Geplante Super League US-Bank wittert Milliardengeschäft
Im Fußball geht es längst nicht mehr nur um Tore, sondern auch ums große Geld. Die Super League ist nur der nächste Schritt. Finanziert wird der Wettbewerb von JP Morgan: Was verspricht sich die US-Bank davon?
Die großen europäischen Fußballclubs stehen nicht nur für sportliche Glanzleistungen, sondern zum Teil auch knietief in den Schulden. Real Madrid gehört dazu, aber auch der FC Barcelona oder Juventus Turin.
Der Vereinspräsident des italienischen Traditionsclubs, Andrea Agnelli, sieht in der neuen Superliga eine riesige Chance: Das Interesse von Finanzunternehmen bedeute für seine Industrie eine glänzende Zukunft, sagte er auf der Generalversammlung der European Club Association (ECA).
Hunderte Millionen als "Startgeld"
Die US-Investmentbank JP Morgan will mehr als drei Milliarden Euro in die neue Superliga investieren. Für jeden der zwölf Gründungsvereine bedeutet das Einnahmen in Höhe von bis zu 300 Millionen Euro. Und das allein zum Start. Den Clubs winken feste Erlöse - unabhängig vom sportlichen Erfolg, der bislang entscheidend ist für die Einnahmen, etwa aus europäischen Wettbewerben.
Dan Jones, britischer Finanzexperte des Beratungsunternehmens Deloitte, sagte der BBC: Die Unbeständigkeit sei brutal, in einem Jahr in der Champions League zu spielen und dann im anderen nicht mehr - oder gar abzusteigen aus einer Liga wie der Premier League.
JP Morgan wittert ein gutes Geschäft
Längst ist der Fußball ein Spiel, in dem es nicht nur ums Gewinnen geht, sondern eben auch um das große Geld, an das nun auch die Investmentbank JP Morgan kommen will - eben mit der neuen europäischen Super League. Die Bank verfolge klare Ziele, sagt Anlagestratege Robert Halver von der Baader Bank:
"JP Morgan weiß, dass natürlich so eine Superliga der besten europäischen Fußballclubs gerade in Asien und Amerika gut ankommt. Da möchte man ja die Besten der Besten spielen sehen - und wenn da Geld mit verdient wird, bin ich mir sicher, ist das ein gutes und langfristiges Investment für JP Morgan."
Eine neue Ebene der Kommerzialisierung
Ein langfristiges Investment mit langfristigen Einnahmen - zum Beispiel aus TV-Rechten, die sich weltweit vermarkten lassen. Die Kritik daran ist riesig. Mit der Superliga erreicht die Kommerzialisierung des Fußballs eine völlig neue Ebene. Oliver Roth von der Oddo Seydler Bank kann die Wut der Fans verstehen - der Börsenhändler stand einst selbst als Bundesliga-Profi auf dem Platz. "Ich halte diese Idee einer Superliga für eine rein kommerziell getriebene Idee, die sich hoffentlich eben auch nicht durchsetzen wird", sagt Roth. "Und deswegen tun die deutschen Vereine gut daran, wenn sie sich an diesem Modell nicht beteiligen."
Vereine wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund haben erstmal Abstand von den Plänen ihrer Konkurrenten genommen. Gut möglich, dass die Sportfunktionäre trotzdem einen Blick auf die Aktienkurse der anderen europäischen Vereine geworfen haben: Anteile von Juventus Turin stiegen nach der gestrigen Ankündigung der Super League um 14 Prozent, die von Manchester United um rund sieben Prozent. An der Börse zählt eben das Geld - und nicht die Tore.