Millionenschäden durch Straftaten Aurubis entlässt drei von vier Vorständen
Durch Diebstähle und Betrug entstanden beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis Millionenschäden - die Taten blieben lange unentdeckt. Nach einer Untersuchung müssen drei Vorstände des Unternehmens nun vorzeitig gehen.
Nach lange unentdeckten Millionenschäden durch Betrug und Diebstahl bei dem Hamburger Kupfer- und Recyclingspezialisten Aurubis AG müssen Vorstandschef Roland Harings und zwei weitere Vorstände das Unternehmen vorzeitig verlassen.
Man sei "übereingekommen, die laufenden Vorstandsverträge vorzeitig zu beenden", teilte der Aufsichtsrat mit. "Die drei Vorstandsmitglieder tragen damit den besonderen Herausforderungen der Aurubis im abgelaufenen Geschäftsjahr Rechnung, insbesondere mit Blick auf die schwerwiegenden Betrugs- und Diebstahlsfälle im Werk Hamburg und Vorkommnisse im Bereich der Arbeitssicherheit." Im vorigen Jahr waren drei Mitarbeiter bei einem Stickstoff-Austritt bei Aurubis ums Leben gekommen.
Nicht das erste Mal Betrugsopfer
Aurubis war in mehreren Fällen Opfer von Kriminellen. So kam etwa ein groß angelegter Betrug ans Licht, der bei der regelmäßigen Überprüfung des Metallbestands aufgefallen war: Es gab erhebliche Abweichungen vom Sollbestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen.
Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden.
Unterm Strich sprach das Unternehmen im Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022/23 (30. September) von einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro. Auch der Unfall mit den drei Toten überschattete das Geschäftsjahr.
Diebstahl und Betrugsfälle kamen lange nicht ans Licht
Die Fälle von Diebstahl und Betrug waren lange unentdeckt geblieben. Das hatte bei den Mitgliedern des Kontrollgremiums Zweifel am Risikomanagement der Unternehmensführung geweckt. Eine Anwaltskanzlei hatte daraufhin die Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den Straftaten untersucht.
Harings, dessen Vertrag eigentlich bis Mitte 2027 lief, hatte sich zuversichtlich gezeigt, "dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben". Nun verlässt der 60 Jahre alte Manager Aurubis schon Ende September. Produktionsvorstand Heiko Arnold geht bereits zum 29. Februar, Finanzvorstand Rainer Verhoeven gibt seinen Posten zum 30. Juni ab.
Allein die erst Anfang 2023 bestellte und für das aufstrebende Recyclinggeschäft des MDAX-Konzerns zuständige Vorständin Inge Hofkens (53) behält ihr Vorstandsmandat.