Weiterer Rückgang im April Baugenehmigungen brechen um ein Drittel ein
Im April brachen die Baugenehmigungen so stark ein wie seit über 17 Jahren nicht mehr. Grund: die explodierenden Baukosten und hohen Zinsen. Aus der Branche wird Kritik am Bund lauter.
Bedarf und Angebot klaffen auf dem deutschen Wohnungsmarkt weiter auseinander: So wurde im April der Bau von 21.200 Wohnungen genehmigt. Das waren laut Statistischem Bundesamt 9900 Baugenehmigungen weniger als im April des vergangenen Jahres - ein Minus von 31,9 Prozent. Das sei der stärkste Rückgang gegenüber einem Vorjahresmonat seit März 2007, teilte die Behörde heute in Wiesbaden mit.
Besonders stark ging die Zahl der Baugenehmigungen im April bei Zweifamilienhäusern zurück, sie brach etwa um die Hälfte ein. Bei Einfamilienhäusern gab es ein Minus von 33,5 Prozent zum Vorjahresmonat und bei Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, einen Rückgang von gut 27 Prozent.
ifo-Institut erwartet noch drastischeren Rückgang
Trotz großer Nachfrage nach Wohnraum sinkt die Zahl der Baugenehmigungen der Statistik zufolge seit Mai 2022. Als Gründe für den Rückgang nennt das Statistische Bundesamt vor allem die hohen Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen. Wegen der stark gestiegenen Kreditzinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie - von privaten Hausbauern bis zu Großinvestoren.
Das ifo-Institut in München erwartet in den kommenden Monaten einen noch drastischeren Rückgang beim Wohnungsbau in Deutschland. In diesem Jahr dürften laut der Forscher lediglich rund 245.000 und 2024 sogar nur 210.000 Wohnungen in neuen Gebäuden fertiggestellt werden.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) rechnet in diesem Jahr bestenfalls mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen. Das wären rund 45.000 weniger als im vergangenen Jahr und weit weg vom Ziel der Bundesregierung. Die Ampel-Koalition hatte die Zielmarke von 400.000 neuen Wohnungen im Jahr herausgegeben.
Immobilienverband gibt dem Bund eine Mitschuld
Der Immobilienverband ZIA rechnet für 2025 mit einer Lücke von bis zu 700.000 Wohneinheiten und 1,4 Millionen Wohnungssuchenden. Die Ursachen seien ausbleibende Bauprojekte wegen explodierender Baupreise und staatlicher Regelungswut. "Der Staat ist für 37 Prozent der Kosten am Produkt Wohnen verantwortlich", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner der "Bild"-Zeitung laut einem Vorabbericht.
Auch ifo-Bauexperte Ludwig Dorffmeister gibt dem Bund eine Teilschuld, da er die Neubauförderung "drastisch zurückgefahren" und die Standards für den Neubau Anfang 2023 "abermals verschärft" habe.
Besonders in den großen Städten gibt es dem ZIA zufolge gewaltige Wohnraumlücken: Allein in Berlin fehlten nach Daten der Immobilienmarktbeobachter Empirica Regio Anfang 2023 mehr als 23.000 Wohnungen. Damit ist die Hauptstadt trauriger Spitzenreiter. Auch in Hamburg gebe es 13.632 Wohnungen zu wenig und in München fehlten mehr als 10.000 Wohnungen.
Bauvorhaben im Hochpreis-Segment werden seltener abgebrochen
Nach Angaben des Münchner ifo-Instituts stößt die große Mehrheit der Bauträger seit vielen Monaten keine neuen Vorhaben mehr an. Die aktuell verbuchten Aufträge gingen auf Projekte zurück, die schon zu weit fortgeschritten seien, um sie abzubrechen. Daneben finden laut ifo weiterhin Bauvorhaben im hochpreisigen Segment statt, für deren Kunden die gestiegenen Kosten keine große Rolle spielen.