S&P senkt Bonitätsnote der Ukraine Gefahr der Staatspleite wächst
Die politische Krise in der Ukraine schürt auch die Angst vor einer Staatspleite. Die Ratingagentur Standard & Poor's senkte die Bonitätsnote des Landes erneut. Zugleich stoppte das Finanzministerium in Kiew die für heute geplante Aufnahme neuer Kredite.
Angesichts der politischen Krise in der Ukraine verschärfen sich die finanziellen Probleme des Landes. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's sieht die Ukraine auf dem Weg in Richtung Staatspleite. Sie senkte die Bewertung der Kreditwürdigkeit des Landes zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen. Die neue Bonitätsnote "CCC" bedeutet, dass Papiere der Ukraine als hochspekulativ eingestuft werden. Die Agentur bewertet zudem den weiteren Ausblick als negativ und machte deutlich, dass der drohende Zahlungsausfall nur bei einer günstigen Entwicklung noch abgewendet werden könnte.
Die politische Lage in der Ukraine habe sich verschlechtert, erklärte Standard & Poor's. "Dadurch stehen weitere russische Finanzhilfen in Laufe des Jahres 2014 infrage", schrieb die Ratingagentur. "Die Fähigkeit der Regierung, ihren Schuldendienst zu erfüllen, ist damit einem erhöhten Risiko ausgesetzt." Die Zukunft der gegenwärtigen Führung sei unsicherer als jemals zuvor seit Beginn der Proteste im November 2013.
Devisenbestände schrumpfen
Im vergangenen Jahr lag die Staatsverschuldung der Ukraine bereits acht Mal höher als vor zehn Jahren. Schon vor der Eskalation der politischen Krise ging der Internationale Währungsfonds in seinen Prognosen davon aus, dass sich die Schuldenlast des Landes bis 2018 erneut verdoppeln werde. Einen erheblichen Teil dieser Summe hat sich die Ukraine bei ausländischen Geldgebern geliehen. Um diese Schulden zurückzahlen zu können, sind Devisen wichtig. Umso besorgter zeigte sich kürzliche Ratingagentur Fitch, dass die ausländischen Devisenbestände des Landes allein zwischen Ende 2013 und Ende Januar 2014 von von 20,4 Milliarden auf 17,8 Milliarden Dollar zurückgegangen seien.
Insgesamt muss die Ukraine allein im laufenden Jahr Altschulden in Höhe von 13 Milliarden Dollar - umgerechnet etwa 9,5 Milliarden Euro - zurückzahlen. Das wird nur gelingen, wenn sich die Regierung das benötigte Geld durch die Ausgabe neuer Staatsanleihen besorgt. Umso wichtiger war die Zusage Russlands im vergangenen Dezember, die Ukraine mit einem Notkredit vor der bereits drohenden Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Der Plan sah vor, dass Russland ukrainische Staatsanleihen im Wert von 15 Milliarden Dollar kauft.
Ukraine stoppt geplante Ausgabe von Staatsanleihen
Nach der Zahlung der ersten drei Milliarden Dollar stoppte der russische Präsident Wladimir Putin die weiteren Überweisungen aber zunächst mit dem Hinweis, dass erst klar sein müsse, wie die künftige Regierung in Kiew aussehe. In dieser Woche sollte nun die nächste Tranche fließen. Doch nun teilte das Finanzministerium in Kiew mit, dass die für heute geplante Ausgabe von Staatsanleihen in Höhe von zwei Milliarden Dollar gestoppt worden sei. Die Ukraine hatte gehofft, dass Russland diese Papiere kauft und damit die akuten Finanzprobleme des Landes löst. Der Schritt ist ein Indiz dafür, dass Russland sich in der aktuellen Situation abwartend verhält und zunächst kein weiteres Geld überweisen will.
Angesichts der drohenden Staatspleite des Landes hatten in den vergangenen Wochen bereits die anderen großen Ratingagenturen Fitch und Moody's ihre Bonitätsnoten für die Ukraine gesenkt. Zugleich schossen die Preise für Kreditausfallversicherungen in die Höhe, die dann einspringen würden, wenn die Ukraine geliehenes Geld nicht an die Anleger zurückzahlen kann.