Tesla enttäuscht beim Wachstum Musk warnt vor Siegeszug chinesischer E-Autobauer
Laut Elon Musk halten nur Handelsschranken die chinesischen Hersteller davon ab, die "meisten anderen Autofirmen in der Welt" zu "zerstören". Die Zeiten rasanten Wachstums bei Tesla sind vorbei.
Ohne Handelsbarrieren hätten weite Teile der Autobranche aus Sicht von Tesla-Chef Elon Musk keine Chance gegen die chinesischen Hersteller. "Sie sind extrem gut", sagte Musk in einer Telefonkonferenz mit Analysten nach Vorlage aktueller Quartalszahlen. "Wenn es keine Handelsschranken gibt, werden sie die meisten anderen Autofirmen in der Welt so ziemlich zerstören", prognostizierte der Tech-Milliardär.
BYD auf dem Weg zur Nummer eins
Tatsächlich bekommt auch Tesla die Konkurrenz aus Fernost immer mehr zu spüren. So musste der US-Konzern im vierten Quartal seinen Platz als führender Hersteller von Elektrofahrzeugen nach Verkaufszahlen an BYD aus China abgeben. Die Chinesen punkteten bei den Kunden mit einer Modellpalette, die sowohl günstiger als auch vielfältiger ist.
Auch wenn Tesla im Gesamtjahr 2023 mit 1,81 Millionen weltweit ausgelieferten Fahrzeugen die Nase noch vorn hatte: Branchenkenner gehen davon aus, dass BYD auf lange Sicht mehr Elektrofahrzeuge als Tesla verkaufen wird. Bislang hält in den USA noch ein Einfuhrzoll von 25 Prozent chinesische Autobauer vom Markt fern.
Tesla verfehlt Markterwartungen
Dass die Zeiten rasanter Wachstumsraten bei Tesla vorbei sind, musste Musk gestern Abend bei Vorstellung der Zahlen zum vierten Quartal eingestehen: Der Tesla-Chef meldete für die Monate Oktober bis Dezember ein Umsatzplus von drei Prozent - das niedrigste Umsatzwachstum seit drei Jahren. Mit Erlösen von 25,2 Milliarden Dollar blieb Tesla zudem deutlich hinter den Markterwartungen zurück, Analysten hatten im Schnitt eher mit Erlösen von fast 25,9 Milliarden Dollar gerechnet.
Die schwache Umsatzentwicklung ist auch auf die massiven Preissenkungen zurückzuführen, die der Konzern seinen Kunden gewährte, um sein Absatzziel von 1,8 Millionen ausgelieferten Fahrzeugen zu erreichen. So kostet das beliebteste Model Y in den USA rund 26 Prozent weniger als zuvor.
Gewinnmarge sinkt
Tesla schaffte auf diesem Wege zwar sein Absatzziel, doch die Profitabilität ging deutlich zurück: Der Konzern meldete eine Brutto-Gewinnmarge von 17,6 Prozent. Zum Vergleich: Vor Jahresfrist waren es noch 23,8 Prozent gewesen. Analysten hatten aktuell 18,3 Prozent erwartet.
Für das laufende Jahr erwartet Musk eine "deutliche" Verlangsamung des Absatzwachstums, da Tesla an der Einführung der nächsten Fahrzeug-Generation in der Gigafactory Texas arbeite. Sein zuvor genanntes Ziel, eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 50 Prozent über mehrere Jahre zu erreichen, wiederholte der Tech-Milliardär gestern nicht.
Konzernchef verbreitet Optimismus
Nichtsdestotrotz zeichnete Musk ein rosiges Bild für die Zukunft: Das Unternehmen befinde sich lediglich zwischen zwei Wachstumswellen: einmal durch die Modelle 3 und Y, außerdem durch eine zweite Welle, die mit der Fahrzeugplattform der nächsten Generation beginne. Tesla entwickele ein "revolutionäres" Produktionssystem und könne sogar zum wertvollsten Unternehmen der Welt werden.
Mit dem neuen Produktionsverfahren soll unter anderem ein günstigeres Kompaktmodell gebaut werden. Die Fertigung solle nach aktueller Planung im zweiten Halbjahr 2025 im texanischen Austin beginnen, sagte Musk. Zugleich schränkte er ein: "Ich bin oft optimistisch, was die Zeit angeht."
Anleger schicken Tesla-Aktie in die Tiefe
An der Börse wollte ihm das ohnehin nur wenige Anleger glauben. Im frühen Frankfurter Handel rauscht die Tesla-Aktie um über sieben Prozent in die Tiefe - Anleger zeigten sich enttäuscht von der Bilanz und den Wachstumsperspektiven des Konzerns.
Das wertvollste Unternehmen der Welt ist aktuell Apple mit 3,02 Billionen Dollar, dicht gefolgt von Microsoft: Der Softwarekonzern profitierte zuletzt massiv von der Aufregung rund um Künstliche Intelligenz (KI) und knackte gestern als zweites Unternehmen in der Börsengeschichte überhaupt die Marke von drei Billionen Dollar beim Firmenwert. Mit einer Marktkapitalisierung von derzeit 661 Milliarden Dollar wäre es damit für Tesla noch ein sehr weiter Weg bis zum Unternehmen mit dem höchsten Börsenwert, wie es Elon Musk offenbar vorschwebt.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.