Hohe Belastung für Haushalte Ein Viertel geht für Miete drauf
Fast 20 Millionen Haushalte in Deutschland wohnen zur Miete - durchschnittlich werden dafür knapp 28 Prozent des Einkommens aufgewendet, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dabei gibt es große Unterschiede.
Wer in Deutschland zur Miete wohnt, gibt im Schnitt dafür mehr als ein Viertel seines Einkommens aus. Das teilte das Statistische Bundesamt mit. Die rund 19,9 Millionen Hauptmieterhaushalte der Bundesrepublik brachten demnach im vergangenen Jahr durchschnittlich 27,8 Prozent ihres Einkommens für die Miete auf.
Für die rund 6,6 Millionen Haushalte, die ihre Wohnung 2019 oder später angemietet haben, lag die Belastung mit 29,5 Prozent besonders hoch. Zum Vergleich: Die rund 2,7 Millionen Haushalte, die ihren Vertrag bereits vor 1999 abgeschlossen haben, zahlen im Schnitt etwa 26,8 Prozent ihres Einkommens.
"Die Mietbelastung insbesondere von Haushalten mit geringen Einkommen und in den Großstädten ist dramatisch", kommentierte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, die Entwicklung. "Es ist ein Alarmzeichen, dass der Anteil der Einkommen, der für Wohnkosten aufgewendet werden muss, in den vergangenen Jahren noch weiter gestiegen ist."
Große Städte, hohe Kosten
Laut der Statistik müssen vor allem alleinstehende Menschen in großen Städten tief in die Tasche greifen: Bei Einpersonenhaushalten liegt die durchschnittliche Mietkostenquote mit 32,7 Prozent bei knapp einem Drittel ihres Einkommens. Haushalte mit zwei Personen mussten dagegen weniger als ein Viertel (22,8 Prozent) ihres Einkommens für die Miete einplanen.
In Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern wenden Mieter im Schnitt 28,9 ihres Einkommens auf, in Orten mit bis zu 20.000 Einwohnern hingegen 25,9 Prozent. Nah am Durchschnitt liegt dafür die Belastung von Haushalten in mittelgroßen Städten mit einer Einwohnerzahl zwischen 20.000 und 100.000. Dort zahlten die Haushalte im Schnitt 27,6 Prozent ihres Einkommens für die Bruttokaltmiete.
Enorme Belastung für Geringverdienende
Unter den steigenden Mietpreisen und der vorherrschenden Inflation leiden besonders einkommensschwache Haushalte. Hier liegt die Mietbelastung im Schnitt bei mehr als 40 Prozent. Betroffen sind mehr als drei Millionen Haushalte, was etwa 16 Prozent aller zur Miete Wohnenden entspricht.
"Das Problem des Wohnungsmangels dürfte sich in den kommenden Jahren noch verschärfen", warnte IMK-Forscher Dullien. "Durch gestiegene Baupreise und gestiegene Zinsen der Europäischen Zentralbank befindet sich der Wohnungsbau derzeit im freien Fall."
Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine steige der Bedarf an Wohnraum noch weiter. Viele Schutzsuchende seien nach Deutschland gekommen - inzwischen lebten in der Bundesrepublik fast eine Million Menschen mehr, als man es vor Corona für 2023 erwartet habe, so Dullien. "Da schon vor Corona Wohnraum knapp war, verschärft dies den Wohnungsmangel."
Die Bruttokaltmiete umfasst die Nettokaltmiete und verbrauchsunabhängige Betriebskosten. Die Mietbelastungsquote gibt den Anteil dieser Bruttokaltmiete am Haushaltsnettoeinkommen an. Die Auswertung der Statistikbehörde beruht auf Erstergebnissen der Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation 2022.