Kneipensterben in Großbritannien Mehr als 500 Pubs mussten 2022 schließen
Hohe Energiekosten, Corona-Spätfolgen und jetzt die Inflation: Großbritanniens legendäre Kneipenkultur ist bedroht. Im vergangenen Jahr mussten 512 Pubs wegen Insolvenz schließen - fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
Die Zahl zahlungsunfähiger Pubs in England und Wales ist im vergangenen Jahr laut einer Analyse stark gestiegen. Insgesamt hätten 512 Pubs Insolvenz angemeldet, zitierte die Nachrichtenagentur PA aus einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft UHY Hacker Young. Ein Jahr zuvor waren es noch 280 Kneipen, die ihre Türen wegen Überschuldung beziehungsweise Zahlungsunfähigkeit für immer schließen mussten.
Viele Pubs hätten mit steigenden Energiekosten zu kämpfen, hieß es zur Begründung. Nach der Pandemie hätten viele Pub-Besitzer auch keine Rücklagen mehr. Zudem blieben die Gäste wegen der hohen Inflation aus. Schließlich seien wegen der langen Bahnstreiks auch weniger Pendler gekommen.
Viele Gründe für das Pub-Sterben
UHY-Experte Peter Kubik sprach von einer "äußerst besorgniserregenden Situation". "Abgesehen von den finanziellen Folgen für Besitzer und Angestellte trifft der Verlust eines Pubs auch die Gemeinden hart", sagte Kubik. "Nach einer langen Periode von Einkommensverlusten während der Pandemie war die Krise der Lebenshaltungskosten für viele der letzte Sargnagel." Er forderte die britische Regierung auf, weiter zu helfen und die staatlichen Energiebeihilfen zu verlängern.
Das Sterben der Pubs in Großbritannien hatte aber schon lange vor dem Ausbruch der Pandemie begonnen. Gründe sind unter anderem das Rauchverbot, billiger Alkohol aus dem Supermarkt oder auch ein verändertes Trinkverhalten. Darüber hinaus klagen die Wirte über die Steuern auf Bier, die zu den höchsten der Welt gehörten.
Nach Angaben der British Beer & Pub Association gab es 2021 landesweit rund 46.350 Pubs. Zu Beginn des Jahrhunderts waren es noch rund 60.800. Diese Zahlen beziehen sich nicht nur auf England und Wales, sondern auch auf Schottland und Nordirland.