Milliardendeal Boeing holt Zulieferer Spirit zurück
Um die Qualitätsprobleme in den Griff zu bekommen, wird Boeing den Zulieferer Spirit AeroSystems übernehmen. Spirit war 2005 ausgelagert worden und war in die Kritik geraten, weil es fehlerhafte Teile geliefert haben soll.
Der US-Flugzeugbauer Boeing will seinen angeschlagenen Zulieferer Spirit AeroSystems in einem rund 4,7 Milliarden Dollar schweren Aktiendeal übernehmen. Über das Vorhaben wurde seit langem spekuliert. Boeing biete Spirit-Aktionären 0,25 Boeing-Aktien für jede ihrer Spirit-Aktien, wenn der Durchschnittspreis bei oder unter 149 Dollar liege, teilte der Flugzeugbauer mit. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich auf etwa 8,3 Milliarden Dollar, einschließlich der zuletzt gemeldeten Nettoverschuldung von Spirit in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar.
Qualitätsprobleme bei Spirit
Boeing will mit der Übernahme Qualitätsprobleme bei seinem Flugzeug Boeing 737 MAX in den Griff bekommen. Boeing macht Spirit dafür mitverantwortlich, da Spirit unvollständige oder fehlerhafte Teile geliefert haben soll. Kritiker werfen Spirit vor, dass Unternehmen habe den Fokus auf Kostensenkung gelegt und dabei die Qualität vernachlässigt. Die Probleme führten zu einer erheblichen Verlangsamung der Produktion bei Boeing, die sich auf die globale kommerzielle Luftfahrtindustrie auswirkt.
Spirit war 2005 von Boing abgespalten worden und beliefert auch andere Flugzeugbauer wie Airbus. Die Idee dahinter war, den Konzern zu verschlanken und durch Verlagerung von Aktivitäten an Zulieferer Geld zu sparen.
Airbus erhält Kompensation
Wie Boeing weiter mitteilte, hätten Airbus und Spirit außerdem eine verbindliche Vereinbarung getroffen, wonach der europäische Rivale bestimmte Arbeitsprogramme, die Spirit für Airbus vornimmt, mit dem Abschluss der Boeing-Spirit-Fusion erwerben wird.
Airbus teilte heute mit, dass mehrere Spirit-Werke an den europäischen Konzern gehen werden. Anders als Boeing werde Airbus dafür keinen Kaufpreis zahlen, sondern erhalte von Spirit eine Kompensation in Höhe von voraussichtlich 559 Millionen Dollar.
Entsetzen nach Alaska-Zwischenfall
Spirit hat allein im ersten Quartal einen Verlust von 617 Millionen Dollar erwirtschaftet und spielte auch eine Rolle bei dem dramatischen Zwischenfall im Januar, bei dem ein Rumpf-Teil einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug herausbrach. Der Rumpf war bei Spirit produziert und zu Boeing geliefert worden. Dort wurde das Fragment für Nacharbeiten herausgenommen.
Boeing konnte keine Unterlagen dazu finden - aber die Unfallermittlungsbehörde NTSB geht davon aus, dass die Maschine ohne zwei Befestigungsbolzen an dem Rumpf-Teil an die Fluggesellschaft ausgeliefert wurde. Nach dem Alaska-Zwischenfall geriet Boeing unter verstärkten Druck, die Qualitätskontrollen zu verbessern.