Übernahmeangebot von MSC Weltgrößte Reederei will beim Hamburger Hafen einsteigen
Die Reederei MSC will beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA einsteigen. Mit der Hansestadt hat sich das Schweizer Schifffahrtsunternehmen bereits geeinigt - was die Pläne von Investor Klaus-Michael Kühne durchkreuzt.
Der Hamburger Hafen steht vor einer Neuordnung der Machtverhältnisse. Die Schweizer Großreederei MSC will beim Hafenbetreiber HHLA einsteigen, über den ein Großteil der Container in der Hansestadt umgeschlagen werden. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach heute von einer strategischen Partnerschaft, die den Hafen im Wettbewerb mit den Konkurrenten Rotterdam und Antwerpen stärken solle.
Das freiwillige Übernahmeangebot der MSC sieht die Zahlung von 16,75 Euro in bar je Stückaktie der Aktiengattung A vor, so die HHLA. An den börsennotierten A-Aktien hält die Hansestadt Hamburg bislang rund 69 Prozent, zehn Prozent der Anteile werden von Privatanlegern gehalten, 21 Prozent von institutionellen Investoren. Die HHLA-Aktie legte am Morgen um rund 44 Prozent auf 16,72 Euro zu - und damit annähernd auf die Höhe des Übernahmeangebots.
Stadt Hamburg will Mehrheitsanteil behalten
Auch nach dem Einstieg der Schweizer soll Hamburg mit 50,1 Prozent größter Anteilseigner bei der HHLA bleiben. Sofern MSC nach Vollzug des Übernahmeangebots und der Einbringung 100 Prozent der A-Aktien hält, würde die Reederei dann mit 49,9 Prozent am Grundkapital beteiligt sein. Mit dem Übernahmeangebot wird das Hafen- und Logistikunternehmen mit 1,2 Milliarden Euro bewertet. Einschließlich Schulden sind es laut 2,6 Milliarden Euro, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Bankenkreise berichtet.
Der geplante Einstieg von MSC bei der HHLA durchkreuzt die Pläne des Hamburger Milliardärs und Großaktionärs der Reederei Hapag Lloyd, Klaus-Michael Kühne. Der Logistikunternehmer wollte der Hafenbetrieb gerne selbst übernehmen und zusammen mit Hapag-Lloyd verschmelzen. Die jetzige Lösung sei ein "Affront vor allem gegen Hapag-Lloyd als größten Nutzer und damit größten Reederei-Kunden des Hamburger Hafens", sagte Kühne dem "Hamburger Abendblatt".
Kühne spricht von "Affront"
Nun erwägt der Milliardär offenbar ein eigenes Angebot für einen Einstieg bei HHLA. "Ich kann Hapag-Lloyd nur dringend raten, selbst und sofort ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben", sagte Kühne der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Wenn Hapag-Lloyd es nicht tun würde, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun."
Auch die Stadt Hamburg ist an der größten deutschen Reederei Hapag-Lloyd beteiligt. Sie hält aktuell 13,9 Prozent an dem Schifffahrtsunternehmen, das zu den wichtigsten Kunden des Hamburger Hafens gehört - und gleichzeitig ein Hauptwettbewerber von MSC ist. Die 1847 gegründete Traditionsreederei Hapag, die 1970 mit dem Norddeutschen Lloyd aus Bremen fusionierte, stellt heute zusammen mit ihren Allianz-Partnern mehr als 50 Prozent des Containerumschlags in Hamburg. Zuletzt waren das rund 8,3 Millionen Standardcontainer im Jahr.
"Super-kalte Dusche" für Hapag-Lloyd
Hapag-Lloyd reagierte offiziell zurückhaltend auf die Ankündigung des MSC-Einstiegs. Hapag-Lloyd nehme sie zur Kenntnis, so Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen. "Wir gehen davon aus, dass dies unsere Zusammenarbeit mit der HHLA nicht beeinträchtigen wird." Die Agentur Reuters zitierte einen Insider mit den Worten: "Das ist eine super-kalte Dusche für uns." Man fühle sich wie vor den Kopf gestoßen.
Der Stadt Hamburg geht es offensichtlich darum, an der HHLA die Mehrheit zu behalten - um in strategischen Fragen das letzte Wort zu haben. "Wir müssen die Mitsprache behalten", sagte Finanzsenator Andreas Dressel. Milliardär Kühne wollte den Terminal-Betreiber mehrheitlich übernehmen - und hatte vom Hamburger Senat eine Abfuhr erhalten.
Umschlag-Garantie für den Hafen
MSC garantiert Hamburg ab 2031 eine Umschlagmenge von mindestens einer Million Standardcontainern im Jahr. Beginnend im Jahr 2025 soll der Containerumschlag bis dahin in mehreren Schritten steigen. MSC werde seine Deutschlandzentrale in Hamburg errichten, kündigte Konzernchef Sören Toft an. Auch wolle das Unternehmen Zahl der Arbeitsplätze auf über 700 mehr als verdoppeln.
Nach der Anzahl der Schiffe ist MSC die größte Containerreederei der Welt - vor der dänischen APM-Maersk. Das Containergeschäft umfasst nach Unternehmensangaben 760 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen. Zur MSC-Gruppe gehört auch MSC Cruises, eine der größten Kreuzfahrtlinien. Das Unternehmen befindet sich in Privatbesitz der italienischen Familie Aponte und wurde 1970 von Kapitän Gianluigi Aponte gegründet, der mit einem kleinen Frachtschiff den Grundstein legte.