Reaktion auf Söldner-Aufstand Europäischer Gaspreis gestiegen
Die Nachrichten aus Russland haben sich auf den Energiemarkt ausgewirkt. Zeitweise legte der Erdgas-Preis um mehr als zehn Prozent zu. Im Vergleich zum Sommer 2022 ist Gas allerdings weiterhin günstig.
Unsicherheiten wegen der Lage in Russland nach der Revolte der Wagner-Söldner haben heute den Gaspreis nach oben getrieben. Zeitweise kletterte der als eine Referenz geltende TTF-Future, der am niederländischen Terminmarkt gehandelt wird, um rund 13 Prozent auf 36,935 Euro je Megawattstunde. Aktuell ist der Preis aber wieder unter die Marke von 34 Euro gefallen.
Gleichwohl hat der Preis seit Anfang dieses Monats deutlich zugelegt. Am 1. Juni hatten die Notierungen noch bei 23,103 Euro gelegen. Dies relativiert sich beim Blick auf die längerfristige Preisentwicklung: Am 2. Januar hatte der Kurs noch bei 82,259 Euro gelegen.
Den Höchststand hatte der Preis am niederländischen Terminmarkt im Sommer des vergangenen Jahres bei 345 Euro je Megawattstunde erreicht. Im Juni 2021 lag er noch bei etwas über 17 Euro.
Russisches Gas hat an Bedeutung eingebüßt
Sollte sich die Lage in Russland wieder verschärfen, sind weitere Marktreaktionen am Gasmarkt aber nicht auszuschließen. "Die Märkte reagieren in der Regel nicht gut auf Ereignisse, die sich entwickeln und unsicher sind", sagte Quincy Krosby, Chefstratege bei LPL Financial. Das sei insbesondere im Zusammenhang mit Wladimir Putin und Russland so.
Das mit Russland verbundene geopolitische Risiko sei jetzt deutlich höher als vor dem Wochenende, sagte Tom Marzec-Manser, Leiter der Gasanalytik bei ICIS in London, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es gebe "Ungewissheit darüber, was in den kommenden Wochen in Russland selbst und nicht in der Ukraine passieren könnte". Das treibe den Gaspreis in die Höhe.
Allerdings haben Deutschland und Europa insgesamt die Abhängigkeit von russischem Gas in den vergangenen Monaten stark reduziert, Russland hat seine dominante Rolle bei der europäischen Gasversorgung längst verloren.
Im Jahr 2021 betrug der Anteil des Landes an der europäischen Gasversorgung noch rund 40 Prozent. Heute ist es erheblich weniger. Um das Gas aus Russland zu ersetzen, hat sich die EU verstärkt weltweiten Lieferanten von Flüssigerdgas (LNG) zugewandt.