Fußball-Europameisterschaft Gastronomie hofft auf neues Sommermärchen
Die Fußball-EM wird die Lokale in Deutschland füllen. Das Gastgewerbe freut sich einerseits auf den Ansturm. Zusätzliches Personal ist für Hotels, Restaurants und Kneipen allerdings nur schwer zu finden.
Die Gäste der Buchungen im Computersystem seines Hotels kommen aus den verschiedensten Ecken Europas. "Engländer, Serben, Portugiesen, Georgier", listet Hotel-Manager Sami Nofal auf. Dass all diese Menschen zu ihm nach Gelsenkirchen kommen, liegt an der Fußball-Europameisterschaft. Ihre Nationalmannschaften spielen von Mitte bis Ende Juni in der Arena "Auf Schalke". "Wir profitieren doppelt", sagt der Hotelmanager mit Blick auf das bevorstehende Turnier.
Gäste im Hotel und im Biergarten
Zum einen sind da die Übernachtungsgäste. An Spieltagen verlangt das Hotel doppelt so viel für ein Zimmer wie sonst. Die Nachfrage ist groß, das Angebot in der Stadt selbst eher überschaubar. Von den zehn EM-Austragungsorten ist Gelsenkirchen der mit Abstand kleinste. Rund 260.000 Menschen leben hier, es gibt weit weniger Hotels als in Berlin, München oder Hamburg.
Zum anderen betreibt Heiner's Parkhotel einen großen Biergarten und versorgt außerdem die offizielle Fanzone der Stadt Gelsenkirchen mit Speisen und Getränken. "Da ist natürlich Halligalli", freut sich Manager Nofal auf das tägliche Bühnenprogramm während des Turniers.
Branchenverband zieht Parallele zu WM 2006
Laut einer Umfrage des Branchenverbands Dehoga rechnen bundesweit etwa 15 Prozent der Hotels und Gaststätten mit positiven wirtschaftlichen Impulsen durch die Europameisterschaft. In den Austragungsorten der EM sind es fast die Hälfte aller Betriebe.
Der Hotel- und Gaststättenverband verweist außerdem auf mögliche langfristige Effekte und zieht eine Parallele zur Weltmeisterschaft 2006. Das "positive, sympathische Deutschlandbild" von damals wirke bis heute. Möglicherweise, so die Hoffnung des Verbands, kommen EM-Gäste auf den Geschmack und wollen Deutschland noch weitere Male besuchen.
Arbeitskräfte über Personaldienstleister finden
Kurzfristig bedeutet das Turnier für einige Gastwirte zunächst einen zusätzlichen Aufwand, weil mehr Personal gebraucht wird. Für Nofal und sein Team stand von Anfang an fest, dass die gastronomische Versorgung der Fanzone nicht ohne externe Hilfe zu bewältigen ist. Arbeitskräfte sind in der Gastronomie aber nur schwer zu finden.
"Der Markt ist so leer, dass man auf normalem Weg kaum jemanden kriegt", so der Hotelmanager. Er greift deshalb auf einen Personaldienstleister zurück, über den er kurzzeitig Arbeitskräfte "verliehen" bekommt. Personal, das er auf diesem Weg gewinnt, kostet ihn etwa zweieinhalb Mal so viel wie seine regulären Mitarbeiter.
Gewerkschaft: Niedrige Löhne Grund für Personalmangel
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die unter anderem Beschäftigte im Gastgewerbe vertritt, kritisiert die vergleichsweise geringe Entlohnung in der Branche. Diese sei der Hauptgrund für den Personalmangel, heißt es: "Das belegen auch unsere Befragungen der Beschäftigten klipp und klar."
Der Hotel- und Gaststättenverband NRW sieht hingegen die "zunehmende Akademisierung und die demografische Entwicklung" als wichtigsten Grund für das fehlende Personal.
So groß wie im Gelsenkirchener Hotel dürfte die Personalknappheit zur EM nicht in allen Teilen des Gastgewerbes werden. Die Europameisterschaft falle vielerorts in eine sonst eher ruhige Zeit, so der Hotel- und Gaststättenverband NRW.
Studierende und Abiturienten als Aushilfen
Gastwirt Giuseppe Saitta sieht sich gut auf das Turnier vorbereitet. Er betreibt in Düsseldorf, wo ebenfalls EM-Spiele stattfinden, ein italienisches Restaurant. Für den Sommer hat Saitta schon einige Aushilfen gefunden - Studierende und Abiturienten. Die Situation unterscheide sich aber nicht unbedingt von der in anderen Jahren: "Wir stocken im Sommer sowieso auf, weil wir dann Terrassenbetrieb haben."
Saitta sitzt für die CDU im Düsseldorfer Stadtrat und engagiert sich im Hotel- und Gaststättenverband. Nach den Krisenjahren der Corona-Pandemie und den gestiegenen Energiepreisen, so sagt er, könne die Gastronomie etwas Auftrieb gut gebrauchen. "Wir freuen uns darauf, dass so viele Menschen nach Düsseldorf kommen."