Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Rekordjagd unterbrochen DAX-Anleger pausieren

Stand: 19.02.2024 18:21 Uhr

Weil die US-Investoren wegen eines Feiertages heute fehlten, waren die Bewegungen am Aktienmarkt überschaubar. Der DAX blieb aber über 17.000 Punkte und damit nahe seines Rekordniveaus.

Wie meist, wenn die US-Anleger nicht am Markt sind, ging es an der heimische Börse heute ruhiger zu. Die Börsen in den Vereinigten Staaten bleiben wegen eines Feiertages geschlossen.

Der DAX bewegte sich in einer engen Handelsbandbreite zwischen 17.049 und 17.094 Punkten und schloss am Ende bei 17.092 Punkten, ein leichter Tagesverlust von 0,15 Prozent. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex bei 17.117 Punkten geschlossen und dabei im Verlauf bei 17.198 Zählern ein Rekordhoch markiert. Wichtige Wirtschafts- oder Geschäftsdaten standen nicht auf der Agenda, so dass dem Markt auch von dieser Seite her die Impulse fehlten.

Der MDAX der mittelgroßen Werte tendierte am Ende mit einem Minus von 0,51 Prozent etwas schwächer, behauptete bei einem Schlussstand von 26.014 Zählern aber knapp die Marke von 26.000 Punkten. Das Tagestief hatte bei 25.897 Punkten deutlich tiefer gelegen.

Der DAX entfernte sich damit zwar weiter von seiner am Freitag aufgestellten neuen Bestmarke bei 17.198 Zählern, scheint sich aber über der Marke von 17.000 Punkten zu etablieren. Der Aufwärtstrend ist laut Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets zudem intakt, "und die Anleger scheinen sich auch daran zu gewöhnen, dass jetzt eine 17 vorn auf der DAX-Tafel in Frankfurt steht, nachdem zuvor noch wochenlang um diese Marke gekämpft wurde".

Aus technischer Sicht gilt es für die DAX-"Bullen" (die Käufer am Aktienmarkt) nun, die runde 17.000-Punkte-Marke weiter zu verteidigen, um das positive Szenario nicht zu gefährden.

Update Wirtschaft vom 19.02.2024

Melanie Böff, HR, tagesschau24, 19.02.2024 09:00 Uhr

"Bei einem nachhaltigen Kursrutsch unter die Marke von 17.000 Punkten, wäre mit einer längeren Korrektur zu rechnen, die saisonal ab Mitte Februar bis Mitte März erwartet wird", betont ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Auch die Saisonalität mahnt zur Vorsicht: "Derzeit befinden wir uns in der zweiten Februarhälfte und damit in einer der schwächsten Börsenphasen des gesamten Jahres", erklärt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets.

Unter den Einzelwerten im DAX war abermals die Rheinmetall-Aktie im Fokus, die an der Index-Spitze stand. Unter anderem getrieben von der Nachricht, dass Rheinmetall die Produktion von Munition in der Ukraine plant, setzten Aktien des Rüstungskonzerns ihren Rekordlauf fort und gewannen rund 4,0 Prozent. Erstmals in der Börsengeschichte übersprang der Kurs damit die 400-Euro-Marke.

Das zuletzt auch von US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump geschürte Interesse der Anleger an Rüstungswerten bleibt damit zu Beginn der neuen Börsenwoche ungebrochen. Papiere der Branchenwerte Renk und Hensoldt verzeichneten ebenfalls überproportionale Kursgewinne.

Auch am Devisenmarkt sind die Bewegungen überschaubar. Der Euro handelt zum Dollar am späten Nachmittag kaum verändert bei 1,0768 Dollar, erholte sich aber im weiteren Verlauf. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0776 (Freitag: 1,0768) Dollar fest.

Bereits am Freitag hatte der Euro unter dem Strich nahezu stagniert. "Seitdem in der letzten Woche die US-Verbraucherpreise mit Werten klar oberhalb der Konsensschätzung für eine Überraschung gesorgt haben, sind die Hoffnungen auf schnelle und umfangreiche Zinssenkungen der US-Notenbank Fed kleiner geworden", schrieben die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen.

Auch mit Blick auf die Europäische Zentralbank hat sich laut der Landesbank die Zinsfantasie per saldo reduziert. Zwar gebe es für den französischen Notenbankchef Villeroy de Galhau gute Gründe, nicht zu lange mit dem ersten Schritt zu warten, es gehe aber nicht darum, die Dinge zu überstürzen. Zudem lässt EZB-Präsidentin Christine Lagarde den Experten zufolge keine besondere Eile erkennen. Man müsse sicher sein, dass der Pfad der weiter sinkenden Teuerung nachhaltig zum Inflationsziel führt.

Der Goldpreis steigt leicht um 0,1 Prozent und liegt damit über der Marke von 2.000 Dollar je Feinunze. Die Ölpreise zogen leicht um rund 0,2 Prozent an.

Auch unter dem finanziellen Druck milliardenschwerer US-Rechtsstreitigkeiten streicht Bayer die Dividende zusammen. Für drei Jahre solle das gesetzlich geforderte Minimum ausgeschüttet werden, teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern heute kurz vor Börsenschluss mit. Für 2023 ergäbe sich daraus eine Dividende von 0,11 Euro je Aktie, was auch der Hauptversammlung im April vorgeschlagen werden soll.

