Ergebnisse des Banken-Stresstests Wer hat bestanden? Und wer muss zittern?
Für die europäischen Banken ist heute der Tag der Wahrheit. Mit Spannung wird erwartet, welche der 91 geprüften Institute den Stresstest bestanden haben. Ein "Maximum an Transparenz" verspricht Kanzlerin Merkel. Kritiker nennen das Vorgehen der EU hingegen eine "mittlere intellektuelle Katastrophe".
Von Martin Bohne, MDR-Hörfunkstudio Brüssel
Die EU-Regierungschefs hatten sich alles so schön vorgestellt: testen wir unsere Banken auf Krisentauglichkeit, dann wird man schon sehen, dass das europäische Finanzsystem gesund ist, und die Spekulanten geben endlich Ruhe. "Es ist in der jetzigen Situation wichtig, dass wir das Maximum an Transparenz haben", sagte dann auch Kanzlerin Angela Merkel auf dem letzten EU-Gipfel vor fünf Wochen, als die Veröffentlichung der europaweiten Stresstests beschlossen wurde. Denn dann könnten auch keine Gerüchte mehr gestreut werden. "Insofern finde ich das die schnellste Möglichkeit, mit den Dingen klarzukommen", so die Kanzlerin weiter.
"Eine mittlere intellektuelle Katastrophe"
Da hatte Merkel aber die europäischen Realitäten ausgeblendet. Bei der Planung ging ziemlich viel durcheinander, die Testkriterien mussten nachgebessert werden, weil die Märkte sie als viel zu lasch empfanden. Aufseher und Bankenvorstände stritten, wie tief sich die Finanzinstitute tatsächlich in die Karten schauen lassen müssen. Sogar der Veröffentlichungstermin wurde immer wieder in Frage gestellt. Ein hochrangiger Banker nannte das alles eine mittlere intellektuelle Katastrophe.
Getestet wurden 91 große europäische Banken, darunter 14 deutsche. Dabei ging es um die Frage, ob sie über ausreichend Eigenkapital verfügen, wenn die Konjunktur erneut einbricht und wenn die Werte europäischer Staatsanleihen noch tiefer in den Keller rutschen. Nicht simuliert wurde allerdings eine komplette Staatspleite. Die Bundeskanzlerin hält das auch nicht für nötig. Denn schließlich gäbe es ja jetzt den 750-Milliarden-schweren Euro-Rettungsschirm, der eben dazu da ist, Staatspleiten zu verhindern. "Wir müssen die Stresstests ja nicht soweit treiben, dass wir völlig unrealistische Dinge annehmen", betonte sie.
Wer besteht den Stresstest nicht?
In Deutschland gilt bereits als ausgemacht, dass der Immobilienfinanzierer HypoReal Estate, der eh am staatlichen Tropf hängt, den Crashtest nicht bestehen wird. Aber auch einige Landesbanken gelten als Wackelkandidaten. In anderen EU-Ländern gibt es ebenfalls Problemfälle. Und die dürften nach Veröffentlichung der Ergebnisse umgehend von den Märkten abgestraft und damit zum staatlichen Sanierungsfall werden. Die EU-Finanzminister haben letzte Woche klargemacht, dass man Bankenpleiten verhindern werde. Zwar sollten die Sitzenbleiber, so stellte es Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble klar, zuerst einmal selbst versuchen, sich am Markt mit zusätzlichem Kapital zu versorgen. Doch gelinge das nicht, dann müsse der Staat helfen. "Und wenn der Staat dazu nicht in der Lage sein sollte, dann kann der Staat sich an die Zweckgesellschaft wenden", versprach Schäuble. Zweckgesellschaft, damit meint der deutsche Finanzminister den Euro-Rettungsschirm.
Heute nach Börsenschluss wird das Komitee der europäischen Bankenaufseher in London den Schleier lüften. Dann werden die Investoren sich über die veröffentlichten Zahlen beugen. Und dann wird sich zeigen, ob der Stress mit den Stresstests sich gelohnt hat – oder ob der Stress dann erst so richtig anfängt.