Volkswagen und BMW Weniger Gewinn für deutsche Autobauer
Weniger Verkäufe, Stellenabbau, wachsende Konkurrenz in China: Bei den deutschen Autobauern läuft es nicht rund. Sowohl Volkswagen als auch BMW verdienten im zweiten Quartal deutlich weniger.
Die deutschen Autoriesen VW und BMW haben zuletzt weniger verdient. So verzeichnete der Volkswagen-Konzern im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang - schnitt aber angesichts der Probleme bei seinen größten Marken besser ab als erwartet. BMW machte dagegen wegen gestiegener Konkurrenz im wichtigen Markt China ein noch geringeres Plus als prognostiziert.
Sonderaufwendungen für mögliche Werkschließung
Bei VW fiel das operative Ergebnis um 2,4 Prozent auf 5,46 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem größeren Rückgang gerechnet. Der Umsatz stieg trotz geringerer Verkäufe im zweiten Quartal auch dank des guten Abschneidens der Finanzdienstleistungen um 4,1 Prozent auf 83,3 Milliarden Euro. Der Gewinn fiel dagegen um 4,2 Prozent auf 3,63 Milliarden Euro. Hier hatten die Analysten mit 3,5 Milliarden Euro einen noch größeren Rückgang befürchtet.
Neben den Rückgängen im Tagesgeschäft bei den wichtigen Gewinnbringern Porsche und Audi kamen den Konzern die Kosten für den Stellenabbau bei der Kernmarke VW Pkw teuer zu stehen. Dafür hat VW wie bereits bekannt 0,9 Milliarden Euro zurückgestellt. Sonderaufwendungen von rund 1,7 Milliarden Euro unter anderem für das mögliche Aus des Audi-Werks in Brüssel folgen voraussichtlich im laufenden dritten Quartal - wegen diesen hatten die Wolfsburger Anfang Juli ihre Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Für die Volkswagen-Aktien ging es am Vormittag zeitweise knapp zwei Prozent abwärts.
VW bleibt auf Sparkurs
Im ersten Halbjahr verbuchte VW insgesamt ein leichtes Umsatzplus auf 158,8 Milliarden Euro und einen Rückgang des operativen Gewinns auf gut zehn Milliarden Euro. Dabei ging es bei den Erlösen insbesondere in der Markengruppe Core aufwärts, zu der die Kernmarke Volkswagen einschließlich der Nutzfahrzeuge sowie Skoda und Seat/Cupra gehören. Die Umsatzrendite sei jedoch wegen der Restrukturierungsaufwendungen auf fünf Prozent gesunken. Die Markengruppe Progressive um Audi sowie Porsche erwirtschafteten geringere Erlöse und einen deutlichen Gewinnrückgang.
Konzernchef Oliver Blume hatte dem Wolfsburger Autobauer schon zuvor ein milliardenschweres Sparprogramm verordnet. Allein bei der Kernmarke Volkswagen sollen die Kosten bis 2026 um zehn Milliarden Euro sinken, die Rendite soll zugleich auf 6,5 Prozent steigen. Für die Markengruppe Core hat sich der Konzern sogar acht Prozent Rendite vorgenommen.
Aktuell liege die Gewinnmarge vor Restrukturierungskosten zwar leicht über den Erwartungen, sagte Finanzchef Arno Antlitz. "Eine Rendite von 6,3 Prozent nach sechs Monaten ist für unsere Ansprüche zu wenig", schränkte er jedoch ein. Das Unternehmen halte an der Prognose fest. "Wir werden aber in der zweiten Jahreshälfte und darüber hinaus kostenseitig erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um unsere Ziele zu erreichen."
BMW-Aktien auf tiefstem Stand seit fast zwei Jahren
BMW bekam derweil im zweiten Quartal die härtere Konkurrenz und die zurückhaltende Kauflaune im wichtigen Markt China zu spüren. Trotz eines größeren Anteils der teureren Autos ging das operative Ergebnis im Kerngeschäft überraschend deutlich zurück. Höhere Herstellungs- und Vertriebskosten sowie Aufwendungen für die kommenden neuen Modelle belasteten.
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern ging um fast elf Prozent auf knapp 3,9 Milliarden Euro zurück, wie der DAX-Konzern in München mitteilte. Im Autobau ging die operative Marge um 0,8 Prozentpunkte auf 8,4 Prozent zurück. Analysten hatten im Schnitt mit weniger Rückgang gerechnet. Der Konzernumsatz fiel im Quartal leicht um 0,7 Prozent auf 36,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich ging der Gewinn bei BMW um fast neun Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zurück.
Die BMW-Aktien rutschen nach dem Gewinnrückgang auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Jahren. Die Papiere verloren zeitweise 5,2 Prozent auf 81,36 Euro und waren damit einer der größten DAX-Verlierer. "Weiter gestiegene Kosten drücken auf den Gewinn", fassten die Analysten von Raiffeisen Research zusammen. "Die Jahresziele 2024 wurden beibehalten, was immerhin auf eine gewisse Zuversicht für das zweite Halbjahr schließen lässt."
Besserung in Sicht?
Die BMW-Führung um Chef Oliver Zipse blieb jedoch wie erwartet bei ihren Jahreszielen. Denn die Münchener rechnen ab dem dritten Quartal mit Besserung in der Volksrepublik, auch die neue Version vom "Brot- und Butter"-Modell 5er soll im zweiten Halbjahr Schwung geben.
BMW hatte für dieses Jahr bereits rekordhohe Investitionsausgaben in Anlagen sowie für Forschung und Entwicklung angekündigt. Kommendes Jahr soll die neue Modellgeneration "Neue Klasse" starten, was entsprechende Vorleistungen nötig macht. Die Herstellungs- und Vertriebs- sowie Verwaltungskosten stiegen ebenfalls. BMW macht zudem weiter Tempo beim Verkauf seiner Batterie-Elektroautos, die noch nicht so profitabel sind wie die herkömmlichen Verbrenner und Plug-in-Hybride.
"Unter den herausfordernden Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr führen wir mit unserem Elektro-Wachstum das direkte Wettbewerbsumfeld an - und gleichzeitig liefern wir seit zehn Quartalen hohe Profitabilität im Zielkorridor", sagte Vorstandschef Zipse. "Mit diesem hohen Maß an Resilienz können wir auch dann konsequent in unsere Zukunft investieren, wenn die gesamte Industrie durch raues Fahrwasser navigieren muss."