Europäische Länder im Vergleich Schleppender Umbau des deutschen Strommarktes?
Bis 2030 sollen 80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien stammen. Doch einer Studie zufolge geht der Umbau des Strommarktes im europäischen Vergleich eher schleppend voran.
Beim Umbau des Strommarktes schneidet Deutschland einer Studie zufolge im europäischen Vergleich nur mittelmäßig ab. Eine heute veröffentlichte Untersuchung des britischen Fachverbands für Erneuerbare Energien ("Association for Renewable Energy and Clean Technology") zusammen mit dem Energiemanagement-Unternehmen Eaton bewertet und vergleicht die Rahmenbedingungen für die Energiewende weg von fossilen Brennstoffen in 14 europäischen Ländern.
Beim "Energy Transition Readiness Index" werden die Länder in mehreren Kategorien beurteilt: hinsichtlich der gesellschaftlichen Unterstützung für die Energiewende, ihrer Fähigkeit, neue Technologien und Geschäftsmodelle zu nutzen, sowie in puncto Flexibilität des Energiemarktes. Demnach landet Deutschland auf einer Skala von 1 bis 6 im unteren Mittelfeld auf Stufe 4 gemeinsam mit Italien und Spanien. Im Ranking werden nur Griechenland, die Schweiz und Schlusslicht Polen in schlechteren Klassen eingestuft. Führend war wie in den Vorjahren Norwegen vor Dänemark, Finnland und Schweden.
Nordische Länder sind Vorreiter
Die Autoren stellten unter anderem fest, dass die Verbreitung von intelligenten Stromzählern ("Smart Meter") in Deutschland mit einem Prozent "äußerst gering" sei - in nordischen Ländern wie Dänemark liege die Durchdringung bei bis zu 100 Prozent. Die vernetzten Messgeräte für Wärme oder Strom übertragen Verbrauchsdaten automatisch an Anbieter und machen sie auch für Nutzer sichtbar.
Wärmepumpen seien zudem in Deutschland relativ wenig verbreitet, hieß es. "Hierzulande kommen auf 1.000 Haushalte lediglich 38 Geräte, während es in Norwegen 625, in Schweden 503 und in Finnland 438 sind." Zu den Fortschritten zählen die Autoren hingegen, dass Deutschland wie auch Großbritannien die Attraktivität für Investoren stark habe verbessern können.
Anteil Erneuerbarer Energien soll sich verdoppeln
Beim schrittweisen Ausstieg aus Kohle und Gas müssen Netzbetreiber die schwankende Energieerzeugung etwa aus Wind und Strom mit dem Bedarf in Einklang bringen. Flexibilität sei für die Netzstabilität unerlässlich, heißt es in der Untersuchung. Dafür müssten Stromspeicher gefördert werden.
Deutschland hat von allen untersuchten Ländern den größten Strommarkt. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil Erneuerbarer Energien am deutschen Stromverbrauch 45 Prozent - nach 41 Prozent im Jahr 2021. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 insgesamt 80 Prozent der Energie aus Windkraft oder Solaranlagen zu erzeugen. In der Studie wird der Verbrauch im Jahr 2030 auf 658 Terawattstunden (TWh) geschätzt. Für das 80-Prozent-Ziel müsse die Erzeugung Erneuerbarer Energien um 276 TWh steigen.