Anleger nehmen Reißaus Trump macht ernst - DAX rutscht ab
Trumps Verkündung neuer US-Zölle sorgt an den Börsen für Schockwellen. Nun droht ein neuer Handelskrieg - und diese Aussicht mögen die Märkte überhaupt nicht. DAX und Bitcoin tauchen ab.
US-Präsident Trump macht ernst und verhängt Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China. Kanada und Mexiko haben bereits Gegenzölle angekündigt. Und eher früher als später will Trump auch die EU mit Zöllen belegen. Das schürt an den Börsen die Furcht vor einem Handelskrieg.
Der DAX bricht im frühen Handel bis zu 2,2 Prozent auf 21.253 Punkte ein. Bis zur Mittagszeit kann der DAX seine Verluste zwar etwas reduzieren, aktuell liegt der deutsche Leitindex aber immer noch rund 1,7 Prozent im Minus.
Der DAX erlebe eine "Korrektur mit Ansage", erklärt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Wer wirklich geglaubt habe, der neue US-Präsident würde bei seinem Lieblingsthema Strafzölle nur pokern und auf Verhandlungen setzen, der werde jetzt eines Besseren belehrt.
"Verhandeln mag der Republikaner zwar sicherlich noch, aber zunächst einmal folgen auf Zölle Gegenzölle und der weltweite Handelskrieg geht in die nächste Runde", so Molnar.
Noch deutlicher macht sich die gestiegen Risikoaversion der Anleger derweil am Krypto-Markt bemerkbar. Bitcoin verliert über sechs Prozent auf 95.862 Dollar, Ethereum bricht um mehr als 20 Prozent ein. Damit steuerte die nach dem Bitcoin zweitwichtigste Cyber-Devise auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu.
Auf der Suche nach einem "sicheren Hafen" flüchten Anleger in deutsche Staatsanleihen. Dies drückt die Rendite der zehnjährigen und zweijährigen Titel auf 2,409 beziehungsweise 2,074 Prozent. Investoren ziehen sich somit aus spekulativen Anlagen wie Aktien oder Kryptowährungen zurück und stecken sie in als sicher geltende Schuldtitel.
Die angekündigten US-Zölle nähren an den Märkten die Furcht vor einem Handelskrieg - Ökonomen zufolge sind derlei Ängste alles andere als unbegründet. "Wenn Mexiko, Kanada und China die angekündigten Vergeltungsmaßnahmen durchsetzen, würde die Weltwirtschaft eine noch nie dagewesene Eskalation der Handelsspannungen erleben", ist etwa Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt überzeugt.
"Es droht ein internationaler Handelskrieg, der die Weltwirtschaft schwächt und die Inflation antreibt", warnen auch die Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz.
An den Märkten werden nun Erinnerungen an das Jahr 2018 wach. "Der damalige Handelskrieg zwischen den USA und China hatte den Aktienmärkten einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht", betont IG-Analyst Christian Henke. Zeitweise brachen die Kurse massiv ein.
Auch heute dürfte es an der Wall Street zum Handelsstart zunächst deutlich bergab gehen. Der Future auf den US-Leitindex Dow Jones liegt aktuell 1,3 Prozent im Minus, während der Future auf den technologielastigen Nasdaq 100 um 1,7 Prozent nachgibt.
An den Devisenmärkten ist zum Wochenstart der Dollar gefragt. Die Erwartung, dass die Zölle die Inflation nach oben treiben und damit die US-Notenbank Fed von weiteren Zinssenkungen abhalten könnte, stützte die US-Devise. Der Euro liegt aktuell bei 1,0252 Dollar und näherte sich damit weiter der Parität zum Greenback.
Der steigende Dollar macht die in Dollar gehandelten Rohstoffe teurer und verhindert damit vorerst eine Fortsetzung der Goldpreis-Rally. Das Edelmetall notiert zur Mittagszeit bei 2.800 Dollar je Feinunze, nachdem es am Freitag mit 2.817 Dollar noch ein Rekordhoch markiert hatte.
Doch sollte es wegen der Zölle zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommen, werde Gold als "sicherer Anlagehafen" seine Rally sicher wieder aufnehmen, sind die Experten der US-Großbank JPMorgan überzeugt.
Aus Furcht vor Beeinträchtigungen bei US-Erdölimporten decken sich Anleger unterdessen mit Öl ein. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuert sich um gut zwei Prozent auf 77,34 Dollar je Barrel und die US-Sorte WTI sogar um 3,7 Prozent auf 75,18 Dollar. Auslöser dieser Rally sind die angekündigten US-Schutzzölle auf Waren aus Kanada und Mexiko, die unter anderem wichtige Erdöl-Lieferanten der USA sind.
Im DAX stehen heute vor allem Autowerte unter Druck, Papiere von VW und Daimler Truck und Traton führen mit Verlusten von über sechs Prozent die Verliererliste an. "Besonders die Zölle, die Trump gegen Mexiko erlassen hat, können zu einem Problem für die deutsche Autoindustrie werden", erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. "Zum einen, weil einige Autos direkt in Mexiko gefertigt werden und der Zugang zum amerikanischen Markt massiv erschwert wird."
Zudem müssten die deutschen Autoproduzenten, die in den USA tätig sind, mit wesentlich höheren Kosten rechnen, da ein Großteil der Autoteile aus Mexiko stammt. "Höhere Kosten und niedrigere Gewinne in Nordamerika ist das Letzte, was die angeschlagene deutsche Autoindustrie heute gebrauchen kann", so der Ökonom.
Die VW-Tochter Porsche will Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen loswerden. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche sei beauftragt worden, Gespräche mit den zwei Vorständen über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen, teilte der Sportwagenbauer in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Meschke wurden zuletzt Ambitionen auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche nachgesagt.
Deutliche Kursverluste verzeichnen der luxemburgische Stahlkonzern ArcelorMittal und sein finnischer Rivale Outokumpu. Den Experten der US-Großbank JPMorgan zufolge generiert ArcelorMittal etwa 15 Prozent seines Umsatzes in den USA, wovon der Großteil auf Stahlexporte aus Mexiko und Kanada entfällt. Outokumpu erwirtschafte rund 30 Prozent ihres Umsatzes in Nordamerika und betreibe zudem ein Edelstahlwerk in Mexiko.
Die Großreedereien Hapag-Lloyd und Maersk sind nun offiziell Teil einer Allianz. Das bedeutet, dass Reedereien aus Hamburg und Kopenhagen, die zu den größten der Welt gehören, den Laderaum ihrer Containerschiffe teilen. Die schon seit mehr als einem Jahr vorbereitete Partnerschaft nennt sich "Gemini Cooperation".
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.