Forderung mehrerer Branchen Besser 2G als 3G am Arbeitsplatz?
Vertreter der Baubranche, mehrerer Handwerksberufe und Dienstleister halten eine 3G-Regel am Arbeitsplatz für nicht praktikabel. Sie plädieren stattdessen für die Einführung von 2G.
Die von der Bundesregierung beschlossene 3G-Regel am Arbeitsplatz lässt sich nach Ansicht von Branchenverbänden in vielen Berufen nicht wie vorgeschrieben kontrollieren und dokumentieren. In der Baubranche sei die Umsetzung einer 3G-Regelung aufgrund der Gegebenheiten vor Ort nur bedingt möglich, sagte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa dem "Handelsblatt". In Einzelfällen sollte den Betrieben deshalb die Anwendung von Alternativen wie einer 2G-Regelung ermöglicht werden.
"Es gilt, weiter intensiv für die Impfung zu werben und insbesondere Tempo beim Boostern zu machen", sagte Pakleppa der Zeitung. "Auch wenn eine gesetzliche Impfpflicht immer nur die zweitbeste Lösung ist, sollte sie nicht von vornherein ausgeschlossen werden."
Einhaltung der neuen Regeln schier unmöglich
Die Bundesvereinigung Bauwirtschaft findet, dass die Einhaltung der neuen Corona-Verschärfungen in einer nicht-stationären Berufssparte wie der Baubranche annhähernd ausgeschlossen ist. "Wir unterstützen die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie grundsätzlich. Auch wir treten seit Ausbruch der Pandemie für ein hohes Maß an Sicherheit für unsere Beschäftigten ein", erklärt Verbandsvorsitzender Marcus Nachbauer.
Er fügt hinzu: "Was bei stationären Unternehmen noch möglich ist, nämlich bei sämtlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die Einhaltung der 3G-Regel zu kontrollieren, ist bei unserer nicht-stationären Branche schier unmöglich." Auch bleibe unklar, was mit den Mitarbeitern passieren soll, die Impfung und Test ablehnen. So ist es etwa in Bayern für ungeimpfte Bauarbeiter auf Montage nicht mehr möglich, in Hotels zu übernachten. Nach Angaben des BR haben einige Firmen damit begonnen, Wohncontainer aufzustellen, in denen ungeimpfte Mitarbeiter übernachten können. Andernfalls, befürchten sie, ihre Aufträge nicht mehr rechtzeitig fertigstellen zu können. In einigen Fällen müssten die Betriebe dann hohe Vertragsstrafen an ihre Kunden zahlen.
Impfpflicht wäre besser
Auch für die 700.000 Gebäudereiniger in Deutschland sind die neuen Test- und Kontrollpflichten nicht praktikabel. Der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbands, Johannes Bungartseien, hält sie logistisch, personell und finanziell nicht machbar, sagte er dem "Handelsblatt".
"Vor diesem Hintergrund sollte die Politik mutig und ehrlich sein: Besser als neue Test- und Kontrollpflichten, die für Unternehmen unmöglich zu erfüllen sind, wäre bundesweit stattdessen 2G in den Betrieben und damit eine Impfpflicht am Arbeitsplatz", betonte Bungart. Besonders in der Gebäudereinigerbranche, die bundesweit knapp 700.000 Menschen beschäftigt, werde meist wechselndes Personal an wechselnden Standorten oft mit kurzen Einsatzzeiten eingesetzt, so Bungart. Die Einhaltung der 3G-Regelung lasse sich da faktisch kaum wie vorgeschrieben kontrollieren und dokumentieren, betonte der Verbandsgeschäftsführer. Die Politik drohe, "sehenden Auges" eine ganze Branche zu kriminalisieren.