Finanzspritze von 150 Millionen Euro Chinesischer Retter für schwedischen Autobauer Saab
Es steht schlecht um Saab: 30.000 Autos hat der schwedische Hersteller im Vorjahr noch produziert, zuletzt standen die Bänder im Stammwerk der Traditionsmarke wochenlang still. Doch jetzt fand sich überraschend ein chinesischer Geldgeber.
Von Albrecht Breitschuh, ARD-Hörfunkstudio Stockholm
Die Retter der schwedischen Automobilindustrie kommen aus China. Mal wieder. Nachdem Volvo im vergangenen Jahr vom chinesischen Autokonzern Geely übernommen wurde, ist es nun die deutlich kleinere Marke Hawtai, die bei Volvos ebenfalls deutlich kleinerem schwedischen Konkurrenten Saab einsteigt und damit das drohende Aus abwendet:
"Nach einer Phase nicht so guter Nachrichten ist es das, woran ich so hart gearbeitet habe", kommentierte Saab-Chef Victor Muller, der auch Eigner des niederländischen Sportwagenherstellers Spyker ist, das sogenannte strategische Abkommen mit Hawtai. Es soll die Probleme der schwedischen Traditionsmarke langfristig lösen, auch indem aus China kurz- und mittelfristig Geld in die Kasse kommt.
120 Millionen Euro für die Geschäftsanteile in Höhe von 29,9 Prozent, sowie einen Kredit über 30 Millionen Euro, der innerhalb der nächsten sechs Monate zurückgezahlt werden muss.
Zulieferer lieferten nicht mehr
Dieses Geld dürfte vor allem dazu dienen, Schulden bei den Zulieferern zu begleichen. Diese hatten die Lieferungen von Komponenten eingestellt, so dass vor drei Wochen die Produktion bei Saab im südschwedischen Trollhättan vorübergehend eingestellt werden musste. In der nächsten Woche soll der Betrieb wieder wie gewohnt laufen - sehr zur Freude von Anette Hellgren, Gewerkschaftssprecherin bei Saab: "Eine gute Nachricht, dass wir einen solchen Partner gefunden haben. Damit öffnet sich für uns der Markt in China mit großen Möglichkeiten, für unsere Marke und für unser Wissen. Es ist ein enormer Markt, vor dem man Respekt haben muss."
Nach Angaben der schwedischen Wirtschaftszeitung "Dagens Industrie" wollen die Chinesen von Hawdai mehrere Milliarden Kronen investieren, um die finanziellen Probleme von Saab langfristig zu lösen. Im Gegenzug erhalten sie Zugang zu Technik und Entwicklungsplattformen von den Schweden, geplant ist ein neuer Typ im Premiumsegment. Ab 2013 sollen Saab-Autos für den chinesischen Markt in China produziert werden, für den Rest der Welt bleibe das südschwedische Trollhättan Produktionsstandort, so Saab-Chef Muller.
Nur Zeit gewonnen?
Doch der Rest der Welt hat Saab längst den Rücken gekehrt. Als Liebhaber- und Nostalgiemarke geschätzt, hat Saab im vorigen Jahr gerade mal noch knapp über 30.000 Neuwagen verkauft. Nur noch ältere Mitarbeiter können sich daran erinnern, wann das Unternehmen zuletzt schwarze Zahlen geschrieben hat – es war zu Beginn der 90er-Jahre. Deswegen fehlt es auch jetzt nicht an Zweiflern, die allenfalls davon sprechen wollen, dass Saab durch das Abkommen mit den Chinesen Zeit gewonnen hat. Bis zum nächsten Überlebenskampf.