Produktion unerwartet gesunken Böses Omen für die deutsche Konjunktur?
Deutsche Unternehmen haben ihre Produktion überraschend gedrosselt. Auch wenn der Rückgang in erster Linie auf einen Sondereffekt zurückzuführen war, so bedeutet er laut Experten dennoch nichts Gutes.
Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion im Mai überraschend zurückgefahren. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,2 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Morgen mitteilte. Ökonomen zeigten sich überrascht, hatten sie doch mit einer Stagnation gerechnet.
Experten führen den Rückgang in erster Linie auf einen offenkundigen Sondereffekt im Pharmasektor zurück. "Ohne das Minus von gut 13 Prozent in diesem Sektor wäre die Produktion leicht gestiegen", unterstreicht Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.
Bau und Energiebranche im Rückgang
In der Industrie insgesamt lief es gar nicht einmal so schlecht, sie stellte im Mai 0,2 Prozent mehr her als im Vormonat. "Die Produktion in der Industrie hat sich damit weiter stabilisiert", kommentierte das Bundeswirtschaftsministerium die Entwicklung. Positiv wirkten sich dabei die Produktionssteigerungen bei den Autoherstellern und Zulieferern aus, die im Mai ein Plus von 4,9 Prozent meldeten.
Die Baubranche - der wegen hoher Zinsen und Materialkosten zunehmend die Aufträge ausgehen - meldete einen Produktionsrückgang von 0,4 Prozent. Die Energieversorger fuhren ihre Erzeugung sogar um 7,0 Prozent herunter.
Düsterer Ausblick auf zweite Jahreshälfte
Die frischen Zahlen von der deutschen Konjunkturfront sorgen bei Experten eher für Molltöne. "Es lässt sich nicht leugnen, dass der Konjunkturmotor weiterhin untertourig läuft", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. "Vielleicht sehen wir im zweiten Quartal gerade noch eine Stagnation, viel eher aber einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung."
Alexander Krüger, Chefvolkswirt Hauck Aufhäuser Lampe, sieht den Produktionsausblick für das zweite Halbjahr stark eingetrübt. "Für eine Trendumkehr bedarf es längst auch einer aggressiven Standortpolitik."
Sorgen im Bausektor belasten
Auch Commerzbank-Ökonom Solveen zufolge ist für die zweite Jahreshälfte eher mit einer niedrigeren Produktion zu rechnen. Sorgenkind ist vor allem der Bausektor, wo die Auftragseingänge förmlich eingebrochen sind.
"Folglich dürfte der Bau maßgeblich dazu beitragen, dass die deutsche Wirtschaft - nach einem möglichen leichten Plus im zweiten Quartal - in der zweiten Jahreshälfte erneut schrumpfen wird."