Währungsmarkt Trumps Zolldrohung drückt den Euro
Die Sorge der Anleger vor einen eskalierenden Handelsstreit zwischen der EU und den USA drückt den Euro auf den tiefsten Stand seit November 2022. Was sind die Folgen für die Eurozone?
Die Furcht vor Zöllen der USA auf Waren aus der EU hat den Euro gegenüber dem Dollar auf den tiefsten Stand seit November 2022 zurückgeworfen. Zeitweise sackte der Kurs bis auf 1,0141 Dollar, bevor sich die Notierungen wieder etwas erholten.
Hintergrund für die aktuelle Schwäche der Gemeinschaftswährung sind die Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China, die US-Präsident Donald Trump am Wochenende verhängt hatte. Auf die Frage, ob nun auch Zölle auf europäische Waren folgen werden, hatte Trump geantwortet: Dies werde "definitiv passieren".
Es erscheine wieder wahrscheinlicher, dass auch andere Drohungen, zum Beispiel gegenüber Europa, umgesetzt würden, schreibt deshalb Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann in seinem Tageskommentar. "Viele Marktteilnehmer hatten bei US-Präsident Donald Trump auf eine Einsicht gehofft und wurden nun bitterlich enttäuscht", kommentiert Christian Henke, Marktbeobachter beim Broker IG Markets. Die neue Regierung in Washington habe nun auch Europa im Visier, meint Henke.
Zinsdifferenz macht den Dollar teurer
Warum belastet die Perspektive eines Handelsstreits mit den USA den Euro? Ökonomen befürchten, dass die erhobenen Zölle importierte Waren in den USA teurer machen werden. Dieser Preisanstieg wiederum könnte den Inflationsdruck in den USA wieder erhöhen. Die Folge davon wäre, dass die US-Notenbank Federal Reserve die Zinsen nicht, wie von vielen Anlegern am Aktienmarkt erhofft, zügig senken kann, die Zinsdifferenz zwischen der Eurozone und den USA würde größer.
Diese größere Zinsdifferenz unterstützt Ökonomen zufolge den Dollar, da beispielsweise Ersparnisse und andere in Euro notierte Vermögenswerte dann weniger Zinsen abwerfen als in den USA. Die höheren Zinsen locken also europäisches Geld in die USA, dadurch steigt die Nachfrage nach der US-Währung, der Dollar steigt.
Zölle sind Gift für Europas Konjunktur
Hinzu kommt, dass Europa besonders anfällig ist für die Auswirkungen von Trumps scharfer Zollpolitik, da die USA ein wichtiger Abnehmer von europäischen Produkten sind. Höhere Zölle dürfte die ohnehin schwächelnde Konjunktur in der Eurozone also weiter abwürgen.
Ob sich die Euro-Schwäche auch positiv auf die exportorientierte Eurozone auswirkt, ist hingegen ungewiss. Denn grundsätzlich würde ein günstigerer Euro die Wettbewerbsfähigkeit und die Attraktivität europäischer Waren in den USA zwar erhöhen, dieser Effekt würde durch erhobene Zölle aber wieder zunichte gemacht.
Fördert die Euroschwäche die Inflation?
Eine weitere negative Folge hängt mit dem Rohstoffmarkt zusammen. Da viele Rohstoffe auf den internationalen Märkten in Dollar gehandelt werden, wird ihr Import in die Eurozone immer teurer. Dadurch könnte sich letztlich der Inflationsdruck auch hierzulande wieder erhöhen, da die Verbraucher beispielsweise mehr an der Tankstelle oder für das Heizen bezahlen müssen.
Auch produzierende Unternehmen sind ebenfalls gezwungen, sich am Markt zu höheren Preisen einzudecken, was sich in Form von steigenden Preisen auswirken könnte. Ebenso werden die Preise für importierte Waren aus den USA wegen des gesunkenen Eurokurses steigen.
Deshalb warnt ifo-Präsident Clemens Fuest heute bereits vor unangenehmen Folgen für die Geldpolitik der EZB: "Indirekt reduziert der Dollar-Anstieg also den Spielraum für weitere Zinssenkungen", sagte Fuest. Für die europäische Konjunktur wäre das kaum ein Wunschszenario.