Stärkster Rückgang seit Finanzkrise Britische Immobilien werden günstiger
Die britischen Hauspreise sinken derzeit so stark wie zuletzt während der globalen Finanzkrise 2009. Für das laufende Jahr sagen Fachleute einen noch stärkeren Preisverfall voraus.
Immobilien in Großbritannien werden immer billiger: Im vergangenen Quartal gaben die britischen Hauspreise um 2,5 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr nach. Das geht aus aktuellen Daten des Hypothekenfinanzierers Halifax hervor.
Im November waren sie um 2,4 Prozent, im Dezember um 1,5 Prozent gefallen. Der durchschnittliche Preis für Hauseigentum habe im Dezember bei 281.272 Pfund gelegen. Das ist laut Halifax 4,3 Prozent weniger als im August. Damit mehren sich die Hinweise auf einen Abschwung am Immobilienmarkt. Auf das Gesamtjahr gesehen sind die Preise den Fachleuten zufolge aber noch um zwei Prozent gestiegen, was insbesondere mit einem erfolgreichen ersten Halbjahr zusammenhänge.
Für das laufende Jahr rechnen die Halifax-Fachleute mit einem Minus von acht Prozent. "Die Immobilienpreise werden wahrscheinlich in absehbarer Zukunft weiter fallen", sagte auch der Ökonom Martin Beck von der Beratungsfirma EY ITEM Club. Diese sagt für die kommenden zwölf bis 18 Monaten einen Rückgang der Hauspreise um etwa zehn Prozent voraus.
Trendwende nicht in Sicht
Steigende Zinsen, die hohe Inflation und die erwartete Rezession beginnen sich also mittlerweile auf die Hauspreise auszuwirken. Allerdings würde dies lediglich eine Rückkehr auf das Niveau bedeuten, das zuletzt im April 2021 erreicht wurde: Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie waren die Immobilienpreise allerdings sprunghaft gestiegen, da vorübergehende steuerliche Anreize einen Ansturm auf größere Häuser mit Garten auslösten.
Eine Trendwende ist nicht in Sicht. "Zu Beginn des Jahres 2023 wird der Immobilienmarkt weiterhin durch das allgemeine wirtschaftliche Umfeld beeinflusst werden", sagte Halifax-Direktorin Kim Kinnaird. "Und da Käufer und Verkäufer vorsichtig bleiben, erwarten wir, dass sowohl das Angebot als auch die Nachfrage insgesamt zurückgehen werden."
Der Bank of England zufolge haben die Banken im November weit weniger Hypothekenkredite bewilligt als erwartet. Die britische Notenbank hatte den Leitzins seit Dezember 2021 neunmal erhöht. Aktuell liegt er bei 3,5 Prozent - so hoch wie zuletzt im Jahr 2008. Infolgedessen haben auch die Hypothekenzinsen angezogen, was den Erwerb von Hauseigentum deutlich teurer macht.
Preiskorrekturen auch in Deutschland
Das Risiko starker Preiskorrekturen am Immobilienmarkt steigt einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge auch hierzulande. "Wir stehen in Deutschland zwar nicht vor dem Platzen einer riesigen Immobilienpreisblase", sagte DIW-Studienautor Konstantin Kholodilin. "Aber Preiseinbrüche von bis zu zehn Prozent bei Eigentumswohnungen und Eigenheimen sind durchaus möglich."
Laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) sind die Preise für Wohnimmobilien im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,7 Prozent leicht gesunken. Das mutet noch wenig an - und doch ist diese Entwicklung bemerkenswert, denn es war der erste Preisrückgang seit zwölf Jahren. Das Statistische Bundesamt hat unlängst einen Preisrückgang im dritten Quartal um 0,4 Prozent zum Vorquartal vermeldet.
Der Bauzins liegt hierzulande derzeit bei knapp 3,8 Prozent. Anfang 2022 hatte er noch bei einem Prozent gelegen.