Sparkassen Rekordhalbjahr bei Wertpapierkäufen
Seit Jahresbeginn sind die Kurse von DAX und vielen Fonds gefallen, doch haben Sparkassenkunden im ersten Halbjahr mehr Wertpapiere gekauft als abgestoßen. Dafür gehen die Bareinlagen zurück.
Bei einer Inflationsrate von aktuell 7,5 Prozent in Deutschland verliert das Ersparte, das auf dem Konto liegt, zusehends an Wert. Auch wenn zurzeit die Rahmenbedingungen an den Kapitalmärkten schwierig sind - angesichts der drohenden Gasknappheit und Preisexplosionen sowie einem Abschwächen der Wirtschaft -, sind bei Sparkassenkunden Wertpapiere stark gefragt. So vermeldet der Deutsche Sparkassen- und Giroverband fürs erste Halbjahr im Ergebnis den höchsten Nettoabsatz überhaupt mit 16 Milliarden Euro. Damit haben Sparkassenkunden 23,3 Prozent mehr Wertpapierkäufe getätigt als im Vorjahr. Aus Sicht des Sparkassenverbands ein gutes Zeichen, denn die Kunden sähen Wertpapiersparen zunehmend als Alternative zur Geldeinlage auf dem Konto an.
Am beliebtesten sind Investmentfonds
Von den in Wertpapieren angelegten Geldern der Sparkassenkunden entfielen im ersten Halbjahr 9,4 Milliarden Euro auf Investmentfonds, vier Milliarden Euro auf festverzinsliche Wertpapiere und 2,6 Milliarden Euro auf Aktien. Auch wenn der Gesamtumsatz (Käufe und Verkäufe) gegenüber dem sehr starken Vorjahr 2021 zurück gegangen ist, sei es den Sparkassen in den vergangenen Jahren gelungen, mehr Kundinnen und Kunden für das Wertpapiersparen zu gewinnen. Eine Entwicklung, die auch Geldanlage-Redakteur Hendrik Buhrs vom unabhängigen Verbraucherportal Finanztip positiv sieht: "Es ist erfreulich, dass Privatleute weiterhin in Wertpapiere investieren, denn langfristig sind Aktien eine sehr chancenreiche Geldanlage. In den vergangenen Jahren sind auch viele Neulinge in Sachen Börse auf den Geschmack gekommen."
Rund 40 Prozent der Haushalte kann nicht mehr sparen
Dafür gibt es eine Trendumkehr in einem anderen Bereich: beim Ersparten auf dem Konto. Nach Angaben eines Sprechers des Sparkassen- und Giroverbands, kurz DSGV, sieht man deutlich, dass die Einlagen zurückgehen. Im Kundeneinlagengeschäft gab es im ersten Halbjahr insgesamt lediglich Zuflüsse von 0,6 Milliarden Euro, während in den Vorjahren pandemiebedingt zu diesem Zeitpunkt bereits 25 Milliarden Euro (2021) beziehungsweise 29,5 Milliarden Euro auf die Konten der Sparkassenkunden geflossen waren. Hinter diesem drastischen Rückgang der Ersparnisse steckt auch schlicht die Tatsache, dass die Menschen angesichts der steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel schlicht mehr Geld fürs tägliche Leben brauchen - so die Einschätzung des DSGV-Sprechers Stefan Marotzke. Gegenüber tagesschau.de sagte er, rund 40 Prozent der Haushalte in Deutschland können aktuell kein Geld mehr sparen.
Immobilienkredite im Juli nicht mehr so gefragt
Des Weiteren scheint die Nachfrage nach Immobilienkrediten zurück zu gehen. Laut Marotzke haben die Sparkassen im ersten Quartal noch einen Boom erlebt: Ein deutliches Plus von 8,1 Prozent gab es im Kreditneugeschäft mit Privatkunden. Der Anstieg zwischen Januar und Juni sei vor allem auf einen deutlichen Zuwachs bei den privaten Immobilienfinanzierungen zurückzuführen gewesen. Doch steigen mit der Inflation auch die Kosten für Baumaterialien und Handwerksdienstleistungen, zudem spiegelt sich die Zinsanhebung durch die Europäische Zentralbank auch in den nun ansteigenden Kreditkosten wider. So sind laut Sparkassen-Sprecher Marotzke die Baukredite unter den Sparkassenkunden erstmals seit Jahren im Juli zurückgegangen.