Microsoft-Pläne in NRW Von der Kohle zur Künstlichen Intelligenz
Microsoft hat Pläne für das Rheinische Revier und darüber hinaus vorgestellt. Im Braunkohlerevier sollen zunächst zwei Rechenzentren entstehen. Und der US-Konzern will bis zu 1,2 Millionen Bürger in KI schulen.
Volker Mießeler strahlt. Denn in Bergheim, einer Stadt mit 63.000 Einwohnern im Speckgürtel von Köln, deren Bürgermeister er ist, wird der Softwarekonzern Microsoft ein riesiges Rechenzentrum bauen - einen so genannten Hyperscaler.
Es wird das größte Bauprojekt, das es in Bergheim jemals gegeben hat: 200.000 Quadratmeter groß wird das Rechenzentrum werden - eines der größten in ganz Europa. Schon im Oktober soll der erste Spatenstich gemacht werden. Entlang der A61 wird in Bedburg noch ein weiteres Hyperscaler-Rechenzentrum entstehen.
Wer über die A61 fährt, sieht immer wieder die riesigen Braunkohlebagger aus den Abbaugruben neben der Autobahn aufragen. Im rheinischen Revier ist jahrzehntelang im Tagebau Kohle gebaggert und in den großen Kraftwerken der Region verfeuert worden. Doch mit dem vorgezogenen Ausstieg aus der Braunkohle bis spätestens 2038 steht dieser Landstrich vor einem großen Umbruch. Wie geht es weiter nach der Kohle?
Microsoft als möglicher Vorreiter
"Wir wollen uns als die neuen Nachbarn vorstellen", sagt nun die Vorsitzende von Microsoft Deutschland, Marianne Janik, bei der heutigen Vorstellung des Projektes in Bergheims Nachbarort Elsdorf. Der Konzern will insgesamt 3,2 Milliarden Euro in Deutschland investieren - den Großteil im rheinischen Braunkohlerevier in den Orten Bergheim, Elsdorf und Bedburg. "Microsoft Deutschland ist seit Jahrzehnten in NRW aktiv, wo wir viele große Kunden haben. Und jetzt unterstützen wir die Region beim Start ins KI-Zeitalter", erklärt Janik.
Einige hundert Arbeitsplätze würden direkt in den beiden neuen Rechenzentren entstehen, sagt sie. Das wird zwar kaum die allein 14.400 Arbeitsplätze ersetzen, die im rheinischen Revier durch die Abschaltung der Kohlekraftwerke wegfallen werden. Aber die Region hofft, dass durch das Milliardeninvestment viele weitere Unternehmen und Arbeitsplätze angezogen werden.
Investition könnte Vertrauen in die Region stärken
Elsdorfs Bürgermeister Andreas Heller erkennt bereits sehr positive Auswirkungen der Ankündigung durch Microsoft in seiner Gemeinde. "Das ist jetzt der Moment, wo ganz viel Vertrauen in der Bevölkerung zurückkommt. Vor drei, vier Jahren hatte ich noch ganz schön schwierige Bürgerversammlungen, wenn es um zukünftige Projekte ging. Aus der letzten Versammlung vor zwei Wochen bin ich mit sehr viel Applaus rausgekommen, weil die Menschen jetzt wissen, was kommt."
Mit den neuen Rechenzentren will Microsoft die Kapazitäten von Cloud und Künstlicher Intelligenz in Deutschland steigern. Zusätzlich dazu will das Unternehmen mit einer Qualifizierungsinitiative das Wissen über Künstliche Intelligenz fördern. Bis 2025 sollen so allein in Nordrhein-Westfalen 100.000 Menschen im Umgang mit KI geschult werden. Bundesweit möchte Microsoft 1,2 Millionen Menschen weiterbilden - insbesondere Schülerinnen und Schüler. So soll die Bewertungskompetenz gesteigert werden, damit klarer ist, ob ein Bild oder eine Aussage mit künstlicher Intelligenz erzeugt wurde oder eben nicht.
Weiterer Standort könnte folgen
Ausschlaggebend für Microsofts Entscheidung für die Region war zudem eine sichere Energieversorgung, die in fernerer Zukunft auch durch moderne Wasserstoffkraftwerke mit nachhaltig produziertem Strom erfolgen könnte.
Microsoft scheint sehr zufrieden mit der neuen Nachbarschaft im rheinischen Revier. Sogar ein dritter möglicher Standort eines Rechenzentrum ist im Gespräch. Die Verhandlungen dazu laufen.