Nach Gerüchten über Probleme Letten räumen Konten bei Swedbank leer
Aus Angst vor einer Pleite der schwedischen Swedbank haben Kunden in Lettland massiv ihre Konten geräumt. Vorausgegangen waren per Internet verbreitete Gerüchte, die Bank habe Liquiditätsprobleme. Wegen der Schließung der Krajbanka vor zwei Wochen herrscht in Lettland besondere Nervosität.
Von Albrecht Breitschuh, ARD-Hörfunkstudio Stockholm
Gestern Abend gab es bei ungefähr einem Drittel der Swedbank-Geldautomaten in Lettland kein Bargeld mehr, die Kunden hatten am Sonntag umgerechnet rund 15 Millionen Euro abgehoben. Ende der Woche waren über Facebook und Twitter Gerüchte gestreut worden, dass es an den Swedbank-Automaten in Schweden kein Geld mehr gebe und dass der lettische Chef der Swedbank, Maris Mancinskis, inhaftiert worden sei. Der versicherte inzwischen im lettischen Fernsehsender LNT TV, die Gerüchte seien "nicht nur falsch, sondern absurd".
Swedbank-Sprecher Thomas Backteman dementierte ebenfalls energisch: "Das ist alles völlig aus der Luft gegriffen. In Lettland ist es im übrigen ein kriminelles Delikt, solche Gerüchte zu streuen. Wir arbeiten mit den dortigen Behörden und den Kollegen anderer Banken intensiv zusammen, weil wir wissen wollen, wer dahinter steht und wie wir das stoppen können."
Geldautomaten inzwischen wieder aufgefüllt
In Lettland hat die Sicherheitspolizei heute die Ermittlungen übernommen, die Geldautomaten seien inzwischen wieder aufgefüllt, die Lage habe sich beruhigt, heißt es. Auch Automaten anderer schwedischer Banken in Lettland seien am Wochenende geleert worden. Im benachbarten Estland, wo Swedbank ebenfalls eine führende Rolle am Markt hat, blieb dagegen alles ruhig.
Dass in Lettland Gerüchte über Bankpleiten eine solche Wirkung entfalten können, hat auch mit der jüngeren Geschichte des Landes zu tun. In den 90er Jahren und zuletzt 2008 waren Banken Konkurs gegangen, das Land stand nahe am Staatsbankrott.
Großes Misstrauen bei den Kunden
Erst vor zwei Wochen wurde mit der Krajbanka ein kleineres Kreditinstitut geschlossen, eine Tochter der litauischen Snoras-Bank, die wegen angeblicher krimineller Geschäfte notverstaatlicht wurde. Vor allem ältere Menschen sind daraufhin zur Swedbank gewechselt.
Entsprechend nervös seien die Menschen in Lettland, so der Swedbank-Sprecher Thomas Backteman: "Es ist klar, dass das Misstrauen hier besonders ausgeprägt ist, eigentlich gegen alle Institutionen. Deswegen war es für schwedische und lettische Behörden so wichtig, dass wir gestern diese Gerüchte im lettischen Fernsehen so eindeutig zurückgewiesen haben."