Abgas-Betrugsprozess Ex-Audi-Chef Stadler legt Geständnis ab
Der frühere Audi-Chef Stadler hat im Betrugsprozess um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos ein umfassendes Geständnis abgelegt. Zuvor hatte ihm das Gericht im Gegenzug eine Bewährungsstrafe mit Geldauflage zugesichert.
Im Betrugsprozess um den Abgasskandal bei Audi hat der frühere Vorstandschef Rupert Stadler ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er hätte die Möglichkeit gehabt, einzugreifen, dies aber unterlassen. Das bedauere er sehr.
"Ich sehe für mich ein, dass es ein Mehr an erforderlicher Sorgfalt bedurft hätte", heißt es in der von seiner Verteidigerin Ulrike Thole-Groll vor dem Landgericht München verlesenen Erklärung Stadlers. Dass Fahrzeuge manipuliert worden seien und dadurch Käufer geschädigt worden seien, "habe ich zwar nicht gewusst, aber als möglich erkannt und billigend in Kauf genommen".
Es sei ihm nicht gelungen, die Dieselkrise im Audi-Konzern zu lösen, ließ Stadler weiter erklären. Er habe sich zunächst auf die Fachleute verlassen, es im weiteren Verlauf aber unterlassen, für Aufklärung zu sorgen.
Bewährungsstrafe und Millionenzahlung
Auf die Frage von Richter Stefan Weickert, ob er sich die Worte zu eigen mache, erklärte Stadler lediglich: "Ja." Der Richter hatte dem 60-Jährigen eine Bewährungsstrafe von eineinhalb bis zwei Jahren zugesichert, wenn er ein umfassendes Geständnis ablegt und bereit ist, eine Geldauflage von 1,1 Millionen Euro zu zahlen. Stadler und die Staatsanwaltschaft hatten dieser Absprache vor gut zwei Wochen zugestimmt.
Der Prozess ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung des Dieselskandals im Volkswagen-Konzern. Stadler ist das erste Mitglied des Konzernvorstands, das vor Gericht den Vorwurf des Betrugs durch Unterlassen im Dieselskandal eingeräumt hat. Mit dem Geständnis am 168. Verhandlungstag könnte der seit September 2020 laufende Prozess bald zum Abschluss kommen, voraussichtlich im Juni.
Wende im Prozess im März
Der Ex-Audi-Chef hatte jahrelang seine Unschuld beteuert und war davon auch in dem Münchener Prozess zunächst nicht abgerückt. Die Wende kam Ende März, als das Gericht klarmachte, dass dem ehemaligen Top-Manager ohne Geständnis Gefängnis gedroht hätte. Denn nach der vorläufigen Einschätzung der Kammer dürfte Stadler spätestens im Juli 2016 erkannt haben, dass die Abgaswerte manipuliert gewesen sein könnten. Statt der Sache auf den Grund zu gehen und die Handelspartner zu informieren, habe er den Verkauf der betroffenen Audi-Modelle jedoch bis Anfang 2018 weiterlaufen lassen.
Der ebenfalls angeklagte ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand, Wolfgang Hatz, und zwei seiner leitenden Ingenieure hatten bereits zuvor gestanden, dass sie die entsprechende Ausgestaltung der Motor-Software veranlasst hatten. Mit unzulässigen Abschalteinrichtungen hielten die Autos die Stickoxid-Grenzwerte zwar auf dem Prüfstand ein, aber nicht auf der Straße. Auch Hatz und ein Ingenieur können mit Bewährung rechnen. Das Verfahren gegen den anderen Ingenieur wurde bereits gegen eine Geldauflage eingestellt.