Bieterstreit um Airline ITA Finanzinvestor sticht Lufthansa aus
Der Einstieg der Lufthansa bei der italienischen Airline ITA ist offensichtlich geplatzt. Die Regierung in Rom verhandelt nun mit einem Bieter-Konsortium, zu dem auch Rivalen der größten deutschen Fluglinie gehören.
Die italienische Airline ITA könnte bald mehrheitlich einem US-Finanzinvestor gehören. Laut dem italienischen Finanzministerium will die Regierung exklusive Verhandlungen über den Verkauf eines Mehrheitsanteils an die Beteiligungsgesellschaft Certares führen. Der Investor arbeitet bereits mit den beiden Fluggesellschaften Air France-KLM und Delta Airlines aus den USA zusammen.
Mit der Entscheidung, exklusiv mit Certares zu verhandeln, könnte der zuvor geplante Einstieg der Lufthansa bei den Italienern endgültig gescheitert sein. Die Lufthansa hatte sich für eine Übernahme von ITA mit der Schweizer Reederei MSC zusammengetan, die den Löwenanteil gekauft hätte.
Mehr Staatseinfluss durch Konkurrenzangebot?
ITA gehört derzeit noch zu 100 Prozent dem italienischen Staat Die Fluggesellschaft wurde erst im vergangenen Jahr als Nachfolge-Gesellschaft von Alitalia ins Leben gerufen, die nach langjährigen Verlusten abgewickelt worden war.
Das italienische Finanzministerium teilte mit, die Offerte von Certares entspreche stärker den Anforderungen, die die Regierung im Februar für eine Übernahme des Alitalia-Nachfolgers formuliert hatte. Allerdings würden nach den Verhandlungen mit Certares bindende Verkaufsverträge nur dann unterschrieben, wenn der Staat mit den Details zufrieden sei.
Jahrelange Bemühungen der Lufthansa
Die Lufthansa nehme die Entscheidung zur Kenntnis, erklärte ein Unternehmenssprecher. "Wir sind weiter der Überzeugung, unser Angebot mit MSC wäre die bessere Lösung gewesen. Aber offenbar geht man den Weg mit mehr Staatseinfluss und keiner vollständigen Privatisierung", sagte er.
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass die italienische Regierung ein Vetorecht bei ITA auch nach dem Einstieg eines Investors behalten will. Lufthansa und MSC wollten für einen Kaufpreis von 850 bis 900 Millionen Euro einen Anteil von 80 Prozent an der Fluggesellschaft übernehmen. Die Offerte von Certaris sieht eine Beteiligung von 60 Prozent zum Preis von 600 Millionen Euro vor. Das würde der Regierung größere Mitbestimmungsrechte etwa zu strategischen Fragen sichern.
Die Lufthansa hatte bereits seit längerem Interesse an einem Einstieg bei ITA. Einen direkten Anteilserwerb hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr allerdings noch im November ausgeschlossen. Für die Lufthansa hätte eine indirekte Beteiligung über MSC vor allem die Möglichkeit bedeutet, Zubringerflüge zu den eigenen Hubs nach Frankfurt, München oder Zürich zu erhalten.