Fragen und Antworten Was bedeutet die GM-Entscheidung für Opel?
Der Opel-Verkauf an Magna ist vom Tisch. Doch der Verbleib im Mutterkonzern General Motors wirft viele Fragen zur Zukunft des Autoherstellers und seiner Standorte auf. tagesschau.de erklärt die Motive der GM-Entscheidung und deren mögliche Folgen für Opel und die deutschen Staatshilfen.
Warum will General Motors Opel behalten?
Ein Teil des GM-Verwaltungsrats war seit langem gegen den Opel-Verkauf. Denn General Motors soll ein globaler Autokonzern bleiben. Dafür ist der europäische Markt mit den dort etablierten Marken wie Opel wichtig. Gleichzeitig braucht General Motors bei der eigenen Neuausrichtung technisches Wissen in der Entwicklung kleiner, spritsparender Autos. In diesem Bereich gilt Opel als besonders stark. Auf dieses Wissen will General Motors nicht verzichten. Hinzu kam die Sorge, dass im Zuge des Verkaufs an Magna und die russische Sberbank der Wachstumsmarkt Russland für General Motors weitgehend verloren sein könne. Offiziell begründete GM seine Entscheidung mit der strategischen Bedeutung von Opel und damit, dass sich die finanzielle Lage von General Motors in den vergangenen Monaten verbessert habe. Dadurch hofft der Konzern, die Opel-Sanierung selbst stemmen zu können.
Was bedeutet die GM-Entscheidung für die Opel-Standorte?
Das ist derzeit noch nicht genau bekannt. Denn General Motors hat den Sanierungsplan für Opel bislang nicht vorgelegt. Die Kosten für die Restrukturierung setzt GM mit 3,3 Milliarden Euro an. Laut dem neuen GM-Europachef Nick Reilly plant der Konzern europaweit den Abbau von rund 9.000 Arbeitsplätzen. 50 bis 60 Prozent der Stellenstreichungen - und damit 4500 bis 5400 Jobs - treffen die deutschen Standorte. Das Magna-Konzept sah vor, etwa 10.500 Arbeitsplätze zu streichen, darunter 4500 in Deutschland. Ebenso wie bei Magna sehen auch die GM-Pläne den Erhalt aller vier deutschen Opel-Standorte in Rüsselsheim, Bochum, Eisenach und Kaiserslautern vor. Die Kapazitäten sollen aber um 20 Prozent reduziert werden.
Woher nimmt General Motors das Geld für die Sanierung?
Darauf hat GM zunächst keine genaue Antwort gegeben. Der Konzern hofft aber nach eigenen Aussagen auf staatliche Finanzhilfe der europäischen Länder mit Opel-Standorten.
Was passiert mit den bislang gewährten deutschen Staatshilfen?
Bund und Länder hatten bisher einen Überbrückungskredit in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro bereitgestellt. Laut Opel-Treuhandmitglied Dirk Pfeil waren aber lediglich 1,1 Milliarden Euro geflossen, wovon 200 Millionen Euro bereits zurückgezahlt worden seien. Das Magna-Konsortium sollte darüber hinaus Bürgschaften in Höhe von drei Milliarden Euro erhalten. Der Überbrückungskredit sollte Ende November 2009 auslaufen. General Motors zahlte eine Woche vor dem Termin die letzte Rate in Höhe von 400 Millionen Euro zurück.
Hält die Opel-Belegschaft an ihrem Sanierungsbeitrag fest?
Nein, denn ihr zugesagter Verzicht auf Teile des Lohns sowie des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes war an die Bedingung geknüpft, dass Opel an Magna und die Sberbank verkauft wird. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz stellte klar, dass die Zusage der Mitarbeiter nach der GM-Entscheidung nicht mehr gilt. Zur Sanierung unter dem Dach von General Motors werden die Opel-Mitarbeiter demnach keinen Beitrag leisten. Vielmehr fordert der Betriebsrat nun die Nachzahlung von tariflichen Lohnerhöhungen im laufenden Jahr, auf die die Beschäftigten zunächst verzichtet hatten. GM verlangt allerdings von den Mitarbeitern, ebenfalls einen Sanierungsbeitrag zu leisten.
Kann General Motors die Sanierung von Opel schaffen?
Das ist ungewiss. Denn GM kämpft auch nach Abschluss des Insolvenzverfahrens in den USA mit großen Problemen. Laut dem Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer setzt General Motors auf eine "Strategie mit dem höchstmöglichen Risiko". Neben den eigenen Finanzproblemen könnte GM Schwierigkeiten bekommen, die notwendigen Kredite für die Sanierung von Opel zu erhalten. Die Unsicherheit wirkt sich möglicherweise auch negativ auf die Marke Opel aus.