Unsicherheit nach Bankenbeben Verbraucher bangen um ihre Spareinlagen
Deutsche und europäische Sicherungssysteme schaffen aus Sicht vieler Bürgerinnen und Bürger offenbar nicht genug Vertrauen, dass das Ersparte auch wirklich sicher ist. Das geht aus einer aktuellen Umfrage hervor.
Nur die Hälfte der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher hält die Spareinlagen auf Sparkonten für sicher. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa, die das Magazin "Stern" in Auftrag gegeben hat.
Kanzlerwort reicht offenbar nicht
Die Krisenerscheinungen im Bankensektor in den vergangenen Wochen dürften dazu beigetragen haben, dass viele Deutsche den Sicherungssystem der Kreditwirtschaft nicht mehr recht trauen. Auch aktuelle Aussagen von Seiten der Politik, von den internationalen Notenbanken wie der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) halfen dabei offenbar nur bedingt. Nach den Turbulenzen bei US-Banken und der Schweizer Credit Suisse hatte etwa Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betont, dass die Guthaben der Sparer hierzulande sicher seien.
Die Umfrage sieht den Anteil der Befragten, die die Einlagen als "sicher" betrachten, nur bei 50 Prozent. Fast ebenso viele der rund 1000 Betragten (46 Prozent) haben zumindest Zweifel an der Sicherheit ihres Ersparten auf Bankkonten.
Mehr Vertrauen bei Gutverdienern
Die Unsicherheit im Bezug auf das Bankensystem fällt je nach Sympathie für bestimmte Parteien, aber auch in Abhängigkeit von der eigenen wirtschaftlichen Situation stark unterschiedlich aus. So ist Vertrauen in die Stabilität der Spareinlagen bei den Anhängern der SPD (73 Prozent) und der Grünen (63 Prozent) besonders hoch. Dagegen zweifeln AfD-Wähler laut der Umfrage zu 78 Prozent daran. Bei den Ostdeutschen ist die Skepsis mit 56 Prozent deutlich höher als im Durchschnitt.
Je höher das Einkommen, desto höher ist das Vertrauen in die Sicherheit des Ersparten. Während bei Deutschen mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von unter 2500 Euro die Sorge ums Ersparte überwiegt (48 zu 47 Prozent), glauben Menschen mit einem Einkommen von 4000 Euro und mehr zu 58 Prozent an die Stabilität des Bankensystems.
Sicherungssystem auf zwei Säulen
In Deutschland sind Einlagen einerseits gesetzlich bis zu einem bestimmten Betrag abgsichert. Zum anderen greift ein Bankensicherungssystem zum Teil deutlich über die gesetzliche Absicherung hinaus.
Seit 2015 gilt in Deutschland das Einlagensicherungsgesetz (EinSiG), das im Einklang mit EU-weiten Regeln einen Schutz von Einlagen pro Anleger und Institut bis 100.000 Euro festlegt. Über diese gesetzliche Regelung hinaus sichern fast alle Kreditinstitute hierzulande Kundengelder freiwillig ab. Diese freiwillige Einlagensicherung wird vor allem durch die Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) und des Verbandes öffentlicher Banken (VÖB) gewährleistet. Niederlassungen ausländischer Banken nehmen meist an der freiwilligen Einlagensicherung teil. Seit diesem Jahr sind beispielsweise beim BdB maximal fünf Millionen Euro pro Kunde und Bank abgesichert.
Diese Obergrenze soll 2025 allerdings auf drei Millionen Euro sinken, und 2030 auf eine Million Euro. Auf diese Grenzen hatten sich die im BdB organisierten Banken nach der Greensill-Pleite im März 2021 geeinigt, nachdem die Entschädigung der Greensill-Kunden den Verband insgesamt fast drei Milliarden Euro gekostet hatte.