Konflikt mit Beschäftigten Erstmals Streik bei Samsung in Südkorea
Zum ersten Mal in der Firmengeschichte streiken Angestellte des südkoreanischen Technologie-Konzerns Samsung. Sie demonstrieren nach Gewerkschaftsangaben für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen.
Eine Gewerkschaft bei Samsung hat zum ersten Mal in der 55-jährigen Geschichte des südkoreanischen Elektronikkonzerns zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft National Samsung Electronics Union (NSEU) forderte Beschäftigte dazu auf, an einem heutigen Brückentag in Südkorea nicht zur Arbeit zu erscheinen, um für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu protestieren.
Die NSEU zählt rund 28.000 Mitglieder oder mehr als ein Fünftel der Gesamtbelegschaft des Unternehmens. Die Gewerkschaft fordert unter anderem einen zusätzlichen Urlaubstag sowie transparente leistungsbezogene Prämien. Samsung hatte zuvor erklärt, man werde sich "aufrichtig an Gesprächen mit der Gewerkschaft beteiligen".
Samsung: Keine Auswirkungen auf Produktion
Der Konzern gab sich hinsichtlich der Auswirkungen des Streiks gelassen. "Es gibt keine Auswirkungen auf die Produktion und die Geschäftsaktivitäten", erklärte Samsung. Außerdem handele es sich nur um einen eintägigen Streik, der in die Ferienzeit in Südkorea falle.
Auch das Marktforschungsunternehmen Trendforce gab die Einschätzung ab, dass sich der Streik sich nicht auf die Produktion von Speicherchips auswirken oder zu Lieferengpässen führen werde. Trendforce wies darauf hin, dass an der Arbeitsniederlegung mehr Beschäftigte in der Samsung-Zentrale in der Hauptstadt Seoul beteiligt seien als Mitarbeiter aus der Produktion. Die Produktion sei außerdem stark automatisiert.
Symbolische Bedeutung
Dennoch ist die Aktion von symbolischer Bedeutung. Samsung habe sich jahrzehntelang erfolgreich gegen jede gewerkschaftliche Organisation seiner Beschäftigten gewehrt, sagte Vladimir Tikhonov, Professor für Koreanistik an der Universität Oslo, der Nachrichtenagentur AFP. Die kollektive Aktion zeige, dass "es in Südkorea eine allmähliche Tendenz zur Stärkung der Arbeitnehmerschaft gibt". Die Gewerkschaft hatte erklärt, alle Standorte des Unternehmens in ganz Südkorea seien vom Streik betroffen.
Nach Angaben der Friedrich-Ebert-Stiftung ist das Streikrecht in Südkorea zwar in der Verfassung verankert und wird gesetzlich anerkannt, es unterliegt jedoch weitgehenden Einschränkungen. Faktisch seien legale Streiks nur durch Betriebsgewerkschaften möglich. Sie seien außerdem nur zulässig, wenn es dabei um Arbeitsbedingungen wie Löhne, Sozialleistungen oder Arbeitszeiten geht.
Es drohen strafrechtliche Konsequenzen
Streiks, die allgemeine wirtschaftliche oder soziale Fragen betreffen, seien ebenso verboten wie Arbeitskampf-Maßnahmen aus Protest gegen Werksschließungen oder Kündigungen. Ebenso sind nach Angaben der Stiftung Streiks am Arbeitsplatz in Südkorea unzulässig, wenn dadurch der Produktionsprozess beeinträchtigt wird.
Als Konsequenz bleibe den Gewerkschaften häufig nur die Möglichkeit, illegale Streiks durchzuführen. In diesem Fall drohen den Gewerkschaftsaktivisten oder Streikenden jedoch strafrechtliche Verfolgung und Gerichtsverfahren mit hohen Entschädigungs-Forderungen der Unternehmen.
Samsung Electronics ist einer der größten Hersteller von Smartphones weltweit. Der Konzern gehört außerdem zu den wichtigen Herstellern höchst leistungsfähiger Computerchips, die für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz benötigt werden. Seit Januar laufen die Tarifverhandlungen, die Angestellten fordern mehr Lohn. Eine Einigung mit der Gewerkschaft war bislang nicht in Sicht.