Neue Wohnungen Erst 2024 wieder Aufschwung im Bau?
Inflation, steigende Zinsen und Lieferengpässe haben den Bauboom in Deutschland gestoppt. Das hat dramatische Folgen vor allem für den Wohnungsmarkt. Einer DIW-Studie zufolge wird die Bautätigkeit auch dieses Jahr noch zurückgehen.
Es wird weniger gebaut in Deutschland: Im vergangenen Jahr sei erstmals seit vielen Jahren inflationsbereinigt das Bauvolumen gesunken, teilte das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit. Vor allem der Wohnungsbau sei überproportional von den Rückgängen betroffen.
Erst im kommenden Jahr erwarten die DIW-Experten wieder einen Aufschwung in der Branche: "Inflationsbereinigt wird das Bauvolumen in diesem Jahr wohl noch negativ sein und erst ab 2024 wieder im Plus liegen, aber auch dann dürfte der Wohnungsbau, insbesondere der Neubau, der Gesamtentwicklung noch hinterherhinken", so Studienautor Martin Gornig.
Investoren halten sich zurück
Als Gründe nannten die Ökonomen die hohe Inflation und die anhaltenden Lieferengpässe. Die Baubranche hat mit kräftigen Preissteigerungen zu kämpfen. So waren die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 16,9 Prozent gestiegen, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auch im laufenden und im kommenden Jahr erwarten die Experten schlechtere Finanzierungsbedingungen, politische Unsicherheit und zurückhaltendere Investoren.
Die steigenden Preise sorgten im vergangenen Jahr auch dafür, dass die Zahl der Auftragseingänge bei den Betrieben deutlich zurückging. Das bestätigen auch aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes, wonach der Auftragseingang in der Baubranche in den ersten zehn Monaten 2022 kalender- und preisbereinigt sank.
Ziel der Bundesregierung wird verfehlt
Und eine Trendwende ist zunächst nicht in Sicht: Die Bundesregierung hatte ursprünglich den Neubau von jährlich 400.000 Wohnungen als Ziel ausgegeben. Der Zentralverband des deutschen Baugewerbes erwartet aber, dass im laufenden Jahr nur 245.000 Wohnungen fertig werden. Das wären noch einmal 12 Prozent weniger als für 2022 prognostiziert. Das Ziel der Bundesregierung würde also erneut deutlich verfehlt.
Der DIW-Experte Gornig fordert daher einen Strategiewechsel von der Politik: Zwar habe die Bundesregierung schon Maßnahmen zur steuerlichen Förderung des Wohnungsbaus beschlossen, sie müsse sich aber stärker auf die Nachverdichtung im Bestand fokussieren, um bezahlbaren neuen Wohnraum gerade in den Ballungsräumen zu schaffen. Zudem müssten die Unternehmen gefördert werden, damit sie Kapazitäten aufbauen können. So könne Engpässen im Angebot und damit auch Preissteigerungen entgegengewirkt werden.
Mieten in Deutschland steigen weiter
Denn Wohnraum in Deutschlands Großstädten ist knapp - und wird immer teurer, wie eine neue Studie der Plattform Immowelt zeigt: In 75 von 79 Städten haben sich die Mieten von 2021 auf 2022 erhöht - zum Teil stiegen die Angebotsmieten um 13 Prozent.
Nicht nur in den Millionenstädten haben sich Mietwohnungen weiter verteuert, sondern auch in anderen Großstädten wie etwa Stuttgart. Dort stiegen die Mietpreise um drei Prozent auf rund 13,90 Euro pro Quadratmeter. Damit ist die schwäbische Metropole hinter München nun die zweitteuerste Großstadt Deutschlands und hat Frankfurt am Main überholt.