Teuerung bei 5,5 Prozent Inflation in Eurozone schwächt sich deutlich ab
Die Inflation im Euroraum hat dank sinkender Energiepreise erneut deutlich nachgelassen. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni binnen Jahresfrist um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte.
Die Inflation in der Eurozone ist auch im Juni deutlich gefallen. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent, nach 6,1 Prozent im Monat zuvor, wie das Statistikamt Eurostat heute in Luxemburg mitteilte. Es ist die niedrigste Inflationsrate seit Anfang 2022. Volkswirte hatten mit einer etwas höheren Rate von 5,6 Prozent gerechnet. Im vergangenen Jahr war die Inflation infolge des Kriegs gegen die Ukraine zeitweise zweistellig gewesen.
Kernteuerung steigt
Trotz des Rückgangs ist die Inflationswelle in der Eurozone aber noch nicht gebrochen. Die Kernrate, in der unter anderem die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak außen vor bleiben, stieg im Juni auf 5,4 Prozent von 5,3 Prozent im Mai, nachdem sie in den beiden Vormonaten gefallen war.
Die Kernteuerung bildet nach Meinung vieler Ökonomen die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend daher etwas besser dar als die Gesamtrate.
"Zinsanhebung im Juli so gut wie sicher"
Die Energiepreise gingen im Juni binnen Jahresfrist kräftig um 5,6 Prozent zurück nach einem Rückgang von 1,8 Prozent im Mai. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zogen dagegen um 11,7 Prozent an, nach einem Plus von 12,5 Prozent im Mai. Industriegüter ohne Energie verteuerten sich um 5,5 Prozent nach zuvor 5,8 Prozent. Die Preise für Dienstleistungen erhöhten sich um 5,4 Prozent, nach 5,0 Prozent im Mai.
"Zunächst zur guten Nachricht: Die Kerninflationsrate wird in den kommenden Monaten weiter fallen", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank zu den Inflationszahlen. Die schlechte Nachricht sei derweil, dass der Rückgang langsam und zäh ausfallen werde. Im Dienstleistungssektor werden aufgrund höherer Löhne die Preise erhöht. "Damit gilt: Eine Zinsanhebung im Juli ist so gut wie sicher."
Damit dürfte der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) hoch bleiben, mit weiteren Zinserhöhungen gegen die Inflation anzukämpfen. Die Teuerung ist immer noch mehr als doppelt so hoch wie die Zielmarke der Währungshüter von zwei Prozent, die sie als optimales Niveau für die Wirtschaft erachten.
Die EZB hat die Zinsen bereits acht Mal in Folge erhöht. Der an den Finanzmärkten richtungsweisende Einlagensatz liegt mittlerweile bei 3,50 Prozent - das höchste Niveau seit 22 Jahren. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für den Juli bereits den nächsten Schritt nach oben in Aussicht gestellt.
In Frankreich und Spanien fällt Teuerung
Anders als in Deutschland hat sich die Inflation in einigen europäischen Ländern im Juni abgeschwächt. So stiegen die Verbraucherpreise in Frankreich im Juni nur noch um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Mai hatte die Teuerungsrate noch bei 5,1 Prozent gelegen. In Spanien fiel die Inflationsrate auf 1,9 Prozent und liegt damit wieder unter der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent. Dort hatte die Regierung die Mehrwertsteuer gesenkt.
In Deutschland sind Lebenshaltungskosten dagegen im Juni mit 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wieder stärker gestiegen als im Mai mit 6,1 Prozent. Verantwortlich dafür sind Sondereffekte, da ein Jahr zuvor die staatlichen Sommerhilfen wie Tankrabatt und 9-Euro-Ticket die Teuerung begrenzt hatten.