Griechen diskutieren über Sparkurs Hilfen für Madrid wecken Begehrlichkeiten in Athen
Neidvoll blicken griechische Politiker gen Madrid: Denn Spanien bekommt zwar Milliardenhilfen von den Euro-Partnern, muss aber nicht so dramatisch sparen wie Griechenland. Kurz vor der Wahl am Sonntag sieht vor allem das Linksbündnis Syriza Chancen, den strikten Sparauflagen zu entkommen.
Nach der zugesagten Milliardenspritze für Spaniens Bankensektor mehren sich in Griechenland die Stimmen, die bessere Bedingungen der Finanzhilfen für das eigene Land fordern. Sprachrohr ist vor allem das linkspopulistische Bündnis Syriza, das die internationalen Reformauflagen grundsätzlich ablehnt. In Griechenland wird am Sonntag gewählt.
Ein Syriza-Sprecher sagte, der von den Spaniern ausgehandelte Deal beweise, dass der verordnete Sparkurs, der Voraussetzung für die Hilfen für Griechenland war, erfolglos sei. "Die Debatte in Europa schafft für Griechenland und die Euro-Zone neue Perspektiven", ergänzte er.
Spanien hatte am Wochenende angekündigt, Finanzhilfen der Euro-Partner zu beantragen. Allerdings will die Regierung in Madrid nur Kredite für ihren Bankensektor beanspruchen und damit strenge Auflagen ihrer Geldgeber für das gesamte Land umgehen. Griechenland hingegen erhält bereits milliardenschwere Hilfen, um vor einem Staatsbankrott bewahrt zu werden. Im Gegenzug für diese Gelder muss das Land allerdings ein drastisches Sparprogramm umsetzen.
Samaras: Verhandeln lohnt sich
Der Chef der griechischen Konservativen Nea Dimokratia, Antonis Samaras, erklärte, das Vorgehen der Regierung in Madrid zeige, dass es besser sei, mit den europäischen Partnern zu verhandeln - anstatt einander zu bekämpfen. Seine Partei liefert sich in den Umfragen mit Syriza derzeit ein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 1 bei der erneuten Parlamentswahl am Sonntag.
Sozialisten-Chef Evangelos Venizelos, der den Sparkurs seines Landes mitträgt, sieht in den Hilfsbedingungen für Spanien einen Beleg dafür, dass sich die Euro-Zone auf einen Ausschluss Griechenlands aus der Währungsgemeinschaft vorbereite, sollte Syriza die Wahl gewinnen. "Sie arbeiten an einem Brandwall, um für alles bereit zu sein, was in Griechenland passieren könnte", sagte Venizelos.
In Griechenland muss neu gewählt werden, weil sich die Parteien nach der Wahl Anfang Mai nicht auf eine Regierung einigen konnten. Sozialisten, Konservative und Syriza sind sich zwar einig darin, dass das Land in der Euro-Zone bleiben soll. Syriza lehnt allerdings - im Gegensatz zu den beiden anderen Parteien - die Reformauflagen der internationalen Finanzgeber ab.
Sorge um Zyperns zweitgrößte Bank
Unterdessen bleibt die EU-Kommission wegen der Lage im Euroraum weiter besorgt. Währungskommissar Olli Rehn sagte, die Kommission habe bei Spanien und Zypern "sehr schwerwiegende Ungleichgewichte" festgestellt. Auch Zypern könnte auf den Rettungsschirm angewiesen sein. Dort hat die zweitgrößte Bank des Landes, die Cyprus Popular Bank, massive Finanzierungsprobleme.
Die Finanzmärkte hatten auf die Entscheidung für die Spanien-Hilfen zunächst positiv reagiert. Der deutsche Leitindex Dax musste bei Handelsschluss aber kräftig Federn lassen.