Hohe Verluste im Streaming-Geschäft Disney spart bei Filmen und Serien
Der US-Konzern Disney macht mit seinem Konkurrenzangebot zu Netflix immer noch Hunderte Millionen Verlust. Daher soll weniger Geld in eigene TV-Produktionen fließen - zumal Kritiken zuletzt eher schlecht waren.
In der neuesten Marvel-Serie "Secret Invasion" spielt der US-Schauspieler Samuel Jackson den Agenten-Veteranen Nick Fury. Der Streaming-Anbieter Disney+ hat für die Comicfigur eine eigene Serie konzipiert. Doch bei Kritikern und Fans ist sie größtenteils durchgefallen. Auf der Filmkritik-Seite "Rotten Tomatoes" gilt sie als Marvel-Show, die auf Disney+ gestreamt wird, mit den schlechtesten Bewertungen überhaupt.
Millionen hat Disney in den vergangenen Jahren in die Entwicklung exklusiver Shows aus dem Star-Wars- und Marvel-Universum gepumpt. Allein für die Marke Marvel entstanden "Loki", " "WandaVision", "MoonKnight" oder "Hawkeye" - alles Geschichten um mehr oder weniger bekannte Marvel-Superhelden.
"Fokus und Aufmerksamkeit verwässert"
Der Eifer sei vielleicht etwas groß gewesen, sagt Disney-Chef Bob Iger in einem Interview mit CNBC. "Marvel war vorher nicht so stark im TV vertreten, es gab nicht nur viel mehr Filme, sondern auch viele neue Serien. Das hat ehrlich gesagt den Fokus und die Aufmerksamkeit verwässert."
Das hat Konsequenzen für die Marken Star Wars und Marvel. Man wolle demnächst weniger produzieren und insgesamt auch weniger Geld dafür ausgeben, kündigte Iger an.
Die Preise steigen
Diese Maßnahme soll die immensen Verluste der Streaming-Plattform Disney+ ausgleichen. Im vergangenen Jahr lag der Verlust bei der Plattform noch bei über einer Milliarde Dollar. Immerhin: Disney konnte im vergangenen Quartal die Verluste in etwa halbieren. Trotzdem ist das Modell noch unrentabel.
"Disney hat Milliarden ins Streaming gesteckt, Disney will das ändern, indem die Preise erhöht werden und indem die Konsumenten alternativ ein Abo mit Werbung abschließen können", sagte der Entertainment-Reporter Alex Weprin bei CBS. "Das ist günstiger, aber das Unternehmen kann das wieder mit Werbung reinholen."
Schrumpfende Mediathek
Bald wird die werbefreie Version von Disney+ in den USA mit 13,99 Dollar im Monat doppelt so viel kosten wie zum Start im November 2019. Außerdem will der Konzern strenger gegen das Teilen von Passwörtern vorgehen. Disney setzt dabei auf eine ähnliche Strategie wie Netflix: Der Konkurrent erhöhte ebenfalls die Preise und will das Teilen eines Accounts unter mehreren Haushalten verhindern.
Eine weitere Sparmaßnahme bei Disney+: Dutzende weniger populäre Filme und Serien wurden von der Plattform entfernt, um zum Beispiel Lizenzkosten einzusparen. Das verkleinert allerdings auch die Mediathek von Disney+.
Bisher habe das nicht dazu geführt, dass die Kunden Disney+ den Rücken gekehrt hätten, meint Weprin: "Die wenigsten kündigen - allerdings fangen die Unternehmen an, sich etwas mehr Sorgen zu machen, denn irgendwann zahlen die Leute nicht mehr für vier oder fünf Plattformen. Eher für zwei oder drei."
Profit statt Wachstum ist die Devise
Berücksichtigt man, wie neu der Streaming-Service des Micky-Maus-Konzerns eigentlich ist, hat er in kurzer Zeit viele Abonnenten gewinnen können. Mittlerweile sind es gut 106 Millionen. Zwar hat Netflix noch mehr als doppelt so viele, ist aber schon viel länger im Streaming-Geschäft.
Disney steht inzwischen nach Amazon Prime Video an dritter Stelle. Die Wall Street habe Wachstum bisher auch belohnt, doch die Zeiten hätten sich geändert, sagt der CNN-Medienjournalist Frank Pallotta. Es gehe jetzt weniger ums schnelle Wachsen als um den Profit.
Frühestens 2024 könne Disney+ schwarze Zahlen schreiben, so Konzernchef Iger - der langjährige Disney-Chef war eigentlich schon fast im Ruhestand und war wohl auch wegen der Krise wieder als Disney Geschäftsführer eingesetzt worden. Auch das wohl eine Strategie, um den wankenden Riesen zu stabilisieren. Außerdem entließ Disney Anfang des Jahres rund 7000 Mitarbeiter.
Schauspieler-Streik könnte Kosten erhöhen
Ein Problem sind für Disney nun die Streiks der Drehbuchautoren und Schauspieler. Die Forderungen der beiden Gewerkschaften, die die Filmschaffenden vertreten, beziehen sich vor allem auf die Streaming-Plattformen: Sie wollen mehr Gehalt und höhere Tantiemen, wenn Serien oder Filme beispielsweise mehrfach laufen.
Das würde die Ausgaben erhöhen. Iger nannte die Forderungen bereits "unrealistisch" und "nicht zeitgemäß". Bei der Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen ruderte er etwas zurück: Für Disney sei nichts wichtiger als "die Beziehungen zur kreativen Community". Denn: Je länger der Streik dauert, desto mehr Shows und Filmproduktionen werden sich verzögern - und auch das kann den Konzern wieder Millionen kosten.