Studie der Uni Friedrichshafen Frauenanteil in Chefetagen kommunaler Firmen steigt kaum
Der Anteil weiblicher Führungskräfte ist in den privaten DAX-Konzernen höher als in Unternehmen, die der öffentlichen Hand gehören. In den kommunalen Firmen wächst der Anteil auch nur sehr langsam, wie eine Studie zeigt.
In den Leitungsgremien kommunaler Unternehmen steigt die Zahl von Frauen einer Studie zufolge nur langsam. In kommunalen Firmen, in denen die öffentliche Hand die Mehrheit hält, lag der Frauenanteil im März und April bei 21,5 Prozent - und ist damit binnen eines Jahres nur um 0,9 Prozentpunkte gestiegen, so die Forscher der Zeppelin Universität Friedrichshafen.
1429 Unternehmen in 69 Städten untersucht
Bei kommunalen Unternehmen handelt es sich etwa um Stadtwerke, Entsorgungsfirmen, Nahverkehrsunternehmen, Pflegeheime oder Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft. Bundesweit wurden 1429 kommunale Unternehmen in 69 größeren Städten einschließlich der Landeshauptstädte analysiert.
Der Studie zufolge wurden bei 21,9 Prozent der insgesamt neu zu besetzenden 269 Führungspositionen in kommunalen Firmen zuletzt Frauen berücksichtigt. Dies ist gegenüber dem Vorjahr mit 32,1 Prozent sogar ein Rückgang.
Kodex zur Mindestbeteiligung gefordert
"Aus meiner Sicht sollte sich jede Gebietskörperschaft einen Public-Corporate-Governance-Kodex geben, in dem die Anforderungen aus dem zweiten Führungspositionen-Gesetz zur Mindestbeteiligung von Frauen als Empfehlung aufgenommen werden sollten", so Studienleiter Ulf Papenfuß.
Gesetzliche Vorschriften, die eine Erhöhung des Frauenanteils zum Ziel haben, gibt es für die kommunalen Firmen nicht - anders als etwa für börsennotierte Konzerne und auch paritätisch mitbestimmte Unternehmen. Diese müssen bei einer Unternehmensgröße von mindestens 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen darauf achten, dass mindestens eine Frau Teil des Führungsgremiums ist.
In den Vorständen der 40 DAX-Konzerne lag der Frauen-Anteil nach Daten der gemeinnützigen Allbright Stiftung im März 2023 bei 23,3 Prozent - womit er höher war als in den kommunalen Betrieben.
Mehr Frauen in den Chefetagen ostdeutscher Städte
Unter den Unternehmen in kommunaler Hand belegte das hessische Offenbach mit einem Frauenanteil von unverändert 42,1 Prozent in den Chefetagen die Spitzenposition. Hannover rangierte mit 37,5 Prozent (Vorjahr: 31,3 Prozent) auf Rang zwei, vor Berlin mit 37,3 Prozent (Vorjahr: 36,4 Prozent).
Gar keine weiblichen Führungskräfte gab es laut der Auswertung in kommunalen Firmen in Trier, Osnabrück, Ingolstadt, Neunkirchen und Völklingen. Mehr als die Hälfte der Städte mit mehr als 30 Prozent weiblich besetzten Top-Managementposten liegen laut der Studie in Ostdeutschland.