Die Einschnitte stünden im Zusammenhang mit dem Schuldenstand, den hohen Zinsen und einer angespannten Situation beim freien Finanzmittelfluss (Free Cashflow). Der Bayer-Aktienkurs schwankte zunächst stark, notierte zuletzt im XETRTA-Handel mit plus 1 Prozent aber etwas höher als vor der Mitteilung. Die Einschnitte bei der Dividende kommen für Experten nicht sonderlich überraschend. Nachbörslich gerät das Papier aber unter größeren Abgabedruck.

Die beiden großen Fondsgesellschaften Deka und Union Investment wollen den Vorstand des Krisenkonzerns Siemens Energy auf der Hauptversammlung kommende Woche nicht entlasten. "Der Ergebniseinbruch und die Unterstützung des Staates zeigen weder ein vorausschauendes noch wertschaffendes Management", sagte Ingo Speich von Deka Investment dem "Handelsblatt".

Der Energiekonzern RWE hat für seinen Nordsee-Windpark Kaskasi Strom-Lieferverträge mit weiteren großen Unternehmen an Land gezogen. Bei den Abnehmern handele es sich um Thyssenkrupp Steel Europe, DHL, Vodafone, Ensinger, Evonik und Infraserv Höchst. Mit der Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) sei bereits zuvor eine Vereinbarung getroffen worden. Die Verträge liefen mehrheitlich über zehn Jahre. Die erste Belieferung starte 2026.

Trotz der angekündigten Prüfung durch das Bundeswirtschaftsministerium sieht BASF-Finanzchef Dirk Elvermann keine Hürden für den geplanten Verkauf der Öl- und Gastochter Wintershall Dea an den britischen Ölkonzern Harbour Energy: "Die zu veräußernden Assets der Wintershall Dea stellen keine kritische Infrastruktur dar."

Die Aussicht auf weitere Streiks in dieser Woche lässt die Anleger der Lufthansa nicht kalt. Während sich die Passagiere erneut auf Flugausfälle an mehreren deutschen Airports einstellen müssen, verzeichnete die im MDAX notierte Aktie Verluste von knapp einem Prozent. Die Gewerkschaft Verdi hat für Dienstagmorgen das Bodenpersonal zu einem Warnstreik an den Standorten Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln-Bonn und Stuttgart aufgerufen.

Mitten in den Vorbereitungen für den Einstieg der Großreederei MSC bei der HHLA bekommt der Hamburger Hafenlogistik-Konzern die Folgen der schwachen Wirtschaftslage zu spüren. Wie die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) am Abend mitteilte, brach der Betriebsgewinn (Ebit) im abgelaufenen Geschäftsjahr um 54 Prozent auf 93 Millionen Euro ein. Das Ergebnis unterschritt damit die Erwartung einer Bandbreite von 100 bis 120 Millionen Euro. Der Umsatz des börsennotierten Teilkonzerns Hafenlogistik schrumpfte nach vorläufigen Zahlen um 8,6 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.

In schwierigen Zeiten für Deutschlands größten Hafen steigt der internationale Reederei-Multi MSC bei der HHLA ein. Mehrheitseigentümer bleibt die Stadt Hamburg, die aber Anteile an MSC abgibt. Der künftige Großeigner MSC gehört der Familie des italienisch-stämmigen Konzerngründers und -vorsitzenden Gianluigi Aponte. Der Konzern mit Sitz in der Schweiz ist Konkurrent von Hapag-Lloyd, dem anderen großen Schifffahrts-Traditionskonzern in Hamburg.

Ein Rückzug der HHLA von der Börse gilt nach Abschluss der Transaktion als realistisch. Der Konzernjahresüberschuss nach Anteilen Dritter brach auf neun von 82 Millionen Euro ein. Der Hauptversammlung am 13. Juni wird eine Dividende von acht Cent je Aktie vorgeschlagen, im Jahr zuvor wurden 75 Cent je Anteilsschein ausgeschüttet.

Die spanische Großbank und Deutsche-Bank-Konkurrent Santander will nach ihrem Rekordgewinn von 2023 erneut Milliarden für Dividende und den Rückkauf eigener Aktien ausgeben. Die Anteilseigner sollen auf der Hauptversammlung einer Schlussdividende von 9,50 Cent je Aktie zustimmen. Zudem will Santander für knapp 1,5 Milliarden Euro eigene Anteile zurückkaufen. Die Bank hatte im vergangenen Jahr mit fast 11,1 Milliarden Euro den höchsten Gewinn ihrer Geschichte erzielt.

Der chinesische Tesla-Rivale BYD bringt eine neue Version seiner Plug-in-Hybrid-Limousine Qin Plus DM-i mit einem niedrigeren Einstiegspreis auf den Markt. Der Einstiegspreis des neuen Modells liegt bei 79.800 Yuan (rund 10.285 Euro) und damit 20 Prozent unter der Vorgängerversion. Der EV-Riese setzt damit auf weitere Preissenkungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 19. Februar 2024 um 07:44 Uhr.