Ex-Chef Ermotti kehrt zur UBS zurück Der Mann für die Mega-Fusion
Die Schweizer UBS holt einen erfahrenen Banken-Veteran an ihre Konzernspitze zurück: Ihr früherer Chef Sergio Ermotti gilt als krisenerprobt - und soll nun für einen reibungslosen Ablauf der Credit-Suisse-Übernahme sorgen.
Die größte Schweizer Bank UBS holt überraschend ihren langjährigen UBS-Chef Sergio Ermotti an die Konzernspitze zurück. Der Topmanager wird damit die neue Bank nach der geplanten Übernahme der Credit Suisse leiten. Begründet wurde der Schritt heute mit den Herausforderungen des Zusammenschlusses. An der Börse wurde die Nachricht positiv aufgenommen: Bis zum Mittag legten die Aktien um rund zwei Prozent zu.
Bereits nach der UBS-Aktionärsversammlung am Mittwoch kommender Woche wird Ermotti seinen Nachfolger an der UBS-Konzernspitze, Ralph Hamers, nach nur zweieinhalb Jahren wieder ablösen. Seinen aktuellen Posten als Chefaufseher beim Zürcher Rückversicherer Swiss Re wird Ermotti aufgeben. Hamers werde während einer Übergangsphase noch beratend zur Seite stehen, um einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten.
Viele negative Reaktionen
Ermotti übernimmt das Amt damit nur kurze Zeit nach der Übernahme der konkurrierenden Schweizer Bank Credit Suisse durch die UBS. Die Schweizer Regierung und die Regulatoren hatten die UBS vor rund zehn Tagen dazu gedrängt, die mit einem Abzug von Bankeinlagen konfrontierte Credit Suisse praktisch über Nacht zu schlucken.
In der Schweiz fielen die Reaktionen überwiegend negativ aus. Politiker und die breite Öffentlichkeit befürchten, dass der Wettbewerb mit nur noch einer Großbank leidet, dass Tausende von Stellen abgebaut werden und die Schweiz den neuen Giganten UBS im Notfall kaum mehr retten könnte. Zudem wird sich die Abhängigkeit der Schweizer Wirtschaft von einem einzigen Kreditgeber vergrößern.
Größte Bankenfusion in Europa seit Finanzkrise
Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist die größte Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Und sie bedeutet das Ende für die 167 Jahre alte Credit Suisse.
In der Folge dürften Tausende Arbeitsplätze wegfallen. Die "Financial Times" berichtete unter Berufung auf mit der UBS vertrauten Personen, dass vor allem das Inlandsgeschäft sowie das Investmentbanking der Credit Suisse von einem Jobabbau betroffen sein dürften - und damit mehr als 30.000 Mitarbeiter. Bis Ende 2022 beschäftigte die Credit Suisse rund 50.000 Mitarbeiter. Insgesamt könnte knapp ein Drittel der zusammengefassten 120.000 Stellen aufgrund von Überschneidungen beider Banken von Entlassungen betroffen sein.
Verwaltungsrat traut Hamers die Fusion nicht zu
Der neue Chef steht nun vor der großen Herausforderung, zwei Banken mit komplexen Bilanzen und mehr als 120.000 Mitarbeitern zusammenzuführen. Und der UBS-Verwaltungsrat hatte offenbar Zweifel, ob Hamers, der sich vor allem mit der Digitalisierung von Bankgeschäften einen Namen gemacht hat, der richtige Mann für die Mammutaufgabe der Credit-Suisse-Integration ist.
Hamers war fast 30 Jahre lang bei der niederländischen ING tätig. Seine Berufung im November 2020 an die Spitze von UBS überraschte viele, da er kaum Erfahrung im Investmentbanking oder in der Vermögensverwaltung hatte. Ermotti hatte die UBS zuvor neun Jahre lang geleitet.
Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher dankte Hamers "für sein Verständnis der aktuellen Situation und seine Bereitschaft, zurückzutreten." In der Vergangenheit hatten Medien wiederholt über die Frage spekuliert, wie gut Kelleher und Hamers harmonierten. Über Hamers hängt zudem das Damoklesschwert einer Untersuchung der Justiz zu Vorkommnissen während seiner Zeit als ING-Chef.
Der bisherige UBS-Chef Ralph Hamers räumt seinen Posten für die Rückkehr des langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Schweizer Großbank.
Ermotti sorgte für kulturellen Wandel
Der UBS-Verwaltungsrat traut Ermotti die Integration der Credit Suisse dabei offenbar eher zu als Hamers. Kelleher hatte Ermotti nur Stunden nach dem Deal angerufen und ihn gefragt, ob er Interesse an der Stelle habe. Ermotti habe die UBS nach der Finanzkrise erfolgreich neu positioniert, indem er die Vermögensverwaltung in den Fokus gestellt habe, hieß es in der Mitteilung der Bank. Er habe das Investmentbanking verkleinert und für einen kulturellen Wandel in der Bank gesorgt. Auch Analysten erklärten, Ermotti sei aufgrund seiner Erfahrung mit dem Abbau der Investmentbank von UBS nach dem Finanzcrash von 2008 für diese Aufgabe gut gerüstet.
Ermotti begann seine Laufbahn in der Finanzindustrie mit einer Banklehre bei einer kleinen Lokalbank im Tessin. Von da an ging es schnell steil bergauf - über die Citibank, Merrill Lynch und andere Banken, Stationen etwa in London und New York, bis er 2011 bei der UBS landete. Er wurde als Krisenmanager angeheuert. Die Bank hatte schwere Jahre hinter sich. Sie musste nach einer risikoreichen Expansionsstrategie auf dem US-Markt in der globalen Finanzkrise 2008 von der Schweizerischen Nationalbank gerettet werden. Ermotti brachte die UBS wieder auf Kurs.