Umfrage beim Online-Dienst Musk lässt Twitter über Rücktritt abstimmen
Nach der Bekanntgabe neuer Twitter-Richtlinien und der Sperrung von Journalisten-Accounts wächst die Kritik an Neueigentümer Musk weiter. Nun befragt der Tech-Milliardär die Nutzer über seine Zukunft im Konzern.
Tech-Milliardär Elon Musk lässt Twitter-Nutzer in einer Umfrage abstimmen, ob er Chef des Online-Dienstes bleiben soll. "Soll ich als Chef von Twitter zurücktreten? Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten", schrieb er in der Nacht auf Twitter.
Die Nutzer können mit "Ja "oder "Nein" abstimmen. Die Abstimmung endet am Mittag. Musk machte keine Angaben dazu, wann er zurücktreten würde, falls die Umfrageergebnisse dies nahelegen. "Es gibt keinen Nachfolger", antwortete er auf Frage eines Twitter-Nutzers zu einem möglichen Wechsel auf dem Chefposten.
Kritik an Änderungen der Richtlinien
Zuvor hatte es massive Kritik an Twitter gegeben, nachdem das Online-Netzwerk erklärt hatte, seinen Nutzern künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenz-Plattformen zu bewerben - darunter Facebook, Instagram oder Mastodon. Der Schritt hatte einen Sturm der Entrüstung auch in Kreisen hervorgerufen, in denen das Vorgehen des neuen Twitter-Eigentümers in der Vergangenheit verteidigt wurde.
Musk erkannte in einem weiteren Tweet an, dass er bei Einschränkungen der Redefreiheit zu weit gegangen war und versprach, keine weitreichenden Änderungen der Plattformregeln mehr ohne vorherige Online-Befragung der Nutzer umzusetzen. "Meine Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen." Dann schob er die Umfrage zu seinem Rücktritt nach. Anschließend verwies er noch auf eine Redewendung: "Gib Acht, was du dir wünschst, denn du könntest es bekommen."
Journalisten-Konten kurzzeitig gesperrt
Zuletzt hatte der Onlinedienst außerdem mit der Sperrung der Nutzerkonten mehrerer prominenter US-Journalisten für Aufregung gesorgt, die über Musk oder Twitter berichten. Die Sperrungen waren nach Angaben der Betroffenen ohne Vorwarnung erfolgt. Vorangegangen war die Sperrung eines Accounts, der die Flüge von Musks Privatjet nachverfolgte.
Ein Großteil der Konten wurde zwar mittlerweile wieder freigeschaltet - die Kritik an dem Vorgehen war aber riesig. Viele Nutzerinnen und Nutzer bewarben daraufhin - aber auch schon zuvor - den Twitter-Konkurrenten Mastodon als Alternative.
Selbsternannter Vorkämpfer für Meinungsfreiheit
Musk hatte Twitter im Oktober übernommen und setzt bei dem Online-Dienst seitdem seine Vorstellungen durch. Er hatte sich in der Vergangenheit immer als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit präsentiert. Auf Twitter propagierte er schließlich Verschwörungstheorien und nutzte die Plattform, um in seinen Tweets für die US-Republikaner zu werben.
Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit.