtungen hin zu Anleihen von Ländern mit Top-Rating kommen.

Neue Daten zum Arbeitsmarkt in den USA wurden am Nachmittag zunächst positiv aufgenommen. Außerhalb der US-Landwirtschaft wurden im Juli 187.000 neue Stellen geschaffen. Analysten hatten mit einem Plus von 200.000 gerechnet. Laut LBBW-Analyst Dirk Chlench, kristallisiert sich am Arbeitsmarkt langsam eine Abschwächung heraus, die nach den Leitzinsanhebungen der US-Notenbank Fed "überfällig" ist: "Daher ist nach unserer Ansicht bei den US-Leitzinsen das Ende der Fahnenstange erreicht". Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt spielt eine wichtige Rolle für die Geldpolitik in den USA. Denn ein starker Arbeitsmarkt sorgt für höhere Löhne, was die Inflation verstärken kann.

Eine Reihe von Geschäftszahlen großer Technologieunternehmen bewegte die Kurse in New York. Stärkster Wert im Dow-Jones-Index war die Aktie des Biotech-Unternehmens Amgen nach guten Quartalszahlen. Der US-Pharmakonzern hat dank starker Verkäufen von Osteoporose-Medikamenten und Cholesterinsenkern Umsatz und Gewinn überraschend stark gesteigert.

Gewinne, die höher als erwartet waren, treiben die Amazon-Aktie um zehn Prozent nach oben. Amazon verbuchte im abgelaufenen Quartal einen Gewinn von 6,7 Milliarden Dollar und damit fast doppelt so viel wie Analysten prognostiziert hatten. Dagegen rutschen Aktien von Apple deutlich ab, nachdem der Konzern einen leichten gesunkenen Konzernumsatz gemeldet hatte.

Bei 15.952 Punkten, und damit 0,4 Prozent höher, hatte der deutsche Börsenindex den Handel auf XETRA abgeschlossen. Im Abendhandel konnte sich der Late-DAX der Marke von 16.000 Punkten aber nicht weiter nähren. Das Allzeithoch, das seit Montag bei 16.529 Zählern liegt, ist damit wieder weit entfernt, der Wochenverlust beim DAX beträgt 3,2 Prozent.

Die Inflation im Euro-Raum scheint sich abzuschwächen, glauben Experten der Europäischen Zentralbank (EZB). Verschiedene Indikatoren deuteten darauf hin, so die Analysten in einem am Freitag veröffentlichten Artikel. Danach hat vor allem die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise) in der ersten Jahreshälfte ihren Höhepunkt im Euroraum erreicht. Die Entwicklung der Kerninflation ist ein wichtiger Faktor für die Zinsentscheidungen der EZB. Die Währungshüter haben im Kampf gegen die hohe Inflation seit Sommer 2022 die Schlüsselzinsen bereits neun Mal in Folge angehoben - zuletzt in der vergangenen Woche.

Großbestellungen bei Airbus und im Maschinenbau haben den Auftragseingang in Deutschland im Juni kräftig steigen lassen. Der Zuwachs betrug im Vergleich zum Vormonat sieben Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Vor allem ein Rekordauftrag für den Flugzeugbauer Airbus sorgte für das hohe Plus. Ohne die großen Bestellungen wären die Aufträge im Juni um 2,6 Prozent zurückgegangen. 

Update Wirtschaft vom 04.08.2023

Bettina Seidl, HR, tagesschau24, 04.08.2023 09:00 Uhr

Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung nach bei 1,0948 US-Dollar gehandelt und damit in etwa auf dem gleichen Niveau wie am Vorabend. Die Veröffentlichung der US-Daten schob den Euro am Nachmittag aber wieder über die Marke von 1,10 Dollar. Am Devisenmarkt wird offenbar die Wahrscheinlichkeit einer längeren Pause bei Zinsanhebungen in den USA nun höher eingeschätzt.

Die Ölpreise sind heute leicht gestiegen und haben damit an die kräftigen Gewinne vom Vortag angeknüpft. Am Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober 85,21 US-Dollar. Das waren 17 Cent mehr als am Vortag. Gestern hatte eine Ankündigung von Saudi-Arabien den Ölpreisen kräftigen Auftrieb verliehen, und der Preis für Rohöl aus der Nordsee war mehr als zwei Dollar nach oben gesprungen. Das führende Opec-Land hatte seine einseitige Kürzung der Ölförderung um einen weiteren Monat verlängert.

Das Frankfurter Bankhaus erwirtschaftete im zweiten Quartal dank des rasanten Zinsanstiegs einen Gewinn von 565 Millionen Euro - ein Plus von mehr als 20 Prozent binnen Jahresfrist. Damit übertraf die Commerzbank die Analystenschätzungen. Die Erträge vor Risikovorsorge legten 8,7 Prozent auf 2,63 Milliarden Euro zu. An der Börse konnte die Bank allerdings mit ihren Zahlen nicht punkten. Die Aktie schloss 2,6 Prozent im Minus und war damit einer der schwächsten DAX-Werte. Händler nannten einen leicht erhöhten Kostenausblick als Belastungsfaktor.

Auch Papiere des Chip-Herstellers Infineon büßten weiter ein, nach. Der Konzern hatte gestern rückläufige Umsätze und Ergebnisse im abgelaufenen Quartal bilanziert. Analysten wie die des Investmenthauses Jefferies sehen die sich abschwächenden Gewinnmargen in der Branche kritisch.

Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern Vonovia machen wie der gesamten Branche die steigenden Zinsen zu schaffen. Deshalb will Vonovia etwa mit dem Verkauf von Immobilien seine Schulden verringern. Aufgrund des schwierigen Marktumfelds wertet das Unternehmen seinen Immobilienbestand erneut ab. Unter dem Strich fällt deshalb im zweiten Quartal ein Verlust von gut zwei Milliarden Euro an, wie der DAX-Konzern heute in Bochum mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte Vonovia einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Kurs der Vonovia-Aktie fiel um 1,5 Prozent.

Airbus ist mit der Auslieferung von 65 Verkehrsjets im Juli der bisher zweitstärkste Monat des Jahres gelungen. Nur im Juni hatte der Hersteller mit 72 Auslieferungen mehr Maschinen an seine Kunden übergeben. Nach den ersten sieben Monaten des Jahres summieren sich die Auslieferungen damit auf 381 Flugzeuge. Das entspricht rund 53 Prozent des Jahresziels von 720 Jets. Unterdessen holte Airbus im Juli Bestellungen über 60 neue Maschinen herein und musste einem Sprecher zufolge drei Stornierungen hinnehmen.

Die dänische Großreederei Maersk warnt wegen der Konjunkturschwäche und dem Abbau von Lagerbeständen bei Kunden vor einem stärkeren Rückgang der Containernachfrage. Die Containermengen dürften in diesem Jahr um vier Prozent sinken, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Im abgelaufenen Quartal bekam die Nummer zwei unter den weltweiten Containerreedereien die schwache Konjunktur zu spüren. Da die Frachtraten nach den Rekorden in den vorangegangenen Corona-Jahren stark geschrumpft sind, brach der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von 10,3 auf 2,9 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz sank um 40 Prozent auf 13 Milliarden Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. August 2023 um 09:00 Uhr.