Einbruch um 30 Prozent Stärkster Rückgang bei Baugenehmigungen seit 2007
Die Zahl der Baugenehmigungen ist im März so stark eingebrochen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Gründe sind die gestiegenen Zinsen und hohe Baukosten. Die Bauindustrie warnt vor den Folgen.
Hohe Inflation, steigende Zinsen: Die Krise im deutschen Wohnungsbau verschärft sich weiter. Die Zahl der Baugenehmigungen erlebte im März ihren stärksten Rückgang seit 16 Jahren. Nur noch 24.500 Wohnungen wurden genehmigt - das sind 29,6 Prozent oder 10.300 weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im März 2007, als ein Rückgang von 46,5 Prozent verzeichnet wurde. Die Zahl sinkt damit seit Mai 2022 kontinuierlich, wobei das Minus seit Oktober 2022 jeweils mehr als zehn Prozent beträgt.
Hohe Baukosten und schwierige Finanzierung
"Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben", erklärten die Statistiker den Abwärtstrend. Wegen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation haben sich Baukredite spürbar verteuert.
Auch der Fachkräftemangel verschärfe das Problem. Aus diesen Gründen hielten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornierten sie - von privaten Hausbauern bis Großinvestoren.
Von Januar bis März wurden insgesamt 68.700 Genehmigungen für Wohnungen erteilt. Das waren 25,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den Zahlen sind sowohl die Zusagen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
Starker Rückgang bei Ein- und Zweifamilienhäusern
Besonders stark betroffen von der Wohnungsbaukrise waren im März die Zweifamilienhäuser, bei denen ein Einbruch von 51,9 Prozent auf 4100 genehmigten Wohnungen verzeichnet wurde. Bei den Einfamilienhäusern gab es einen Rückgang von 31,1 Prozent auf 14.300 Bauzusagen.
"Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich", betonten die Statistiker. Hier gab es ein Minus von 25,2 Prozent auf 37.200.
Ampelkoalition verfehlt Neubauziel
In diesem Jahr dürften nach Branchenschätzungen bestenfalls 250.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Das bedeutet, dass das Neubauziel der Ampelkoalition von 400.000 Wohnungen jährlich auch 2023 verfehlt werde, wie Bundesbauministerin Klara Geywitz bereits eingeräumt hatte.
Die Immobilienbranche pocht angesichts der Misere auf mehr Engagement der öffentlichen Hand. Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) plädierte für ein Kreditprogramm vom Bund mit zwei Prozent Zinsen. "Wenn die Wohnungsbaurenditen bei zwei bis drei Prozent stehen, die Kreditzinsen aber bei vier Prozent, kann niemand bauen", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. "Daher müssen wir die Rahmenbedingungen radikal ändern."
Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes, Felix Pakleppa, warnte bereits im März: "Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, wächst sich die Wohnungsmarktkrise weiter aus." Bauherren und Investoren stornierten wegen der hohen Baukosten und gestiegener Bauzinsen immer mehr Projekte, so Pakleppa.