Geldgeber verhandeln mit Griechenland Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel
Ein Krisentreffen zu Griechenland jagt das nächste. Die Staats- und Regierungschefs weckten am Montag Hoffnungen auf eine Einigung. Den Durchbruch sollen die Finanzminister heute schaffen. Der griechische Premier Tsipras schürte Zweifel daran.
Es wäre für alle Beteiligten nervenschonender gewesen, wenn Griechenland seine jüngsten Sparvorschläge bereits vor ein paar Wochen auf den Tisch gelegt hätte. Sie sind es aber, die nun leise Hoffnungen auf eine "Last-Minute-Einigung" nähren. "Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Woche eine Lösung finden werden - und sei es auch nur, weil wir eine Lösung finden müssen", sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker nach dem Griechenland-Gipfel am Montag.
Unerwartetes Lob von Dijsselbloem
Selbst Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, ein Mann, der die Regierung in Athen zuletzt eher selten bis gar nicht gelobt hatte, tat auf einmal genau das. Bei der deutschen Kanzlerin hörte sich das allerdings noch etwas zurückhaltender an. "Es ist in der Diskussion auch klargeworden, dass noch sehr viel Arbeit zu leisten ist", sagte Angela Merkel. "Und dass die Zeit dafür sehr kurz ist. Und dass deshalb unglaublich konzentriert gearbeitet werden muss."
Auch nach dem im Vorfeld noch als "Schicksals-Gipfel" gehandelten Treffen der Staats- und Regierungschefs hängt das Schicksal Griechenlands jedenfalls weiter am seidenen Faden. Alles kann nach wie vor scheitern. Denn viel Zeit bleibt nicht. "Wir sind nicht mehr fünf vor 12. Sondern 30 Sekunden vor 12", warnte Luxemburgs Premier Xavier Bettel. "Es ist Zeit, dass wir uns einigen."
- Samstag, 27. Juni: Die Finanzminister der Euro-Gruppe setzen am Morgen ihr Treffen fort, dass am Donnerstag unterbrochen wurde. Möglicherweise könnte an diesem Wochenende das griechische Parlament über eine Vereinbarung abstimmen.
- Montag, 29. Juni: Von Montag an könnte der Bundestag in seiner letzten Sitzungswoche vor der Sommerpause über die Hilfen abstimmen. Auch andere nationale Parlamente der Eurozone müssen zustimmen.
- Dienstag, 30. Juni: Griechenland muss Raten von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen. Zum selben Stichtag läuft nach aktuellem Stand das derzeitige Hilfsprogramm auf europäischer Seite aus.
Griechenland droht die Staatspleite
Ohne Hilfsgeld droht Griechenland kommende Woche die Staatspleite. Eine Einigung müsste vorher allerdings noch durch diverse europäische Parlamente, unter anderem durch den Bundestag. Daher ist Brüssel nun wieder im Krisenmodus: Nach dem gestrigen Treffen Eurogruppe und dem Euro-Gipfel gibt es nun morgen erneut eine Sitzung der Eurogruppe - gefolgt von einem Gipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag. "Regierungschef Tsipras und die Geldgeber werden jetzt zusammenarbeiten", sagte EU-Gipfelchef Donald Tusk. "Damit die Euro-Finanzminister Mittwochabend Ergebnisse erzielen können, die dann am Donnerstag vorgestellt werden."
Bis Mittwochabend wird also nun ganz viel gerechnet. Und die Frage gewälzt, ob die jüngsten griechischen Vorschläge den Staatshaushalt wirklich wieder ins Gleichgewicht bringen können. Weitere harte Verhandlungen dürften jedenfalls bis zum Schluss geführt werden. "Es ist jetzt absolut intensive Arbeit nötig", so Merkel.
Tsipras-Aussage schürt Sorgen
Die deutsche Kanzlerin sorgt jedenfalls dafür, dass der Druck auf Athen vor den dann vielleicht wirklich entscheidenden Treffen nicht nachlässt. Was einigen indes schon wieder Schweißperlen ins Gesicht treibt, sind die letzten Worte des griechischen Regierungschefs, kurz bevor er Brüssel gen Athen verließ. "Ich benutze jetzt mal eine Redewendung, die sonst die Geldgeber gerne wählen: Der Ball liegt im Feld der Europäer", sagte Alexis Tsipras.
Das dürften nicht alle so sehen. Und EU-Kommissionschef Juncker warnt: Anders als bei einem Fußballspiel gebe es hier keine Nachspielzeit. Soll heißen: In der Nacht zum Donnerstag - also in der 90. Spielminute gewissermaßen - muss eine Einigung her. Die Chancen auf eine Lösung mögen gestiegen sein - garantiert ist sie noch nicht. Auch wenn beide Seiten wissen, welch verheerende Folgen ein Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone haben könnte.