DIHK-Umfrage Viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt
Viele Betriebe können ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen. Das geht aus einer DIHK-Umfrage hervor. Vor allem Gastronomie, Industrie und Handel haben Nachwuchsprobleme.
So viele Unternehmen wie noch nie können ihre angebotenen Ausbildungsplätze nicht vollständig besetzen. Das hat eine Online-Umfrage der DIHK im Mai ergeben, an der sich mehr als 14.000 Betriebe beteiligt haben.
Danach finden 47 Prozent der Betriebe nicht für jeden Ausbildungsplatz eine oder einen Azubi. Gut ein Drittel der Firmen (37 Prozent) haben danach sogar keine einzige Bewerbung erhalten.
Demografischer Wandel fegt Arbeitsmarkt leer
Die wichtigste Ursache für den Mangel an neuen Auszubildenden sei der demografische Wandel, so die DIHK: "Heute gibt es rund 100.000 weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger als noch vor zehn Jahren", so der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Das führe etwa dazu, dass bald bis zu 400.000 Beschäftigte mehr den Arbeitsmarkt verließen als neue hinzukämen.
Besonders angespannt sei die Situation in der Gastronomie, der Industrie und im Handel. Voraussichtlich blieben viele Zehntausende Ausbildungsplätze unbesetzt. Der Azubimangel werde so auf längere Sicht zum Fachkräftemangel, sagte Dercks.
Kleines Plus bei Ausbildungsverträgen
Allerdings sieht der Verband bei der Zahl der in diesem Jahr abgeschlossenen Verträge einen Silberstreif am Horizont. Bis Ende Juli wurden bei den Industrie- und Handelskammern knapp 207.000 Ausbildungsverträge unterschrieben, ein Plus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Eine Prognose für das Gesamtjahr 2023 will die DIHK derzeit nicht geben.
Rund 80 Prozent der Betriebe wollen laut der Umfrage mehr Angebote unterbreiten, um ihre Ausbildungsstellen attraktiver zu machen, etwa mit Praktikumsplätzen, Veranstaltungen sowie gezielter Werbung mit Berühmtheiten als Ausbildungsbotschafter. Außerdem werben laut DIHK die Firmen mit mehr moderner Technik und Zuschüssen zur Mobilität und zum Wohnen.
Historisch niedrige Azubi-Zahlen
Im vergangenen Jahr hatten in der dualen Berufsausbildung 469.900 Azubis einen Ausbildungsvertrag geschlossen, dies war zwar ein Anstieg um 0,8 Prozent, blieb aber "auf einem historisch niedrigen Niveau", wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte.
Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 bedeutet die Zahl ein Minus von acht Prozent. Im Jahr 2012 hatte die Zahl der neuen Ausbildungsverträge noch bei 544.400 gelegen.
Neue Konkurrenz duales Studium
Nicht zuletzt stellt auch das duale Studium in Deutschland eine zunehmende Konkurrenz zur klassischen dualen Berufsausbildung dar. Viele Abiturienten beginnen nach Ende der Schulzeit ein solches Studium. Die Tendenz ist hier steigend.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat für das vergangene Jahr 120.517 dual Studierende in Deutschland ermittelt. Im letzten Erhebungsjahr 2019 hatte die Zahl bei 108.202 gelegen. Vor zehn Jahren lag die sie mit 64.093 nur bei rund der Hälfte.