Fehlendes Personal Lufthansa streicht Tausende Flüge im Sommer
Die Fluggesellschaft plant, im Sommerhalbjahr 34.000 Flüge zu streichen. Grund dafür ist der eklatante Personalmangel im Konzern. Und die Zahl könnte sogar noch steigen, wenn Streichungen bei Tochterunternehmen wie Eurowings dazukommen.
Die Lufthansa verringert einem Medienbericht zufolge wegen anhaltenden Personalmangels im Sommer deutlich ihr Flugangebot. Die Kernmarke Lufthansa streicht dafür im Sommerhalbjahr rund 34.000 Flüge - und damit rund zehn Prozent des derzeit angebotenen Flugplans.
"Die Lufthansa hat den Sommerflugplan 2023 ab Frankfurt und München angepasst", sagte ein Konzernsprecher der "Wirtschaftswoche". Pro Tag fallen danach bis zu 500 Flüge weg. Hauptgrund sei, dass die gesamte Branche "insbesondere in Europa weiterhin unter Engpässen und Personalmangel" leide.
Flugabsagen für Stabilität
Probleme gebe es bei Flughäfen, Bodenverkehrsdiensten und Flugsicherung sowie bei den Fluggesellschaften selbst. Die abgesagten Flüge sollten die Arbeitslast verringern und "ein Mehr an Stabilität für das ganze System ermöglichen", sagte der Lufthansa-Sprecher dem Magazin.
Die Zahlen seien noch nicht exakt, "da auch immer wieder weitere tagesaktuelle Streichungen hinzukommen können", sagte der Sprecher weiter. Das Magazin berichtete unter Berufung auf Insider, dass es auch bei den Tochter-Airlines Eurowings und Swiss zu Flugstreichungen kommen könne. Die Lufthansa war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
20.000 neue Mitarbeiter bis Ende 2023
Noch während der Corona-Krise waren knapp 30.000 Menschen vom Konzern entlassen worden, der deutsche Staat musste die Fluggesellschaft mit Milliardenkrediten vor der Pleite retten. Die Reiselust ist mit dem Wegfall vieler Corona-Beschränkungen wieder zurückgekehrt, das Geschäft brummt - und die entlassenen Mitarbeiter fehlen. Die Staatshilfen hat der Konzern wieder zurückgezahlt. Im Dezember hob die Airline ihre Prognose für den operativen Gewinn im Jahr 2022 auf 1,5 Milliarden Euro an. Die Zahlen zum Geschäftsjahr 2022 stellt das Unternehmen am 3. März vor.
Im vergangenen November kündigte die deutsche Fluggesellschaft eine große Einstellungsoffensive an, um das Personal-Problem in den Griff zu bekommen. So planen Lufthansa und Tochter Eurowings bis Ende 2023 20.000 neue Mitarbeiter einzustellen.
Chaos-Sommer 2022 auch 2023?
Der Personalmangel zieht sich dabei durch viele Bereiche in der Luftfahrt. So fehlten an den deutschen Flughäfen beim überraschend steilen Neustart im vergangenen Sommer Tausende Arbeitskräfte. Im letzten Jahr musste die Airline den Sommerflugplan zurückfahren, da der Personalaufbau absehbar im Luftverkehr nicht mit der starken Erholung der Reisenachfrage Schritt hielt. Der Konzern ließ knapp 7000 Flüge ausfallen, um das System zu stabilisieren.
Die Flucht vieler Angestellter vom Flughafen in andere Jobs begründete unter anderem das Abfertigungschaos mit langen Wartezeiten und Verzögerungen im vergangenen Sommer, das letztlich nur mit weniger Flügen in den Griff zu bekommen war. Auch die Gewerkschaft ver.di warnte bereits, der Personalmangel sei noch nicht behoben. Sie fordert in Tarifverhandlungen eine bessere Bezahlung, damit mehr Arbeitskräfte gewonnen werden können.