Urabstimmung der GDL Was kommt auf Bahnreisende zu?
Die Mehrheit der GDL-Mitglieder hat sich für unbefristete Streiks ausgesprochen. Wird dann sofort wieder gestreikt - und worauf müssen sich Bahnreisende einstellen? Antworten auf wichtige Fragen.
Wird sofort wieder gestreikt?
Nein. GDL-Chef Claus Weselsky bekräftigte nach der Abstimmung erneut, dass der ausgerufene "Weihnachts- und Neujahrsfrieden" Bestand habe. "Es bleibt auch dabei, dass vor dem 8. Januar keine Arbeitskampfmaßnahmen zu erwarten sind", sagte er. Die Menschen können also ohne Sorge über Weihnachten zu ihren Familien fahren und kommen auch wieder zurück.
Danach müssen sich Reisende aber auf längere Streiks einstellen: "Das, was jetzt kommt, wird kräftiger, wird länger und wird härter für die Kunden", kündigte Weselsky im Vergleich zu den bisherigen Warnstreiks an.
Wie lange kann die GDL dann streiken?
Prinzipiell unterliegen Streiks nach einer Urabstimmung keiner zeitlichen Beschränkung. Doch von unbefristeten Streiks spreche die GDL nicht, betonte Weselsky. "Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst." Gleichzeitig machte er deutlich, dass es nicht bei den bisherigen Streiks von maximal 24 Stunden Dauer bleiben werde.
Bei vorigen Tarifrunden waren mehrtägige Streiks keine Seltenheit. 2021 streikte die GDL etwa für fünf Tage, 2015 einmal für sechs Tage. Gut möglich also, dass es in dieser Größenordnung im Januar weiter geht. Bisher hatte die GDL im laufenden Tarifkonflikt zu Warnstreiks von maximal 24 Stunden im Personenverkehr aufgerufen.
Warum braucht es für längere Streiks eine Urabstimmung?
Für die Beschäftigten bedeutet jeder Streiktag Einnahmeverluste. Zwar gleichen Gewerkschaften den Lohn- und Gehaltsausfall aus der Streikkasse aus, aber in der Regel nicht in vollem Umfang. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben darum per Urabstimmung das Signal, dass sie zu diesem finanziellen Opfer bereit sind. Damit ein Gewerkschaftsvorstand grünes Licht hat, müssen sich mindestens 75 Prozent der teilnehmenden Beschäftigten für unbefristete Streiks aussprechen.
Die Stimmen der GDL-Urabstimmung werden ausgezählt. Die Gewerkschaft fordert von der Bahn unter anderem eine Reduzierung der Arbeitszeit.
Wie oft wurde der DB-Konzern in diesem Jahr bestreikt?
Für die Fahrgäste ist die Lage auch deshalb beschwerlich, weil die Angst vor Streiks schon während der Tarifrunde mit der konkurrierenden und weit größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Frühjahr und Sommer für Unruhe sorgte. Dreimal rief die EVG zu Warnstreiks auf. Zweimal fanden sie statt. Der jüngste Arbeitskampf der GDL war der insgesamt vierte Warnstreik bei der Deutschen Bahn in diesem Jahr. Für die Bahn bedeuten solche Tage hohe Kosten und Ärger bei Kunden. Die ohnehin schlechte Pünktlichkeitsquote wird durch die Arbeitsniederlegungen aber nicht weiter verschlechtert: Zugausfälle werden in der Statistik nicht berücksichtigt.
Wann wird wieder verhandelt?
Wann beide Seiten die Verhandlungen wieder aufnehmen werden, ist offen. Die GDL hatte Ende November die Tarifgespräche mit der Deutschen Bahn für gescheitert erklärt und später auch die Verhandlungen mit Transdev. Eine Schlichtung mit Hilfe eines externen Vermittlers schloss Weselsky damals aus. Ein Ausweg ist nicht in Sicht.
Worum geht es in dem Tarifkonflikt?
Die Gewerkschaft fordert unter anderem 555 Euro mehr im Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von einem Jahr. Die Bahn hat elf Prozent bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten. Das Geld spielt aber zumindest gemäß der öffentlichen Aussagen nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger für die GDL ist demnach ihre Forderung nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohn. Die Bahn lehnt das ab. Der dafür notwendige Personalaufbau ist aus ihrer Sicht zu groß.
Erst vor wenigen Tagen erreichte die GDL in Verhandlungen mit einem weiteren Bahn-Unternehmen, der italienischen Staatsbahn-Tochter Netinera, eine solche Regelung. Dort wird die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeiter schrittweise ab dem 1. Januar 2025 eingeführt. Netinera ist deutlich kleiner als die Deutsche Bahn und beschäftigt in Deutschland viel weniger Menschen.
Was verdienen Lokführer bisher?
Als Lokführer oder Lokführerin bei der Deutschen Bahn verdient man im Jahr dem Konzern zufolge je nach Berufserfahrung und Einsätzen im internationalen Verkehr oder als Ausbilder zwischen 45.000 Euro und 56.000 Euro inklusive Zulagen. Sie und die Zugbegleiter gehören zu den am stärksten vertretenen Berufsgruppen in der GDL.
Quelle: dpa