Eine Hand zerknüllt ein Mahnungsschreiben.

Strengere Zahlungsziele Firmen fordern Rechnungen schneller ein

Stand: 03.02.2025 16:41 Uhr

Mit den wirtschaftlich schwierigeren Zeiten achten Firmen darauf, dass gestellte Rechnungen schneller beglichen werden. Der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zufolge sind Unternehmen strenger mit ihren Zahlungszielen.

Die Rezession in Deutschland hat Firmen in Sachen Rechnungen härter werden lassen. Im vergangenen Jahr wurden Kunden schneller aufgefordert, Außenstände zu begleichen, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform festgestellt hat. So wurde 2024 eine durchschnittliche Zahlungsfrist von 31 Tagen eingeräumt. Im Vorjahr waren es 32 Tage.

Gleichzeitig sank die durchschnittliche Überfälligkeit von Rechnungen im Geschäft zwischen Firmen leicht auf gut acht Tage. Für Creditreform ist das ein Zeichen, das es beim Kredit- und Forderungsmanagement strenger zugeht.

Wirtschaftskrise fordert ihren Tribut

Der Wirtschaftsauskunftei zufolge liegt das an der schwachen Konjunktur. "2024 schnellten die Insolvenzzahlen in Deutschland um rund 25 Prozent nach oben und erreichten den höchsten Stand seit 2015", erklärt Creditreform-Chefökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Das wiederum hat dann zur Folge, dass die gestiegenen Ausfallrisiken Lieferanten und Kreditgeber alarmieren.

Die gesamte Forderungslaufzeit, bestehend aus Zahlungsfrist und Überfälligkeit, verringerte sich im zweiten Halbjahr 2024 um 0,89 Tage auf 39,63 Tage. Dies ist der niedrigste Wert seit mehr als zehn Jahren.

Dabei sorgen kürzere Zahlungsfristen dafür, dass das Geld etwas schneller ankommt. Dennoch müssten Waren und Dienstleistungen im Schnitt weiter fast 40 Tage vorfinanziert werden, bei manchen Industriekunden sogar noch länger, zieht Creditreform als Fazit. Der durchschnittliche Wert verspätet bezahlter Rechnungen stieg in der zweiten Jahreshälfte 2024 auf 2.034 Euro. Das waren fast 100 Euro mehr als im Vorjahr.

Größere Außenstände

Die angespannte Situation der Unternehmen zeigte sich besonders im zweiten Halbjahr 2024 auch in einer anderen wichtigen Kennzahl: Die Außenstände bei Kreditgebern und Lieferanten sind deutlich angestiegen. Es wurden Rechnungen im Wert von durchschnittlich etwas mehr als 22.000 Euro pro Kreditnehmer verspätet bezahlt. Im Vorjahr lag der Betrag noch gut 1.000 Euro niedriger. Das liegt Creditreform zufolge an höheren Rechnungsbeträgen nach Preiserhöhungen.

Hantzsch meint dazu: "Preissteigerungen verdecken oft die tatsächliche Lage - die Geschäfte laufen in vielen Branchen schlecht, insbesondere in der Industrie." Das bedeutet auch: Wenn immer mehr Rechnungen verspätet bezahlt werden, sind die Konsequenzen für Lieferanten und Kreditgeber gravierend. Das bedeutet also einen ganzen Rattenschwanz an Folgen.

Banken kritischer bei Kreditvergabe

Vorsichtiger sind aber nicht nur die Firmen und Unternehmen. Die Banken im Euroraum haben laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank ihre Standards bei der Kreditvergabe an Unternehmen verschärft. Im letzten Quartal 2024 haben die Banken ihre Zügel angezogen, wie eine Kreditumfrage unter 155 Geldhäusern aus dem Euroraum zeigt. Unter anderem liegt das der EZB zufolge an den Konjunkturaussichten.

In Deutschland begründeten Finanzinstitute ihre vorsichtigere Haltung bei Krediten mit gesunkener Risikotoleranz und höherem Kreditrisiko, wie die Bundesbank ergänzt. Außerdem planen Banken für das erste Quartal ihre Vergabestandards weiter zu verschärfen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Juli 2024 um 12:50 Uhr.