Ifo-Index sinkt überraschend Fehlstart für die deutsche Wirtschaft
Deutschlands wichtigster Frühindikator, der ifo-Index, verheißt nichts Gutes: Die Stimmung in den Führungsetagen hat sich zu Jahresbeginn weiter eingetrübt. Damit verdichten sich die Negativsignale für die deutsche Wirtschaft.
Der frische ifo-Geschäftsklimaindex ist eine faustdicke Überraschung - allerdings keine von der angenehmen Art: Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich zu Jahresbeginn überraschend eingetrübt. Das ifo-Geschäftsklima sank im Januar auf 85,2 Zähler von 86,3 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Institut heute zu seiner Umfrage unter rund 9.000 Führungskräften mitteilte. Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg auf 86,7 Punkte gerechnet.
Konjunkturtrend weist nach unten
Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Aussichten für die kommenden Monate schlechter als zuletzt. Der Teilindex für die Geschäftslage sank von 88,5 Punkte im Dezember auf 87,0 Zähler im Januar. Die Geschäftserwartungen gaben von 84,8 auf 83,5 Punkte nach. "Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest", sagte ifo-Präsident Clemens Fuest.
Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, zeigte sich besorgt: "Der deutliche Rückgang des ifo-Geschäftsklimas markiert einen schlechten Start ins neue Jahr." Der zweite Rückgang in Folge beim ifo-Geschäftsklima enttäusche die Hoffnung all derer, die nach der Stimmungsaufhellung im Herbst auf ein Aufschwungssignal gesetzt hatten. Der Trend weise immer noch nach unten. "In der Konjunktur ist zur Zeit der Wurm drin", resümiert auch Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.
Zahlreiche Negativsignale für die Wirtschaft
Der ifo-Index ist der wichtigste Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung in der Bundesrepublik. Doch auch andere Frühindikatoren verheißen nichts Gutes. So sank der Einkaufsmanagerindex für die gesamte deutsche Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - im Januar um 0,3 auf 47,1 Punkte. Damit entfernte er sich weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Hinzu kommen die fallenden Auftragseingänge und die sinkende Industrieproduktion: Zuletzt war die Industrieproduktion den sechsten Monat in Folge gefallen - eine vergleichbar lange Negativserie hatte es zuletzt 2008 während der Finanzkrise gegeben. Experten wie der Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer rechnen daher damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal noch einmal schrumpft.
Rutscht Deutschland in die "technische Rezession"?
Die deutsche Wirtschaftsleistung war im vierten Quartal laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts um 0,3 Prozent geschrumpft. Sollte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nun auch im ersten Quartal fallen, so würde Deutschland in eine sogenannte "technische Rezession" rutschen.
Das ifo-Institut rechnet laut seiner jüngst aktualisierten Prognose für das Gesamjtahr 2024 mit einem BIP-Wachstum von gerade einmal 0,7 Prozent - auch gebremst vom Sparkurs der Bundesregierung. Einige Ökonomen sind aber noch deutlich pessimistischer als das ifo-Institut und erwarten ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr.