Einigung im Streit um Roaming-Gebühren Der Anruf aus dem Urlaub wird billiger
Wer derzeit im Ausland mit dem Handy telefoniert, zahlt bis zu drei Euro pro Minute. Damit soll bald Schluss sein. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, das Europaparlament und die EU-Kommission einigten sich auf Obergrenzen, die den Anruf zu Hause billiger machen.
Bis zu drei Euro pro Minute kostet derzeit noch der Anruf daheim mit dem Handy aus dem Ausland. Nun sollen die Handy-Auslandsgebühren in Europa drastisch sinken - und das womöglich noch in diesem Sommer. Vertreter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, des Europaparlaments und der EU-Kommission einigten sich auf einen Kompromiss für die so genannten Roaming-Gebühren, die Mobilfunkfirmen verlangen, wenn sich ein ausländisches Handy in ihr Netz einwählt.
Demnach sollen die Roaming-Gebühren im Ausland auf höchstens 49 Cent je Minute für abgehende Anrufe und auf 24 Cent für angenommene Anrufe abgesenkt werden. In den kommenden drei Jahren nach Inkrafttreten sollen die Gebühren dann sogar noch weiter sinken. Im zweiten Jahr liegt die Obergrenze für abgehende Gespräche im Ausland bei 46, im dritten Jahr bei 43 Cent. Für angenommene Telefonate sinken die Obergrenzen im gleichen Zeitraum auf 22 und dann 19 Cent pro Minute. Dazu kommt jeweils noch die Mehrwertsteuer.
Günstiger telefonieren ab dem Spätsommer
Die neue Verordnung soll bis Mitte Juli in Kraft treten. Spätestens drei Monate später müssen die vereinbarten Obergrenzen der Gebühren für Roaming-Gespräche dann eingehalten werden. "Der Markt hat sich in den letzten Jahren beim Roaming kaum entwickelt", sagte die Vorsitzende des zuständigen Industrieausschusses, Angelika Niebler. "Nun muss die Politik für günstigere Preise sorgen."
Parlament und EU-Regierungen müssen dem Kompromiss zustimmen. Das Parlaments wird über den Kompromiss am 24. Mai abstimmen, grünes Licht gilt als sicher. Die zuständigen Fachminister wollen die neuen Gebühren bei ihrem Treffen Anfang Juni absegnen.
Kritik von Mobilfunkanbietern
Bundeswirtschaftsminister und EU-Ratspräsident Michael Glos appellierte an den "guten Willen" der Beteiligten. Der Kompromiss sei "solide" und "für alle tragfähig". Auch von Verbraucherschützern kam ein positives Echo. Allerdings müsse die EU-Kommission den Markt weiter kritisch beobachten, mahnte Michael Bobrowski vom Bundesverband der Verbraucherzentralen.
Von Mobilfunkanbietern kam Kritik. "Regulierung ist einem so wettbewerbsintensiven Markt nie gut", sagte T-Mobile-Sprecher Stefan Zuber. Man sei aber mit den derzeitigen Tarifen bereits "nicht weit von den neuen Preisen entfernt". Die wirtschaftlichen Folgen müssten erst noch errechnet werden. Auch von Vodafone hieß es, man müsse erst den kompletten Bericht abwarten und analysieren.
Zähes Ringen beendet
Monatelang war um die Begrenzung der Gebühren gerungen wurden. Der Kompromiss liegt über dem Vorschlag, den Parlament und Kommission ursprünglich gemacht hatten. Sie forderten 40 Cent für eigene und 15 Cent für angenommene Anrufe. Die deutsche Ratspräsidentschaft hatte 60 und 30 Cent ins Gespräch gebracht.
Jährlich fünf Milliarden Euro für Roaming
Auf die Roaming-Gebühren entfallen mit jährlich fünf Milliarden Euro knapp sechs Prozent der gesamten Mobilfunkumsätze. Auf Druck der EU hatten die Handy-Anbieter ihre Tarife für Auslandsgespräche in den vergangenen zwei Jahren bereits deutlich gesenkt. Das ging Brüssel aber nicht weit genug.
Immer mehr Handy-Nutzer
Von den günstigeren Gebühren profitieren die Besitzer der insgesamt rund 48,7 Millionen Mobiltelefone in Deutschland, wenn sie ins Ausland fahren. Die Zahl der Handybesitzer steigt ständig, inzwischen gibt es schon in vier von fünf deutschen Haushalten eines, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Seit dem Jahr 2000 stieg die Versorgung in der Bundesrepublik von 29,8 Prozent somit um mehr als 50 Prozentpunkte.