US-Regionalbank First Republic kämpft ums Überleben
Nach dem Zusammenbruch zweier US-Regionalbanken im März schien die Bankenkrise überwunden - doch nun wankt erneut ein Geldinstitut in den USA. In einer Panikreaktion ziehen die Kunden massiv Geld ab.
Die Lage ist prekär: Nachdem die US-amerikanische Regionalbank First Republic zu Beginn dieser Woche ihren Quartalsbericht veröffentlichte, stürzte die Aktie ab. Mittlerweile steht sie nur noch bei 5,69 Dollar. Damit haben die Papiere seit Jahresanfang mehr als 90 Prozent an Wert verloren, allein in dieser Woche waren es zwischenzeitlich fast 40 Prozent.
Der Marktwert der First Republic, deren Bilanzsumme bei 233 Milliarden Dollar liegt, sank auf etwa 888 Millionen Dollar und damit erstmals unter die Eine-Milliarde-Dollar-Marke. Zum Vergleich: Im November 2021 hatte die Regionalbank, die ihren Hauptsitz in San Francisco hat, noch einen Marktwert von mehr als 40 Milliarden Dollar. Damit ist die "Furcht vor einem weiteren Bankenbeben" in die Köpfe von Anlegern zurückgekehrt, sagte Marktexperte Timo Emden.
100 Milliarden Dollar Einlagen abgezogen
Im März waren die Silicon Valley Bank und Signature Bank kollabiert. Das erschütterte das Vertrauen der Kunden in die US-Regionalbanken - aus Furcht vor einem erneuten Zusammenbruch einer kleinen Bank haben Kunden bei der First Republic in großem Stil Gelder abgezogen.
Die Einlagen brachen im ersten Quartal um 41 Prozent auf 104 Milliarden Dollar ein nach rund 176 Milliarden Dollar Ende 2022, teilte das Geldhaus in dieser Woche mit. 30 Milliarden Dollar dieser Einlagen sind Rettungsgelder elf großer US-Banken, die im März das Institut stabilisieren und ein Signal des Vertrauens senden wollten.
Anleger fürchten um ihr Geld
Somit zogen die Kunden während der Bankenturbulenzen rund 100 Milliarden Dollar an Einlagen ab. Denn offenbar sind gerade die wohlhabenden Kunden der Bank besorgt, dass ihre großen Einlagen nicht durch die Einlagensicherung gedeckt wären, wenn die Bank von der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) gerettet werden müsste. Durch den massiven Abzug der Gelder sei das Verhältnis von Krediten und Einlagen aus der Balance geraten, warnten Analysten.
Die US-Bank war bekannt dafür, vermögenden Kunden große Hypotheken zu günstigen Konditionen auszustellen. Doch durch die Anhebung des Leitzinses, der in den USA mittlerweile bei 5,0 Prozent liegt, haben die Hypotheken, die oft zu festen Zinsen über eine Lauftzeit von 30 Jahren vergeben werden, erheblich an Wert verloren.
"Eine Bank, die es bald nicht mehr gibt"?
"Diejenigen, die an die Bankenkrise bereits einen Haken gemacht haben, könnten das zu früh getan haben", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die aktuelle Krise der First Republic zeige eindrucksvoll, dass das Risiko des Einlagenschwundes bei den kleineren und mittelgroßen Instituten noch nicht gebannt sei.
Der Ökonom Clifford Bennett von ACY Securities geht sogar noch einen Schritt weiter: "First Republic ist eine Bank, die es wohl bald nicht mehr geben wird. Während sie alle möglichen Rettungsstrategien ausprobiert, rutscht sie unaufhaltsam weiter ab."
First Republic hat einen Rettungsplan
Doch diesem Schicksal will sich die First Republic offenbar nicht kampflos ergeben: Wie der US-Börsensender CNBC erfuhr, habe die Bank einen Plan, um sich selbst zu retten. Danach sollen große US-Banken Anleihen der Regionalbank zukaufen. So könnte sichergestellt werden, dass der Betrieb weiter aufrechterhalten werden kann.
Für die Großbanken, die sich an dieser Rettung beteiligen würden, würden zwar geringe Verluste entstehen; allerdings könnten sie mit einer erfolgreichen Rettung höhere Gebühren vermeiden, die entstehen würden, wenn die First Republic bei einer Pleite durch den Einlagensicherungsfonds der USA, den Federal Deposit Insurance Corp., gerettet werden müsste.
Retten Großbanken die Bank?
Doch ob Großbanken bereit sind, die First Republic tatsächlich zu retten, ist unklar. Denn die Rettungsaktion im März konnte offensichtlich nicht das erhoffte Vertrauen stiften. Darum wachsen die Befürchtungen, dass einige Großbanken und potenzielle Käufer der Meinung sein könnten, von einer Schließung und FDIC-Übernahme der Bank mehr profitieren zu können.
Aus Finanzkreisen heißt es, Finanzministerin Janet Yellen und wichtige Bankenregulierer seien alarmiert. Denn eigentlich wolle man vermeiden, dass weitere Banken über die Klinge springen. Die Turbulenzen der First Republic werfen jedenfalls erneut die Frage auf, ob die Bankenkrise dies- und jenseits des Atlantik wieder aufflammen könnte.
Großbanken mit Gewinnen im ersten Quartal
Im Falle der Großbanken scheint der Bankensektor aber weitgehend stabil. Das zeigten die Quartalsberichte der wichtigen US-Großbanken JPMorgan Chase, Wells Fargo und der City Group. So konnte etwa JPMorgan zwischen Januar und Ende März mit 38,3 (Vorjahr: 30,7) Milliarden Dollar so viel einnehmen wie noch nie in einem Quartal. Die Citigroup, Nummer drei der Branche in den USA, steigerte den Quartalsgewinn um sieben Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Und auch Wells Fargo, gemessen an der Bilanzsumme die viertgrößte US-Bank, konnte im ersten Quartal sogar ein Gewinnplus von 32 Prozent auf 5,0 Milliarden Dollar verbuchen.
Aus dem deutschen Bankensektor gab es heute ebenfalls gute Nachrichten: Die Deutsche Bank verdiente in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres unter dem Strich 1,158 Milliarden Euro - ein Plus von neun Prozent. Es ist das elfte Quartal in Folge, in dem Deutschlands größtes Geldhaus einen Gewinn verbuchen konnte.