Hohe Besteuerung Trump droht Harley-Davidson
Die gegenseitigen Zölle der USA und der EU entfalten für Harley-Davidson unangenehme Wirkung. Nach der Ankündigung, Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern, drohte US-Präsident Trump dem Unternehmen.
Bis vor Kurzem schien es eine wunderbare Freundschaft: Der "America First"-Präsident Donald Trump, das US-Traditionsunternehmen Harley-Davidson und die US-amerikanische Biker-Community, die zu den frühesten Anhängern Trumps gehörte. Doch jetzt haben die EU-Vergeltungszölle einen Keil zwischen Trump und sein früheres Lieblings-Unternehmen getrieben, deren Manager er kurz nach seinem Amtsantritt noch im Weißen Haus empfangen hatte.
Damals hatte Trump die Motorradfirma gelobt. "Danke Harley-Davidson, dass Ihr Eure Produkte in Amerika herstellt! Jetzt könnt Ihr Euer Geschäft in den USA noch ausbauen", sagt er. Doch ausgerechnet Trumps Strafzölle auf ausländischen Stahl und Aluminium sowie die Gegenzölle der EU haben den Motorradhersteller aus dem Bundesstaat Wisconsin doppelt hart getroffen.
Harley-Davidson doppelt gestraft
Trumps Stahlzölle, die zu einem deutlichen Anstieg der Stahlpreise in den USA geführt haben, treiben die jährlichen Produktionskosten für Harley-Davidson um bis zu 20 Millionen Dollar nach oben. Und jetzt kommen auch noch die gezielten Vergeltungszölle der EU hinzu.
Die Zölle verteuern eine durchschnittliche Harley um rund 2000 Euro in der EU. Europa ist zweitwichtigsten Markt für die Firma. Ohne Produktion ins Ausland zu verlagern, so die Unternehmensleitung, sei man bei Mehrkosten von bis zu 100 Millionen Dollar in Europa nicht mehr konkurrenzfähig.
Trump zeigte sich zunächst irritiert, dass ausgerechnet Harley-Davidson als erstes Unternehmen die weiße Flagge der Kapitulation hisse. Anlass für eine Kursänderung seiner Handelspolitik sei dies jedoch nicht, sagte Trump auf einer Wahlkampfveranstaltung in South Carolina. "Wir werden die Zölle auf Stahl solange erheben, bis sie endlich zur Vernunft kommen und uns fair behandeln", sagte Trump.
Trump: EU-Zölle als bloße Ausrede
Am frühen Morgen verschärfte der US-Präsident seine Kritik an dem Motorrad-Hersteller und der EU. Auf Twitter schrieb er: "Eine Harley-Davidson sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden - niemals! Ihre Beschäftigten und Kunden sind jetzt schon sehr verärgert über sie. Passt auf: Wenn sie ihre Produktion ins Ausland verlagern, dann wird das der Anfang vom Ende sein."
Harley-Davidson werde dann besteuert "wie nie zuvor", so Trump. In einem weiteren Tweet warf er dem Hersteller vor, die EU-Zölle als bloße Ausrede zu nutzen, um Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. So habe Harley schon Anfang des Jahres, also lange vor den EU-Vergeltungszöllen, die Produktionsverlagerung aus dem Werk in Kansas City nach Thailand angekündigt.
Kritik von der Maschinenschlosser-Gewerkschaft
Auch Vertreter der Gewerkschaften sehen das wie Trump. Joe Capra, Vorsitzender der Maschinenschlosser-Gewerkschaft, sagte im Radiosender NPR, dass die Ankündigung von Harley-Davidson "ein Schlag ins Gesicht der amerikanischen Arbeiter" war. "Die wollten seit geraumer Zeit die Produktion ins Ausland verlagern. Die Zölle sind ihre Ausrede", so Capra.
Auch Mitarbeiter von Harley-Davidson äußerten sich schockiert über die Ankündigung ihrer Unternehmensleitung: "Harley-Davidson ist eine amerikanische Ikone", sagte Tim Primeaux. "Und Amerikaner wollen nicht, dass eine amerikanische Ikone im Ausland hergestellt wird!"
US-Präsident Donald Trump: "Eine Harley-Davidson sollte niemals in einem anderen Land gebaut werden - niemals!"
Republikaner zunehmend unzufrieden
Anders als bei den Gewerkschaften und Harley-Mitarbeitern stößt Trumps Handelspolitik bei führenden Republikanern im US-Kongress und Unternehmensverbänden auf wachsende Kritik. Vor allem die Eskalation des Streits mit der EU sei kontraproduktiv. Doch auch mit Blick auf die EU will der US-Präsident hart bleiben.
Über Twitter drohte Trump mit baldigen Vergeltungszöllen für Importautos. Die Untersuchung über Zölle auf Autos aus der EU werde bald beendet sein, schrieb Trump.
Vor einem Monat hatte er seine Regierung beauftragt, zu untersuchen, ob Import-Autos aus der EU eine Bedrohung für die nationale Sicherheit Amerikas darstellen. Noch vor wenigen Tagen hatte Handelsminister Wilbur Ross gesagt, die Untersuchung befinde sich erst im Anfangsstadium. So lange will Trump offensichtlich nicht warten.