G20 einigen sich auf IWF-Reform Mehr Macht für die Schwellenländer
Die Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer haben sich auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds geeinigt. Damit gewinnen boomende Schwellenländer - vor allem China - an Einfluss. Die G20 wollen außerdem einen Abwertungswettlauf zwischen Währungen verhindern.
Die Finanzminister der Gruppe der 20 einflussreichsten Industrie- und Schwellenländer (G20) haben sich auf eine Reform des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Dies teilte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn im südkoreanischen Gyeongju mit. Es handele sich um eine "sehr historische" Vereinbarung, sagte der Franzose. Es sei die bislang "größte Reform" des Währungsfonds.
Damit ist vor dem Weltfinanzgipfel der G20-Staats- und Regierungschefs in drei Wochen in Seoul zumindest ein großer Streitpunkt ausgeräumt. Der Vorschlag müsse allerdings noch vom IWF-Aufsichtsrat gebilligt werden, so Strauss-Kahn. Dieser tagt Anfang November. Die G20 vertreten 80 Prozent der IWF-Stimmrechte.
Dem IWF-Aufsichtsrat sollen demnach zudem künftig zehn Länder angehören: Neben den USA und Japan sowie den vier europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien ist dies die Gruppe der aufstrebenden "BRIC"-Staaten, das sind Brasilien, Russland, Indien und China. Strauss-Kahn bestätigte, dass die Europäer zwei Sitze im IWF-Direktorium abgeben wollen. Dazu hatten sie sich bereits Anfang Oktober bereiterklärt.
G20 gegen Währungskrieg
Auch bei weiteren zentralen Themen einigten sich die Minister auf eine gemeinsame Abschlusserklärung. So wollen die G20 einen Abwertungswettlauf zwischen Währungen verhindern. Außerdem sollten globale Ungleichgewichte reduziert werden, die die wirtschaftliche Erholung bedrohten. In der Erklärung heißt es, die G20 wollten zu "stärker vom Markt bestimmten Wechselkursen kommen" und "von der wetteifernden Abwertung von Währungen Abstand nehmen".
Damit soll offenbar einem drohenden Währungskrieg vorgebeugt werden, der in den vergangenen Wochen Politikern und Wirtschaftsexperten Sorgen bereitet hatte. Die USA und zunehmend auch Vertreter der EU stören sich an der angeblichen Unterbewertung des chinesischen Yuan, der China einen Wettbewerbsvorteil verschaffe. In der Folge kündigten mehrere Staaten an, ihre Währungen schwächer machen zu wollen, um ihre Exporte anzukurbeln.
Anders als von den USA vorgeschlagen wurden bei der angestrebten Harmonisierung des internationalen Handels aber keine konkreten Zahlenvorgaben vereinbart. Stattdessen solle der IWF ausgeprägte Überschüsse oder Defizite analysieren, heißt es in der Abschlusserklärung. Vor allem die großen Überschussländer Deutschland und China, aber auch Indien, hatten den Vorschlag von US-Finanzminister Timothy Geithner scharf kritisiert, konkrete Grenzmarken für Überschüsse und Defizite in der Leistungsbilanz zu setzen.
Einigung auf strengere Bankenregeln
Des Weiteren einigten sich die Finanzminister auf schärfere Regeln für Banken und andere große Finanzinstitute. Dabei ginge es um die sogenannten "Basel III"-Regeln, die bereits im September im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht beschlossen worden waren.