Monatsbericht der Regierung Ampel erwartet vorerst keine Konjunkturbelebung
Die konjunkturelle Lage in Deutschland bleibt angespannt. Laut aktuellem Monatsbericht der Bundesregierung ist zu erwarten, dass sich die erhoffte Konjunkturerholung weiter verzögern wird.
Die Bundesregierung rechnet erst mit einer späteren Belebung der rezessionsgefährdeten deutschen Wirtschaft. "Belastende Faktoren wie die außenwirtschaftliche Nachfrageschwäche, Streiks im öffentlichen Verkehr, hohe Krankenstände bei den Erwerbstätigen sowie geopolitische Spannungen mit Verzögerungen bei Lieferketten können in der Summe dazu führen, dass sich die erwartete konjunkturelle Erholung nochmals verzögert", heißt es im heute veröffentlichten Monatsbericht.
Hoffnung liegt auf dem privaten Konsum
Keine großen Impulse werden vom Außenhandel erwartet. "Angesichts der andauernden geopolitischen Krisen und der konjunkturellen Abkühlung in wichtigen Handelspartnerländern wie China und den USA bleiben die Aussichten für die deutsche Exportwirtschaft zu Jahresbeginn eingetrübt", heißt es. Problematisch sind auch die wiederholten Angriffe der Huthi-Milizen im Roten Meer und die daher geänderten Schiffsrouten, die mit längeren Transportzeiten einhergehen.
Besserung erwartet die Regierung indes beim privaten Konsum. "Bei steigenden Löhnen und rückläufigen Inflationsraten dürfte mit einer Erholung des privaten Konsums im Verlauf des Jahres zu rechnen sein." Zumindest aktuell sieht es danach aber nicht aus: Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland hat sich im neuen Jahr stark eingetrübt. Das GfK-Barometer für das Konsumklima im Februar sank zuletzt überraschend deutlich. Gleichzeitig stieg die Sparneigung kräftig an.
Wird die BIP-Prognose gesenkt?
Zuletzt war das deutsche Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft, unter anderem wegen sinkender Investitionen in Bauten und Ausrüstungen wie Maschinen. Sinkt es im laufenden ersten Quartal erneut, wird von einer technischen Rezession gesprochen. Dass dieser Fall eintritt, ist nicht unwahrscheinlich: Die Bundesbank rechnet "bestenfalls" mit einer Stagnation von Januar bis März.
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer erwartet längst, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden ersten Quartal ebenfalls schrumpft. "Die Unternehmen und Konsumenten haben einfach zu viel zu verkraften, wenn man an das neue Zinsregime, die Inflationssorgen, die Erosion der Standortqualität und den nachlassenden Rückenwind aus China denkt." Nach einem Ende der Rezession sei kein kräftiger Aufschwung in Sicht", unterstreicht der Ökonom.
Auch die Regierung scheint pessimistischer zu werden: Die Nachrichtenagentur Reuters will aus Regierungskreisen erfahren haben, dass im Entwurf des neuen Jahreswirtschaftsberichts der Regierung, der nächste Woche veröffentlicht werden soll, für das laufende Jahr nur noch von einem Plus des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 Prozent ausgegangen werde. Das wäre eine deutliche Korrektur: Bislang hatte die Regierung noch mit 1,3 Prozent gerechnet.
Forschungsinstitute sind deutlich skeptischer
Diese aus dem Oktober des Vorjahres stammende Prognose gilt ohnehin nicht mehr als realistisch, da zuletzt eine ganze Reihe von Konjunkturzahlen enttäuschend ausgefallen waren. Die noch aktuelle BIP-Prognose der Bundesregierung liegt auch deutlich über den Prognosen des Münchner ifo-Instituts und des Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).
Die ifo-Ökonomen senkten ihre Prognose für 2024 im Januar von 0,9 nur auf 0,7 Prozent, das IfW im Dezember von 1,3 auf 0,9 Prozent. Im März wollen sie neue Vorhersagen vorlegen. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) prophezeit bereits jetzt einen Rückgang von 0,3 Prozent. Schon 2023 war das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 0,3 Prozent geschrumpft.
Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist in ihrer neuen Prognose von Anfang Februar pessimistischer geworden. Die Experten gehen davon aus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr um 0,3 Prozent wächst. Die Prognose hat sich damit im Vergleich zum November halbiert.